03.09.2018 06:00 | Plan International Deutschland e.V. | Politik
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Krisenregion Tschadsee: Mädchen leiden unter Gewalt, Frühverheiratung und sexuellen Übergriffen / Neuer Plan-Report zu heranwachsenden Mädchen in Nigeria, Niger und Kamerun
Hamburg (ots) -
Sperrfrist: 03.09.2018 06:00
Bitte beachten Sie, dass diese Meldung erst nach Ablauf der
Sperrfrist zur Veröffentlichung freigegeben ist.
Die andauernde Krise in der Tschadsee-Region hat massive Folgen
für heranwachsende Mädchen. Seit jeher sind sie von Armut und
Diskriminierung betroffen. Wie sie selbst in einer Befragung angeben,
hat die langjährige, von multiplen Ursachen geprägte Krise ihr Leben
noch drastisch verschlechtert. Angst vor Überfällen und Entführungen
durch Aufständische, sexueller und physischer Gewalt in den Straßen,
aber auch im häuslichen Umfeld, bestimmen ihren Alltag. Jedes fünfte
Mädchen zwischen zehn und 19 Jahren gab in einer Befragung an, im
vergangenen Monat geschlagen worden zu sein. Nahezu alle Mädchen
berichteten, keinerlei Einfluss auf ihr Leben zu haben. Hinzu kommt
die Angst, keinen Zugang zu Bildung zu haben. "Viele Mädchen hier
brechen die Schule ab, weil sie verheiratet, schwanger oder
vergewaltigt werden" berichtet ein 18-jähriges Mädchen aus Kamerun in
dem Report "Heranwachsende Mädchen in der Krise: Stimmen aus der
Tschadsee-Region" der Kinderhilfsorganisation Plan International.
"Wir dürfen nicht zulassen, dass Mädchen, die am stärksten von der
Krise betroffenen sind, durch alle Netze fallen", sagt Hussaini Abdu,
Länderdirektor von Plan Nigeria. "Sie haben ein Recht darauf, über
ihr Leben zu entscheiden. Zum Beispiel ob, wann und mit wem sie
Kinder haben möchten. Genauso wesentlich für ihre Zukunft ist es,
dass sie zur Schule gehen können." Der Zugang zu Bildung beeinflusst
maßgeblich, ob ein Mädchen frühverheiratet wird oder nicht: Die
Gefahr, minderjährig verheiratet zu werden, ist in der Region bis zu
viermal so hoch, wenn sie keinen Schulabschluss haben. Die Folge sind
Frühschwangerschaften mit hohen gesundheitlichen Risiken: Die
Tschadsee-Region hat eine der höchsten Müttersterblichkeitsraten
weltweit.
Plan International Deutschland fordert daher von der deutschen
Bundesregierung, Bildung als lebensrettende Maßnahme in der
humanitären Hilfe anzuerkennen und finanzielle Mittel dafür
bereitzustellen. Maike Röttger, Geschäftsführerin von Plan
International Deutschland:
"Bildung leistet einen wesentlichen Beitrag, Mädchen vor
gravierenden Menschenrechtsverletzungen zu schützen. Gebildete
Mädchen kennen ihre Rechte und haben eine größere Chance, sich im
Leben durchzusetzen. In Niger werden drei von vier Mädchen vor ihrem
18. Geburtstag verheiratet. Die Chance, diesem Schicksal zu entgehen,
steigt mit jedem Schuljahr, das sie absolvieren."
Plan International hat ein länderübergreifendes Programm in Niger,
Nigeria und Kamerun, das vor allem Kinder und Jugendliche sowie von
Gewalt betroffene junge Frauen im Fokus hat. Sie bekommen
psychosoziale Betreuung sowie Unterstützung, um sich ein Einkommen zu
schaffen. Da Schulen bevorzugte Ziele von Terrorakten sind, führt
Plan auch das Pilotprojekt "mobile Schulen" durch, bei dem Lehrkräfte
in entlegene Dörfer fahren, um dort Kinder zu unterrichten, deren
Schulen zerstört wurden oder deren Schulwege zu gefährlich sind. So
soll verhindert werden, dass Mädchen und Jungen über Jahre Bildung
verloren geht.
