12.05.2025 01:00 | Neue Osnabrücker Zeitung | Presseschau
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Gesundheitsversorgung: Landkreise stellen Arztvorbehalt infrage / Achim Brötel: Regierung sollte nicht bei Primärarztsystem stehen bleiben - Skandinavien als Vorbild
Osnabrück (ots) -
Dem Deutschen Landkreistag (DLT) gehen die umstrittenen Regierungspläne für ein Primärarztsystem zur Patientensteuerung gegen verstopfte Arztpraxen nicht weit genug. "Künftig werden immer weniger Ärztinnen und Ärzte immer mehr Menschen versorgen müssen. Die neue Bundesregierung sollte deshalb ruhig auch den Mut haben, über noch weitergehende Schritte nachzudenken", forderte DLT-Präsident Achim Brötel im Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ). "Gerade aus Skandinavien könnten wir da noch vieles lernen. Ich würde sogar so weit gehen, den Arztvorbehalt insgesamt infrage zu stellen."
In Skandinavien sehe man den Arzt nur, wenn die erfahrene Pflegefachkraft oder Arzthelferin im Empfangsbereich nicht von selbst weiterhelfen kann. "Warum trauen wir uns nicht, über ein solches Modell auch in Deutschland zumindest einmal nachzudenken?", so Brötel. So säßen bei großen Erkältungswellen die Leute in vollen Wartezimmern und husteten sich gegenseitig an, während sie auf den Arzt warten. "Das ist auch dann so, wenn es vielleicht nur um ein Alltagsrezept geht. Ließe sich das nicht auch wesentlich effizienter gestalten?", fragte der DLT-Präsident in der "NOZ".
Brötel reagierte auf die Pläne der neuen Bundesregierung. Im Koalitionsvertrag von Union und SPD heißt es: "Zu einer möglichst zielgerichteten Versorgung der Patientinnen und Patienten und für eine schnellere Terminvergabe setzen wir auf ein verbindliches Primärarztsystem bei freier Arztwahl durch Haus- und Kinderärzte." Die Primärärzte oder die von den Kassenärztlichen Vereinigungen betriebene Rufnummer 116 117 sollen den medizinisch notwendigen Bedarf für einen Facharzttermin feststellen und den dafür notwendigen Zeitkorridor (Termingarantie) festlegen. Hintergrund sind die im internationalen Vergleich sehr häufigen Arzttermine der Deutschen. Über die Pläne ist bereits eine heftige Diskussion entbrannt. Die Bundesärztekammer und die gesetzlichen Krankenkassen unterstützen das Vorhaben, die Kassenärztliche Bundesvereinigung sowie Patientenschützer haben Kritik geübt.
DLT-Präsident Brötel sagte dazu: "Das Ziel, über ein Primärarztsystem die Patienten besser zu steuern, ist absolut sinnvoll und ausdrücklich zu begrüßen. Das gilt auch für den Vorschlag der Bundesärztekammer zu einer Selbstbeteiligung, falls man entgegen ärztlichem Rat doch einen Facharzt ansteuert." Eine solche Diskussion sei "nicht schön, aber wir müssen uns einfach ehrlich machen".
Dabei stellte der Landkreistagspräsident die Aushandlungsmechanismen im Gesundheitswesen generell infrage. Fast jeder fordere die sektorenübergreifende Versorgung. "Am Ende scheitert es dann aber daran, dass schlicht Pfründe verteidigt werden und die Menschen bei alledem schließlich in die Röhre gucken", sagte er. "Ich würde mir deshalb wirklich wünschen, dass wir unser Gesundheitssystem sehr viel mehr am echten Bedarf der Patientinnen und Patienten ausrichten anstatt an den Interessen der Lobbyvertreter mit der lautesten Stimme."
Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion
Telefon: +49(0)541/310 207
Original-Content von: Neue Osnabrücker Zeitung, übermittelt durch news aktuell
Dem Deutschen Landkreistag (DLT) gehen die umstrittenen Regierungspläne für ein Primärarztsystem zur Patientensteuerung gegen verstopfte Arztpraxen nicht weit genug. "Künftig werden immer weniger Ärztinnen und Ärzte immer mehr Menschen versorgen müssen. Die neue Bundesregierung sollte deshalb ruhig auch den Mut haben, über noch weitergehende Schritte nachzudenken", forderte DLT-Präsident Achim Brötel im Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ). "Gerade aus Skandinavien könnten wir da noch vieles lernen. Ich würde sogar so weit gehen, den Arztvorbehalt insgesamt infrage zu stellen."
In Skandinavien sehe man den Arzt nur, wenn die erfahrene Pflegefachkraft oder Arzthelferin im Empfangsbereich nicht von selbst weiterhelfen kann. "Warum trauen wir uns nicht, über ein solches Modell auch in Deutschland zumindest einmal nachzudenken?", so Brötel. So säßen bei großen Erkältungswellen die Leute in vollen Wartezimmern und husteten sich gegenseitig an, während sie auf den Arzt warten. "Das ist auch dann so, wenn es vielleicht nur um ein Alltagsrezept geht. Ließe sich das nicht auch wesentlich effizienter gestalten?", fragte der DLT-Präsident in der "NOZ".
Brötel reagierte auf die Pläne der neuen Bundesregierung. Im Koalitionsvertrag von Union und SPD heißt es: "Zu einer möglichst zielgerichteten Versorgung der Patientinnen und Patienten und für eine schnellere Terminvergabe setzen wir auf ein verbindliches Primärarztsystem bei freier Arztwahl durch Haus- und Kinderärzte." Die Primärärzte oder die von den Kassenärztlichen Vereinigungen betriebene Rufnummer 116 117 sollen den medizinisch notwendigen Bedarf für einen Facharzttermin feststellen und den dafür notwendigen Zeitkorridor (Termingarantie) festlegen. Hintergrund sind die im internationalen Vergleich sehr häufigen Arzttermine der Deutschen. Über die Pläne ist bereits eine heftige Diskussion entbrannt. Die Bundesärztekammer und die gesetzlichen Krankenkassen unterstützen das Vorhaben, die Kassenärztliche Bundesvereinigung sowie Patientenschützer haben Kritik geübt.
DLT-Präsident Brötel sagte dazu: "Das Ziel, über ein Primärarztsystem die Patienten besser zu steuern, ist absolut sinnvoll und ausdrücklich zu begrüßen. Das gilt auch für den Vorschlag der Bundesärztekammer zu einer Selbstbeteiligung, falls man entgegen ärztlichem Rat doch einen Facharzt ansteuert." Eine solche Diskussion sei "nicht schön, aber wir müssen uns einfach ehrlich machen".
Dabei stellte der Landkreistagspräsident die Aushandlungsmechanismen im Gesundheitswesen generell infrage. Fast jeder fordere die sektorenübergreifende Versorgung. "Am Ende scheitert es dann aber daran, dass schlicht Pfründe verteidigt werden und die Menschen bei alledem schließlich in die Röhre gucken", sagte er. "Ich würde mir deshalb wirklich wünschen, dass wir unser Gesundheitssystem sehr viel mehr am echten Bedarf der Patientinnen und Patienten ausrichten anstatt an den Interessen der Lobbyvertreter mit der lautesten Stimme."
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