30.07.2019 15:03 | SWR - Das Erste | Medien / Kultur
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"Report Mainz" und "stern": Massiver Konflikt um Nazi-Postings bei Daimler / Dienstag, 30. Juli 2019, 21:45 Uhr im Ersten (FOTO)
Foto: obs/SWR - Das Erste
SÜDWESTRUNDFUNK
Report Mainz
montags, im Wechsel mit REPORT aus München, um 21:45 Uhr im Ersten.
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Mainz (ots) -
Das Stammwerk der Daimler AG in Stuttgart wird von einem massiven
Konflikt um Nazi-Postings und Hass-Botschaften erschüttert. Wie das
Magazin "stern" und das ARD-Politikmagazin "Report Mainz" berichten,
hatte der Konzern im Jahr 2018 zwei Arbeiter des Werks Untertürkheim
entlassen, nachdem diese einem türkischstämmigen Kollegen und
IG-Metall-Vertrauensmann über Monate Hitler- und Hakenkreuz-Bilder
sowie verächtliche Bilder über Moslems zugesandt hatten. Die rechte
Mini-Gewerkschaft "Zentrum Automobil", die in Untertürkheim im
Betriebsrat vertreten ist, nutzt diesen Fall nun für eine Kampagne
aus.
So veröffentlichte der Verein auf Facebook und Youtube einen 35
Minuten langen Film, in dem die Vorwürfe gegen die beiden Entlassenen
als "völlig absurd" abgetan werden. Schuld seien korrupte Praktiken
bei der IG Metall. Mitte Juli kam es über den Fall vor den Toren des
Werksteils in Mettingen am Stuttgarter Stadtrand auch zu einer
lautstarken Auseinandersetzung zwischen rechten Gewerkschaftern und
IG-Metall-Vertretern. Laut eines Videos, das "stern" und "Report
Mainz" vorliegt, wurde der Streit erst durch ein Eingreifen der
Polizei beendet.
Das Arbeitsgericht Stuttgart hatte die Kündigungen der zwei
Arbeiter in erster Instanz als rechtmäßig bestätigt. In einem Aushang
für die Mitarbeiter wies Daimler jetzt auch die Vorwürfe des
"Zentrums Automobil" zurück. In der Regel äußere man sich nicht zu
Kündigungsfällen, erklärte das Unternehmen in einem Aushang für die
Beschäftigten. Weil der Film aber die Tatsachen verzerre, mache man
nun eine Ausnahme. Rassismus und Fremdenfeindlichkeit könne Daimler
"in keiner Weise dulden".
Solche Nazi- und Hassposts seien auch zwischen anderen
Daimler-Mitarbeitern geteilt worden, berichten mehrere
IG-Metall-Betriebsräte: "Also in dieser Massivität hat's mich
definitiv überrascht. Ich meine, dass es diese Aussagen, diese
Bilder, diese ganzen Inszenierungen gibt, das wissen wir. So
realistisch sind wir alle miteinander. Aber dass es so massiv hier im
Betrieb zugeht, das war schon extrem überraschend", sagte Roland
Schäfer, stellvertretender IG-Metall-Betriebsratsvorsitzender von
Untertürkheim. Der IG Metallchef Baden-Württemberg, Roman
Zitzelsberger, sagt außerdem im Interview mit "Report Mainz" und
"stern", dass das ein Thema mit politischem Sprengstoff sei: "Also
das ganze Geschehen ist eine ganz gezielte Inszenierung, eine
Propaganda, da wird gelogen, dass sich die Balken biegen von den
Rechten, wir haben das alles sehr, sehr gründlich nachrecherchiert,
was da tatsächlich passiert ist und das Arbeitsgericht hat das
eindeutig bestätigt, was da passiert ist." Mehrere IG Metaller
berichten weiterhin, dass das Geschehen den Betriebsfrieden störe
bzw. ihn gefährde. Im baden-württembergischen Stammwerk Untertürkheim
arbeiten rund 20.000 Mitarbeiter. Sie stammen aus rund 100 Nationen.
Vor diesem Hintergrund spalten die Aktivitäten von Oliver Hilburgers
ultrarechter Gewerkschaft die Belegschaft.
Der Jenaer Sozialwissenschaftler, Prof. Klaus Dörre, der seit
Jahren zu rechten Tendenzen in den Gewerkschaften forscht, befürchtet
sogar wirtschaftliche Auswirkungen auf den Konzern: "Wenn offenkundig
wird, dass es einen radikal rechten Formierungsprozess in
Mercedes-Werken gibt und dann in diesem großen Werk in Untertürkheim,
das ist natürlich geschäftsschädigend. Die internationale Presse wird
sich sofort interessieren. Und das ist überhaupt nicht
auszuschließen, sondern sehr wahrscheinlich, dass das auch zulasten
des Geschäfts im Ausland geht."
Das "Zentrum Automobil" ist auch mit Ablegern bei Porsche und BMW
in Leipzig sowie in zwei anderen Daimler-Werken vertreten. Der
Vorsitzende des Vereins, Oliver Hilburger, spielte früher in einer
Neonazi-Band. Fragen von "stern" und "Report Mainz" ließ der Verein
unbeantwortet.
Weitere Informationen auf swr.de/report
Zitate gegen Quellenangabe "Report Mainz" frei.