In dem Report "Adolescent Girls in Crisis: Voices from the Lake
Chad Basin" werden heranwachsende Mädchen in Nigeria, Niger und
Kamerun zu ihrer persönlichen Sicht auf die Krise befragt. Der Report
erscheint parallel zur internationalen Konferenz zur Tschadsee-Region
am 3.-4. September in Berlin.
Den Report sowie Fotos zum Download und weiteres Material finden
Sie online in unserem Pressebereich unter: www.plan.de/presse Ein
Interview mit Hussaini Abdu, Länderdirektor von Plan Nigeria, in
Berlin ist möglich.
Ergebnisse aus dem Report:
- Jedes dritte befragte Mädchen zwischen 10 und 19 Jahren fühlt
sich im häuslichen Umfeld nicht sicher.
- Laut Aussage der Mädchen sind sie seit der Krise einem noch
größeren Risiko ausgesetzt, vor ihrem 18. Geburtstag
zwangsverheiratet zu werden. Über die Hälfte der verheirateten
Mädchen in der Region ist bei der Hochzeit zwischen 14 und 15
Jahre alt.
- Mehr als die Hälfte der Mädchen gab zudem an, in letzter Zeit
hungrig ins Bett gegangen zu sein, weil es nicht genügend
Lebensmittel gibt.
- Besonders kritisch ist die Situation für Mädchen, die von ihren
Familien getrennt wurden: Um ihr Überleben zu sichern, arbeiten
sie oft als Hausangestellte in sklavenähnlichen Verhältnissen.
Viele von ihnen berichten, von ihren Arbeitgebern sexuell
missbraucht oder vergewaltigt worden zu sein.
- Fast ein Zehntel der Mädchen gab an, kürzlich sexualisierte
Gewalt erlebt zu haben.
- Der Report zeigt nicht nur auf, wo die Probleme liegen, er gibt
den Mädchen auch eine Stimme, um ihre Träume und Bedürfnisse zu
beschreiben. So wünscht sich ein Großteil von ihnen
Berufstrainings, um die Familie finanziell unterstützen zu
können. Gleichzeitig war den meisten Mädchen der Besuch einer
Schule sehr wichtig.
Pressekontakt:
Plan International Deutschland e.V., Kommunikation, Bramfelder Str.
70, 22305 Hamburg
- Claudia Ulferts, Pressereferentin, Tel. 040 61140-267,
presse@plan.de
- Anabela Brandao, Pressereferentin, Tel. 040 61140-146,
presse@plan.de
Original-Content von: Plan International Deutschland e.V., übermittelt durch news aktuell
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Die andauernde Krise in der Tschadsee-Region hat massive Folgen
für heranwachsende Mädchen. Seit jeher sind sie von Armut und
Diskriminierung betroffen. Wie sie selbst in einer Befragung angeben,
hat die langjährige, von multiplen Ursachen geprägte Krise ihr Leben
noch drastisch verschlechtert. Angst vor Überfällen und Entführungen
durch Aufständische, sexueller und physischer Gewalt in den Straßen,
aber auch im häuslichen Umfeld, bestimmen ihren Alltag. Jedes fünfte
Mädchen zwischen zehn und 19 Jahren gab in einer Befragung an, im
vergangenen Monat geschlagen worden zu sein. Nahezu alle Mädchen
berichteten, keinerlei Einfluss auf ihr Leben zu haben. Hinzu kommt
die Angst, keinen Zugang zu Bildung zu haben. "Viele Mädchen hier
brechen die Schule ab, weil sie verheiratet, schwanger oder
vergewaltigt werden" berichtet ein 18-jähriges Mädchen aus Kamerun in
dem Report "Heranwachsende Mädchen in der Krise: Stimmen aus der
Tschadsee-Region" der Kinderhilfsorganisation Plan International.
"Wir dürfen nicht zulassen, dass Mädchen, die am stärksten von der
Krise betroffenen sind, durch alle Netze fallen", sagt Hussaini Abdu,
Länderdirektor von Plan Nigeria. "Sie haben ein Recht darauf, über
ihr Leben zu entscheiden. Zum Beispiel ob, wann und mit wem sie
Kinder haben möchten. Genauso wesentlich für ihre Zukunft ist es,
dass sie zur Schule gehen können." Der Zugang zu Bildung beeinflusst
maßgeblich, ob ein Mädchen frühverheiratet wird oder nicht: Die
Gefahr, minderjährig verheiratet zu werden, ist in der Region bis zu
viermal so hoch, wenn sie keinen Schulabschluss haben. Die Folge sind
Frühschwangerschaften mit hohen gesundheitlichen Risiken: Die
Tschadsee-Region hat eine der höchsten Müttersterblichkeitsraten
weltweit.
