17.10.2018 21:00 | Westfalen-Blatt | Presseschau
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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Bayern-Wahl
Bielefeld (ots) - Mit dem Abstand dreier Tage klärt sich der Blick
auf das Ergebnis der Bayern-Wahl. Und so manche Mythenbildung lässt
sich nicht mehr halten. Zum Beispiel, dass die Grünen in den
bayerischen Großstädten mit mehr als 100.000 Einwohnern stärkste
Kraft geworden seien. Allerdings holten sie außerhalb Münchens nur in
Würzburg ein Direktmandat; in Nürnberg, Erlangen, Regensburg,
Ingolstadt und anderen Städten lag die CSU vorne. Obendrein
verstiegen sich einige Analysten, die in Berlin und nicht in Bayern
sitzen, zu der These, dass die CSU mit ihrem Sommerstreit über die
Abweisung von Asylbewerbern an den deutschen Grenzen die AfD im
Freistaat gestärkt habe. Das Gegenteil ist richtig: Während die AfD
bei der Bundestagswahl am 24. September 2017 in Bayern 12,4 Prozent
der Stimmen geholt hatte, waren es am vorigen Sonntag 10,2 Prozent.
Natürlich kann man darüber, ob mit dem Asylthema der Wählerabfluss an
die AfD (160.000) im Rahmen gehalten wurde oder die Grünen (170.000)
stark gemacht wurden, unterschiedlicher Ansicht sein. Jedenfalls
trifft beides zu. Bemerkenswert ist noch eine andere Zahl: Wie keine
andere Partei konnte die CSU Nichtwähler mobilisieren, nämlich
340.000 Personen. Offensichtlich handelte es sich mehrheitlich um
CSU-Sympathisanten, die sonst aus Bequemlichkeit nicht ihr Kreuz
machten, weil der CSU-Sieg bislang immer sicher schien. Das war
diesmal anders und trug mit zu einer höheren Wahlbeteiligung bei.
Viel war von einem »Bayern-Beben« die Rede. Gebebt hat es bislang nur
in der SPD, die rund die Hälfte ihrer Wähler in erster Linie an die
Grünen verlor. Deswegen kommt das linke Spektrum in Addition auch
nicht über 30,5 Prozent hinaus - gegenüber 64 Prozent bei den
bürgerlichen Parteien. Wobei das Attribut »bürgerlich« auch in
Bayern nicht auf alle Teile der AfD-Wählerschaft zutrifft. Denn auch
dort ist der Einfluss des rechtsextremen Flügels um den thüringischen
AfD-Landesvorsitzenden Björn Höcke groß. Vor allem in Franken, das
direkt an Thüringen grenzt. Die CSU will fortan mit einer Partei
regieren, die regional noch tiefer verwurzelt ist als sie selbst. CSU
und Freie Wähler, das bedeutet: Bayern wird noch bayerischer. Und das
bleibt nicht folgenlos. Aufgrund ihrer Verluste droht die CSU den
Nimbus der mächtigen Regionalpartei, deren Wort auf Bundesebene und
in Europa gehört wird, einzubüßen. Das könnte sich schon bei der
nächsten Krise der Großen Koalition zeigen oder spätestens bei der
nächsten Regierungsbildung in Berlin auswirken. Und die könnte
schneller kommen als vermutet. Denn niemand kann vorhersagen, welche
Kräfte wirken, wenn die SPD am 28. Oktober in Hessen ähnlich
abschmiert wie in Bayern.
Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261
Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell
auf das Ergebnis der Bayern-Wahl. Und so manche Mythenbildung lässt
sich nicht mehr halten. Zum Beispiel, dass die Grünen in den
bayerischen Großstädten mit mehr als 100.000 Einwohnern stärkste
Kraft geworden seien. Allerdings holten sie außerhalb Münchens nur in
Würzburg ein Direktmandat; in Nürnberg, Erlangen, Regensburg,
Ingolstadt und anderen Städten lag die CSU vorne. Obendrein
verstiegen sich einige Analysten, die in Berlin und nicht in Bayern
sitzen, zu der These, dass die CSU mit ihrem Sommerstreit über die
Abweisung von Asylbewerbern an den deutschen Grenzen die AfD im
Freistaat gestärkt habe. Das Gegenteil ist richtig: Während die AfD
bei der Bundestagswahl am 24. September 2017 in Bayern 12,4 Prozent
der Stimmen geholt hatte, waren es am vorigen Sonntag 10,2 Prozent.
Natürlich kann man darüber, ob mit dem Asylthema der Wählerabfluss an
die AfD (160.000) im Rahmen gehalten wurde oder die Grünen (170.000)
stark gemacht wurden, unterschiedlicher Ansicht sein. Jedenfalls
trifft beides zu. Bemerkenswert ist noch eine andere Zahl: Wie keine
andere Partei konnte die CSU Nichtwähler mobilisieren, nämlich
340.000 Personen. Offensichtlich handelte es sich mehrheitlich um
CSU-Sympathisanten, die sonst aus Bequemlichkeit nicht ihr Kreuz
machten, weil der CSU-Sieg bislang immer sicher schien. Das war
diesmal anders und trug mit zu einer höheren Wahlbeteiligung bei.
Viel war von einem »Bayern-Beben« die Rede. Gebebt hat es bislang nur
in der SPD, die rund die Hälfte ihrer Wähler in erster Linie an die
Grünen verlor. Deswegen kommt das linke Spektrum in Addition auch
nicht über 30,5 Prozent hinaus - gegenüber 64 Prozent bei den
bürgerlichen Parteien. Wobei das Attribut »bürgerlich« auch in
Bayern nicht auf alle Teile der AfD-Wählerschaft zutrifft. Denn auch
dort ist der Einfluss des rechtsextremen Flügels um den thüringischen
AfD-Landesvorsitzenden Björn Höcke groß. Vor allem in Franken, das
direkt an Thüringen grenzt. Die CSU will fortan mit einer Partei
regieren, die regional noch tiefer verwurzelt ist als sie selbst. CSU
und Freie Wähler, das bedeutet: Bayern wird noch bayerischer. Und das
bleibt nicht folgenlos. Aufgrund ihrer Verluste droht die CSU den
Nimbus der mächtigen Regionalpartei, deren Wort auf Bundesebene und
in Europa gehört wird, einzubüßen. Das könnte sich schon bei der
nächsten Krise der Großen Koalition zeigen oder spätestens bei der
nächsten Regierungsbildung in Berlin auswirken. Und die könnte
schneller kommen als vermutet. Denn niemand kann vorhersagen, welche
Kräfte wirken, wenn die SPD am 28. Oktober in Hessen ähnlich
abschmiert wie in Bayern.
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