Bei Rückfragen rufen Sie bitte in der Redaktion "Report Mainz" an:
06131 929-33351 oder -33352.
Original-Content von: SWR - Das Erste, übermittelt durch news aktuell
Das Stammwerk der Daimler AG in Stuttgart wird von einem massiven
Konflikt um Nazi-Postings und Hass-Botschaften erschüttert. Wie das
Magazin "stern" und das ARD-Politikmagazin "Report Mainz" berichten,
hatte der Konzern im Jahr 2018 zwei Arbeiter des Werks Untertürkheim
entlassen, nachdem diese einem türkischstämmigen Kollegen und
IG-Metall-Vertrauensmann über Monate Hitler- und Hakenkreuz-Bilder
sowie verächtliche Bilder über Moslems zugesandt hatten. Die rechte
Mini-Gewerkschaft "Zentrum Automobil", die in Untertürkheim im
Betriebsrat vertreten ist, nutzt diesen Fall nun für eine Kampagne
aus.
So veröffentlichte der Verein auf Facebook und Youtube einen 35
Minuten langen Film, in dem die Vorwürfe gegen die beiden Entlassenen
als "völlig absurd" abgetan werden. Schuld seien korrupte Praktiken
bei der IG Metall. Mitte Juli kam es über den Fall vor den Toren des
Werksteils in Mettingen am Stuttgarter Stadtrand auch zu einer
lautstarken Auseinandersetzung zwischen rechten Gewerkschaftern und
IG-Metall-Vertretern. Laut eines Videos, das "stern" und "Report
Mainz" vorliegt, wurde der Streit erst durch ein Eingreifen der
Polizei beendet.
Das Arbeitsgericht Stuttgart hatte die Kündigungen der zwei
Arbeiter in erster Instanz als rechtmäßig bestätigt. In einem Aushang
für die Mitarbeiter wies Daimler jetzt auch die Vorwürfe des
"Zentrums Automobil" zurück. In der Regel äußere man sich nicht zu
Kündigungsfällen, erklärte das Unternehmen in einem Aushang für die
Beschäftigten. Weil der Film aber die Tatsachen verzerre, mache man
nun eine Ausnahme. Rassismus und Fremdenfeindlichkeit könne Daimler
"in keiner Weise dulden".
Solche Nazi- und Hassposts seien auch zwischen anderen
Daimler-Mitarbeitern geteilt worden, berichten mehrere
IG-Metall-Betriebsräte: "Also in dieser Massivität hat's mich
definitiv überrascht. Ich meine, dass es diese Aussagen, diese
Bilder, diese ganzen Inszenierungen gibt, das wissen wir. So
realistisch sind wir alle miteinander. Aber dass es so massiv hier im
Betrieb zugeht, das war schon extrem überraschend", sagte Roland
Schäfer, stellvertretender IG-Metall-Betriebsratsvorsitzender von
Untertürkheim. Der IG Metallchef Baden-Württemberg, Roman
Zitzelsberger, sagt außerdem im Interview mit "Report Mainz" und
"stern", dass das ein Thema mit politischem Sprengstoff sei: "Also
das ganze Geschehen ist eine ganz gezielte Inszenierung, eine
Propaganda, da wird gelogen, dass sich die Balken biegen von den
Rechten, wir haben das alles sehr, sehr gründlich nachrecherchiert,
was da tatsächlich passiert ist und das Arbeitsgericht hat das
eindeutig bestätigt, was da passiert ist." Mehrere IG Metaller
berichten weiterhin, dass das Geschehen den Betriebsfrieden störe
bzw. ihn gefährde. Im baden-württembergischen Stammwerk Untertürkheim
arbeiten rund 20.000 Mitarbeiter. Sie stammen aus rund 100 Nationen.
Vor diesem Hintergrund spalten die Aktivitäten von Oliver Hilburgers
ultrarechter Gewerkschaft die Belegschaft.
Der Jenaer Sozialwissenschaftler, Prof. Klaus Dörre, der seit
Jahren zu rechten Tendenzen in den Gewerkschaften forscht, befürchtet
sogar wirtschaftliche Auswirkungen auf den Konzern: "Wenn offenkundig
wird, dass es einen radikal rechten Formierungsprozess in
Mercedes-Werken gibt und dann in diesem großen Werk in Untertürkheim,
das ist natürlich geschäftsschädigend. Die internationale Presse wird
sich sofort interessieren. Und das ist überhaupt nicht
auszuschließen, sondern sehr wahrscheinlich, dass das auch zulasten
des Geschäfts im Ausland geht."
Das "Zentrum Automobil" ist auch mit Ablegern bei Porsche und BMW
in Leipzig sowie in zwei anderen Daimler-Werken vertreten. Der
Vorsitzende des Vereins, Oliver Hilburger, spielte früher in einer
Neonazi-Band. Fragen von "stern" und "Report Mainz" ließ der Verein
unbeantwortet.
Weitere Informationen auf swr.de/report
Zitate gegen Quellenangabe "Report Mainz" frei.
Bei Rückfragen rufen Sie bitte in der Redaktion "Report Mainz" an:
06131 929-33351 oder -33352.
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Schlagwörter
Gesellschaft , Arbeit , Politik , Ausländer , Justiz , Auto , Radio , Innenpolitik , Wirtschaft , Verkehr , Fernsehen , TV-Ausblick , Arbeitsmarkt , Medien / Kultur ,
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