18.11.2022 17:52 | Allgemeine Zeitung Mainz | Presseschau
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Stark / Kommentar von Jens Kleindienst zum Tarifabschluss
Mainz (ots) -
Chapeau! Das war stark, wie Gewerkschaften und Arbeitgeber der Metallindustrie diese Tarifrunde hinbekommen haben. Nach ein paar Warnstreiks und einer nächtlichen Verhandlungsrunde steht ein Ergebnis, das auf die Bedürfnisse beider Seiten Rücksicht nimmt. Da sind die Beschäftigten, die bei einer Inflationsrate von aktuell zehn Prozent ihren mühsam erarbeiteten Lebensstandard akut gefährdet sehen. Ihnen bietet die zweistufige Tariferhöhung von insgesamt über acht Prozent eine deutliche Entlastung - und das Gefühl, mit der Inflation nicht allein gelassen zu werden. Da sind die Arbeitgeber, die bei den Gehältern zwar kräftig drauflegen müssen, aber erst Mitte 2023 und im Frühjahr 2024. Das ist - bei der dauerhaft wirkenden Lohntabelle - nicht weniger als eine halbe Nullrunde. Diese Kostenpause wird den Unternehmen helfen, durch die besonders kritischen nächsten Monate zu kommen. Damit sich aber vor Juni 2023 etwas auf den Gehaltskonten der Arbeitnehmer tut, greift die Branche zur neuen Möglichkeit der steuer- und beitragsfreien Einmalzahlungen - das ist der Beitrag der Bundesregierung zu dieser Tarifeinigung. Somit wird die Kaufkraft der Beschäftigten wenigstens teilweise abgesichert, ohne die Inflation weiter anzuheizen. Außerdem haben die Firmen dank der langen Laufzeit der Vereinbarung jetzt fast zwei Jahre Planungssicherheit. Auch wenn der Abschluss der Metall- und Elektroindustrie Maßstäbe setzt, lässt er sich nicht einfach auf andere Branchen übertragen. Es gibt Wirtschaftszweige, die würde das schlicht überfordern; auch gibt es viele Millionen Jobs ohne jede Tarifbindung. Dennoch dürfen die dort Beschäftigten nicht von der allgemeinen Lohnentwicklung abgehängt werden.
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