Plan International Deutschland fordert daher von der deutschen
Bundesregierung, Bildung als lebensrettende Maßnahme in der
humanitären Hilfe anzuerkennen und finanzielle Mittel dafür
bereitzustellen. Maike Röttger, Geschäftsführerin von Plan
International Deutschland:
"Bildung leistet einen wesentlichen Beitrag, Mädchen vor
gravierenden Menschenrechtsverletzungen zu schützen. Gebildete
Mädchen kennen ihre Rechte und haben eine größere Chance, sich im
Leben durchzusetzen. In Niger werden drei von vier Mädchen vor ihrem
18. Geburtstag verheiratet. Die Chance, diesem Schicksal zu entgehen,
steigt mit jedem Schuljahr, das sie absolvieren."
Plan International hat ein länderübergreifendes Programm in Niger,
Nigeria und Kamerun, das vor allem Kinder und Jugendliche sowie von
Gewalt betroffene junge Frauen im Fokus hat. Sie bekommen
psychosoziale Betreuung sowie Unterstützung, um sich ein Einkommen zu
schaffen. Da Schulen bevorzugte Ziele von Terrorakten sind, führt
Plan auch das Pilotprojekt "mobile Schulen" durch, bei dem Lehrkräfte
in entlegene Dörfer fahren, um dort Kinder zu unterrichten, deren
Schulen zerstört wurden oder deren Schulwege zu gefährlich sind. So
soll verhindert werden, dass Mädchen und Jungen über Jahre Bildung
verloren geht.
In dem Report "Adolescent Girls in Crisis: Voices from the Lake
Chad Basin" werden heranwachsende Mädchen in Nigeria, Niger und
Kamerun zu ihrer persönlichen Sicht auf die Krise befragt. Der Report
erscheint parallel zur internationalen Konferenz zur Tschadsee-Region
am 3.-4. September in Berlin.
Den Report sowie Fotos zum Download und weiteres Material finden
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Interview mit Hussaini Abdu, Länderdirektor von Plan Nigeria, in
Berlin ist möglich.
Ergebnisse aus dem Report:
- Jedes dritte befragte Mädchen zwischen 10 und 19 Jahren fühlt
sich im häuslichen Umfeld nicht sicher.
- Laut Aussage der Mädchen sind sie seit der Krise einem noch
größeren Risiko ausgesetzt, vor ihrem 18. Geburtstag
zwangsverheiratet zu werden. Über die Hälfte der verheirateten
Mädchen in der Region ist bei der Hochzeit zwischen 14 und 15
Jahre alt.
- Mehr als die Hälfte der Mädchen gab zudem an, in letzter Zeit
hungrig ins Bett gegangen zu sein, weil es nicht genügend
Lebensmittel gibt.
- Besonders kritisch ist die Situation für Mädchen, die von ihren
Familien getrennt wurden: Um ihr Überleben zu sichern, arbeiten
sie oft als Hausangestellte in sklavenähnlichen Verhältnissen.
Viele von ihnen berichten, von ihren Arbeitgebern sexuell
missbraucht oder vergewaltigt worden zu sein.
- Fast ein Zehntel der Mädchen gab an, kürzlich sexualisierte
Gewalt erlebt zu haben.
- Der Report zeigt nicht nur auf, wo die Probleme liegen, er gibt
den Mädchen auch eine Stimme, um ihre Träume und Bedürfnisse zu
beschreiben. So wünscht sich ein Großteil von ihnen
Berufstrainings, um die Familie finanziell unterstützen zu
können. Gleichzeitig war den meisten Mädchen der Besuch einer
Schule sehr wichtig.
Pressekontakt:
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70, 22305 Hamburg
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Schlagwörter
Tschadsee , Soziales , Hilfsorganisation , Außenpolitik , Politik , Jugendliche , Mädchen , Armut , Frühverheiratung , Konflikte , Hamburg ,
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