11.09.2018 21:00 | Westfalen-Blatt | Presseschau
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Westfalen-Blatt: das Westfalen-Blatt zu den Landtagswahlen
Bielefeld (ots) - Die Grünen sind gegenwärtig ziemlich zufrieden
mit sich. Und ginge es nach ihnen, könnten die Landtagswahlen in
Bayern und Hessen schon an diesem Sonntag stattfinden. Grün liegt im
Trend - und zwar mit Programm und mit Personen. Zwar hat die Partei -
wie alle Demokraten in diesem Land - aktuell guten Grund, sich vor
dem Kurs der AfD zu fürchten. Wähler aber werden Gauland und Co. den
Grünen kaum abspenstig machen. Dazu ist die Öko-Partei nicht nur in
der Flüchtlingspolitik zu klar positioniert und gegenüber dem
Rechtsruck weitgehend immun. Hinzu kommt: Das grüne Urthema hat
Hochkonjunktur. Dass die Wetterextreme zunehmen und der Klimawandel
ökologisch wie ökonomisch Antworten fordert, dürfte den Deutschen
nach diesem Sommer noch klarer geworden sein. Auch das neue
Führungsduo aus Annalena Baerbock und Robert Habeck hat der Partei
einen Schub gegeben. Erstmals überhaupt leistet sich die Partei zwei
Realos an der Spitze. Für viele ein Zeichen, dass die Grünen die Zeit
der lähmenden Flügelkämpfe hinter sich lassen wollen. Kurios:
Baerbock und Habeck fahren inhaltlich eher einen linksliberalen Kurs,
was die vielen Fundis an der Parteibasis freut. Sie tun das aber
seltener mit dem Umerziehungs- und Weltverbesserer-Gestus, der ihren
Vorgängern stets zu eigen war. Und trauten sich eine Sommertour unter
dem vielsagenden Titel »Des Glückes Unterpfand«. Und schließlich:
Anders als Linke und FDP können die Grünen von der Schwäche der
Großen Koalition profitieren. Hier zahlt sich womöglich auch die
Ernsthaftigkeit aus, mit der die Grünen die am Ende gescheiterten
Verhandlungen über ein Jamaika-Bündnis geführt haben. Während sich
Christian Lindners Liberale noch immer wegen der Flucht vor der
Verantwortung kritisieren lassen müssen, kennen die Werte der Grünen
nur eine Richtung: Es geht bergauf - bei Mitgliederzahlen wie in den
Umfragen. Doch ist Vorsicht geboten. Es wäre nicht das erste Mal,
dass die Umfragekönige am Wahlabend ernüchtert dreinschauen. Und
selbst wenn sich die verheißungsvollsten Prognosen bewahrheiten
sollten, lautet die Frage: Was könnten die Grünen daraus machen? Es
drohen ihnen zwei Siege für die Galerie. In Bayern dürfte es für die
Grünen zwar das beste Ergebnis aller Zeiten geben, aber bis dato
schwört die CSU jedem Gedanken an eine mögliche Koalition ab. So
hängen die Regierungsträume der Grünen davon ab, dass die Not der CSU
am Ende größer ist. 14 Tage später in Hessen müssen sie dagegen fast
hoffen, dass der bisherige Koalitionspartners CDU besser als bisher
erwartet abschneidet, damit es wieder für Schwarz-Grün reicht. So
ganz zufrieden dürften solche Aussichten dann also doch noch nicht
machen.
Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261
Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell
mit sich. Und ginge es nach ihnen, könnten die Landtagswahlen in
Bayern und Hessen schon an diesem Sonntag stattfinden. Grün liegt im
Trend - und zwar mit Programm und mit Personen. Zwar hat die Partei -
wie alle Demokraten in diesem Land - aktuell guten Grund, sich vor
dem Kurs der AfD zu fürchten. Wähler aber werden Gauland und Co. den
Grünen kaum abspenstig machen. Dazu ist die Öko-Partei nicht nur in
der Flüchtlingspolitik zu klar positioniert und gegenüber dem
Rechtsruck weitgehend immun. Hinzu kommt: Das grüne Urthema hat
Hochkonjunktur. Dass die Wetterextreme zunehmen und der Klimawandel
ökologisch wie ökonomisch Antworten fordert, dürfte den Deutschen
nach diesem Sommer noch klarer geworden sein. Auch das neue
Führungsduo aus Annalena Baerbock und Robert Habeck hat der Partei
einen Schub gegeben. Erstmals überhaupt leistet sich die Partei zwei
Realos an der Spitze. Für viele ein Zeichen, dass die Grünen die Zeit
der lähmenden Flügelkämpfe hinter sich lassen wollen. Kurios:
Baerbock und Habeck fahren inhaltlich eher einen linksliberalen Kurs,
was die vielen Fundis an der Parteibasis freut. Sie tun das aber
seltener mit dem Umerziehungs- und Weltverbesserer-Gestus, der ihren
Vorgängern stets zu eigen war. Und trauten sich eine Sommertour unter
dem vielsagenden Titel »Des Glückes Unterpfand«. Und schließlich:
Anders als Linke und FDP können die Grünen von der Schwäche der
Großen Koalition profitieren. Hier zahlt sich womöglich auch die
Ernsthaftigkeit aus, mit der die Grünen die am Ende gescheiterten
Verhandlungen über ein Jamaika-Bündnis geführt haben. Während sich
Christian Lindners Liberale noch immer wegen der Flucht vor der
Verantwortung kritisieren lassen müssen, kennen die Werte der Grünen
nur eine Richtung: Es geht bergauf - bei Mitgliederzahlen wie in den
Umfragen. Doch ist Vorsicht geboten. Es wäre nicht das erste Mal,
dass die Umfragekönige am Wahlabend ernüchtert dreinschauen. Und
selbst wenn sich die verheißungsvollsten Prognosen bewahrheiten
sollten, lautet die Frage: Was könnten die Grünen daraus machen? Es
drohen ihnen zwei Siege für die Galerie. In Bayern dürfte es für die
Grünen zwar das beste Ergebnis aller Zeiten geben, aber bis dato
schwört die CSU jedem Gedanken an eine mögliche Koalition ab. So
hängen die Regierungsträume der Grünen davon ab, dass die Not der CSU
am Ende größer ist. 14 Tage später in Hessen müssen sie dagegen fast
hoffen, dass der bisherige Koalitionspartners CDU besser als bisher
erwartet abschneidet, damit es wieder für Schwarz-Grün reicht. So
ganz zufrieden dürften solche Aussichten dann also doch noch nicht
machen.
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Andreas Kolesch
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