29.03.2023 13:00 | DIE ZEIT | Panorama
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Hamburgs Polizei räumt ein: Wenige Kontrollen bei Waffenbesitzern
Hamburg (ots) -
Nach dem Amoklauf in einer Gemeinde der Zeugen Jehovas mit acht Toten räumt die Hamburger Polizei ein, dass die Kontrollen von Waffenbesitzern vor der Tat deutlich nachgelassen hatten. Wie die Polizei auf Anfrage der aktuellen Ausgabe der Wochenzeitung ZEIT:Hamburg sagt, fanden im Jahr 2022 nur 216 angekündigte und unangekündigte Besuche bei Waffenbesitzern statt - im Jahr 2020 hatte es noch 665 Kontrollen gegeben, also drei Mal so viele. Im Jahr 2021 sei die Zahl der Besuche bei Waffenbesitzern nicht erfasst worden. In Hamburg verfügten zuletzt 8145 Menschen legal über insgesamt rund 37.830 Pistolen, Gewehre und andere Schusswaffen.
Als Gründe für den Rückgang gab eine Polizeisprecherin der ZEIT:Hamburg gegenüber "personelle Engpässe im Außendienst", aber auch Nachwirkungen der Corona-Pandemie an. In der für die Kontrollen zuständigen Waffenbehörde, die bei der Hamburger Polizei angegliedert ist, waren den Angaben zufolge zuletzt 28 Mitarbeitende tätig. Die Polizeisprecherin erklärte ebenso, dass bei konkreten Anlässen wie etwa Hinweisen auf psychische Auffälligkeiten oder falsche Aufbewahrung von Waffen, die Kontrollen aber weiterhin stattgefunden hätten.
Im Fall des Amokschützen Phillip F. war vor der Tat bei der Polizei ein anonymer Hinweis eingegangen, indem von Schizophrenie, Verfolgungswahn und Aggression bei dem 35-jährigen die Rede war. Auch hieß es, Phillip F. könne durch sein Charisma seine Erkrankung in Gesprächen gut verstecken. Es fand daraufhin ein Kontrollbesuch in seiner Wohnung statt, bei dem es jedoch keine schwerwiegenden Auffälligkeiten gab. In dem Schreiben gab es auch einen Hinweis auf das Buch von Philipp F., in dem er religiösen Fanatismus zeigte. Die Mitarbeiter der Waffenbehörde lasen dies jedoch nicht und leiteten auch kein weiteres Verfahren ein, um F. die Waffe zu entziehen.
Wie die ZEIT:Hamburg weiter unter Berufung auf Ermittlungskreise berichtet, hatte Phillip F. die spätere Tatwaffe, eine halbautomatische Pistole des Typs P30 von Heckler & Koch, über einen Sportschützenverein in der Hamburger Innenstadt, den "Hanseatic Gun Club", bestellt und am 12. Dezember 2022 dort abgeholt. Gegenüber der Wochenzeitung beschrieben Mitarbeiter des Vereins den Schützen als ruhig und freundlich. Er habe nie den Kontakt zu anderen Schützen gesucht, sondern sei allein zum Training erschienen. Philipp F. absolvierte innerhalb eines Jahres demnach mehr Stunden am Schießstand, als für eine Waffenbesitzkarte nötig sind.
Die Polizei geht bei den strafrechtlichen Ermittlungen in dem Fall auch der Frage nach, ob Philipp F. in dem Schützenverein auffällig geworden sein könnte, oder ob es andere Anzeichen auf die Tat gab. Am Abend des 9. März hatte Philipp F. in der Gemeinde der Zeugen Jehovas in Hamburg-Alsterdorf sieben Gläubige und anschließend sich selbst getötet.
Pressekontakt:
Den kompletten Text zu dieser Meldung senden wir Ihnen für
Zitierungen gerne zu. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an DIE
ZEIT Unternehmenskommunikation und Veranstaltungen (Tel.:
040/3280-237, E-Mail: presse@zeit.de).
Original-Content von: DIE ZEIT, übermittelt durch news aktuell
Nach dem Amoklauf in einer Gemeinde der Zeugen Jehovas mit acht Toten räumt die Hamburger Polizei ein, dass die Kontrollen von Waffenbesitzern vor der Tat deutlich nachgelassen hatten. Wie die Polizei auf Anfrage der aktuellen Ausgabe der Wochenzeitung ZEIT:Hamburg sagt, fanden im Jahr 2022 nur 216 angekündigte und unangekündigte Besuche bei Waffenbesitzern statt - im Jahr 2020 hatte es noch 665 Kontrollen gegeben, also drei Mal so viele. Im Jahr 2021 sei die Zahl der Besuche bei Waffenbesitzern nicht erfasst worden. In Hamburg verfügten zuletzt 8145 Menschen legal über insgesamt rund 37.830 Pistolen, Gewehre und andere Schusswaffen.
Als Gründe für den Rückgang gab eine Polizeisprecherin der ZEIT:Hamburg gegenüber "personelle Engpässe im Außendienst", aber auch Nachwirkungen der Corona-Pandemie an. In der für die Kontrollen zuständigen Waffenbehörde, die bei der Hamburger Polizei angegliedert ist, waren den Angaben zufolge zuletzt 28 Mitarbeitende tätig. Die Polizeisprecherin erklärte ebenso, dass bei konkreten Anlässen wie etwa Hinweisen auf psychische Auffälligkeiten oder falsche Aufbewahrung von Waffen, die Kontrollen aber weiterhin stattgefunden hätten.
Im Fall des Amokschützen Phillip F. war vor der Tat bei der Polizei ein anonymer Hinweis eingegangen, indem von Schizophrenie, Verfolgungswahn und Aggression bei dem 35-jährigen die Rede war. Auch hieß es, Phillip F. könne durch sein Charisma seine Erkrankung in Gesprächen gut verstecken. Es fand daraufhin ein Kontrollbesuch in seiner Wohnung statt, bei dem es jedoch keine schwerwiegenden Auffälligkeiten gab. In dem Schreiben gab es auch einen Hinweis auf das Buch von Philipp F., in dem er religiösen Fanatismus zeigte. Die Mitarbeiter der Waffenbehörde lasen dies jedoch nicht und leiteten auch kein weiteres Verfahren ein, um F. die Waffe zu entziehen.
Wie die ZEIT:Hamburg weiter unter Berufung auf Ermittlungskreise berichtet, hatte Phillip F. die spätere Tatwaffe, eine halbautomatische Pistole des Typs P30 von Heckler & Koch, über einen Sportschützenverein in der Hamburger Innenstadt, den "Hanseatic Gun Club", bestellt und am 12. Dezember 2022 dort abgeholt. Gegenüber der Wochenzeitung beschrieben Mitarbeiter des Vereins den Schützen als ruhig und freundlich. Er habe nie den Kontakt zu anderen Schützen gesucht, sondern sei allein zum Training erschienen. Philipp F. absolvierte innerhalb eines Jahres demnach mehr Stunden am Schießstand, als für eine Waffenbesitzkarte nötig sind.
Die Polizei geht bei den strafrechtlichen Ermittlungen in dem Fall auch der Frage nach, ob Philipp F. in dem Schützenverein auffällig geworden sein könnte, oder ob es andere Anzeichen auf die Tat gab. Am Abend des 9. März hatte Philipp F. in der Gemeinde der Zeugen Jehovas in Hamburg-Alsterdorf sieben Gläubige und anschließend sich selbst getötet.
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