16.04.2019 13:06 | DIE ZEIT | Panorama
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Ehemaliger Justizminister Christian Pfeiffer wirft der katholischen Kirche versuchte Nötigung vor (FOTO)
Foto: obs/DIE ZEIT
Cover DIE ZEIT 17/19. Weiterer Text über ots und www.presseportal.de/nr/9377 / Die Verwendung dieses Bildes ist für redaktionelle Zwecke honorarfrei. Veröffentlichung bitte unter Quellenangabe: "obs/DIE ZEIT"
Hamburg (ots) -
Der Kriminologe Christian Pfeiffer wirft der katholischen Kirche
vor, seinem Forschungsinstitut im Zuge einer Missbrauchsaufklärung
Geld angeboten und ihn selbst bedroht zu haben, um ihn und seine
Kollegen zum Schweigen über ihre Sicht zu den Umständen des
Scheiterns einer gemeinsamen Studie zu bringen. Das enthüllt der
ehemalige niedersächsische Justizminister erstmals in der
Wochenzeitung DIE ZEIT.
"Wir lassen uns nicht kaufen", erklärte Pfeiffer nach eigener
Aussage im Dezember 2012 gegenüber Bischof Stephan Ackermann, dem
Missbrauchsbeauftragten der Deutschen Bischofskonferenz. Ackermann
war nach Pfeiffers Darstellung bei einem Gespräch zugegen, das das
Ende der Zusammenarbeit des Verbands der Diözesen Deutschlands (VDD)
mit dem Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen (KFN)
besiegelte. Ursprünglich hatten die Bischöfe das Institut im Jahr
2011 mit einer großangelegten Missbrauchsstudie beauftragt. 2012 sei
Pfeiffer, als Leiter des KFN, dann angeboten worden, "dass wir nicht
ausgegebene Forschungsmittel in Höhe von circa 120.000 Euro für
sonstige Forschungszwecke behalten dürfen." Pfeiffer habe das im
Namen des KFN abgelehnt.
Daraufhin hätte Ackermann dem Kriminologen gedroht, "dann sei ich
ein Feind der katholischen Kirche - und das wünsche er niemandem".
Der Bischof habe erklärt, "dass sie meinen guten Ruf öffentlich
massiv attackieren würden", "dass mir das schaden würde, dass ich es
bereuen und einen schweren Fehler begehen würde", wenn keine
Schweigevereinbarung zustande käme, so Pfeiffer. Der ehemalige
Justizminister in Niedersachsen nennt den Vorgang eine Bedrohung.
Wörtlich heißt es in der ZEIT: "Das war der Versuch einer Nötigung."
In der Folge habe die katholische Kirche vor Gericht eine
einstweilige Verfügung beantragt, dass er bei Androhung eines
Ordnungsgeldes von bis zu 250.000 Euro nie wieder behaupten dürfe,
die Kirche habe in Bezug auf die Studie Zensur ausüben wollen, so
Pfeiffer. Gegen diesen Antrag habe er sich mit finanzieller
Unterstützung seines Freundes, des Unternehmers Dirk Roßmann,
erfolgreich gewehrt.
Auch gegen den heutigen Vorsitzenden der Deutschen
Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, erhebt Pfeiffer schwere
Vorwürfe. Statt Transparenz zuzulassen, habe er Wissenschaftlern den
Datenzugang versperrt. Die Kirche habe verhindert, dass Forscher
"auch die in die Gegenwart ragende Mitverantwortung von Bischöfen,
von Diözesen und Verwaltungen" aufdecken.
Der Jurist Christian Pfeiffer war Direktor des Kriminologischen
Forschungsinstituts Niedersachsen. Als solcher ist er Verfasser
zahlreicher Studien, unter anderem zum Thema Rechtsextremismus, sowie
über den Zusammenhang von Computerspielen und Jugendgewalt, wozu er
im Bundestag auch als Experte angehört wurde. Sein Institut sollte ab
Sommer 2011 den sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche
erforschen. Von 2000 bis 2003 war Pfeiffer für die SPD
niedersächsischer Justizminister. Der Protestant, 75, lebt mit seiner
Frau in Hannover.
Pressekontakt:
Das komplette ZEIT-Interview dieser Meldung senden wir Ihnen für
Zitierungen gerne zu. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an DIE
ZEIT Unternehmenskommunikation und Veranstaltungen (Tel.:
040/3280-237, E-Mail: presse@zeit.de). Diese Presse-Vorabmeldung
finden Sie auch unter www.zeit.de/vorabmeldungen.
Original-Content von: DIE ZEIT, übermittelt durch news aktuell
Der Kriminologe Christian Pfeiffer wirft der katholischen Kirche
vor, seinem Forschungsinstitut im Zuge einer Missbrauchsaufklärung
Geld angeboten und ihn selbst bedroht zu haben, um ihn und seine
Kollegen zum Schweigen über ihre Sicht zu den Umständen des
Scheiterns einer gemeinsamen Studie zu bringen. Das enthüllt der
ehemalige niedersächsische Justizminister erstmals in der
Wochenzeitung DIE ZEIT.
"Wir lassen uns nicht kaufen", erklärte Pfeiffer nach eigener
Aussage im Dezember 2012 gegenüber Bischof Stephan Ackermann, dem
Missbrauchsbeauftragten der Deutschen Bischofskonferenz. Ackermann
war nach Pfeiffers Darstellung bei einem Gespräch zugegen, das das
Ende der Zusammenarbeit des Verbands der Diözesen Deutschlands (VDD)
mit dem Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen (KFN)
besiegelte. Ursprünglich hatten die Bischöfe das Institut im Jahr
2011 mit einer großangelegten Missbrauchsstudie beauftragt. 2012 sei
Pfeiffer, als Leiter des KFN, dann angeboten worden, "dass wir nicht
ausgegebene Forschungsmittel in Höhe von circa 120.000 Euro für
sonstige Forschungszwecke behalten dürfen." Pfeiffer habe das im
Namen des KFN abgelehnt.
Daraufhin hätte Ackermann dem Kriminologen gedroht, "dann sei ich
ein Feind der katholischen Kirche - und das wünsche er niemandem".
Der Bischof habe erklärt, "dass sie meinen guten Ruf öffentlich
massiv attackieren würden", "dass mir das schaden würde, dass ich es
bereuen und einen schweren Fehler begehen würde", wenn keine
Schweigevereinbarung zustande käme, so Pfeiffer. Der ehemalige
Justizminister in Niedersachsen nennt den Vorgang eine Bedrohung.
Wörtlich heißt es in der ZEIT: "Das war der Versuch einer Nötigung."
In der Folge habe die katholische Kirche vor Gericht eine
einstweilige Verfügung beantragt, dass er bei Androhung eines
Ordnungsgeldes von bis zu 250.000 Euro nie wieder behaupten dürfe,
die Kirche habe in Bezug auf die Studie Zensur ausüben wollen, so
Pfeiffer. Gegen diesen Antrag habe er sich mit finanzieller
Unterstützung seines Freundes, des Unternehmers Dirk Roßmann,
erfolgreich gewehrt.
Auch gegen den heutigen Vorsitzenden der Deutschen
Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, erhebt Pfeiffer schwere
Vorwürfe. Statt Transparenz zuzulassen, habe er Wissenschaftlern den
Datenzugang versperrt. Die Kirche habe verhindert, dass Forscher
"auch die in die Gegenwart ragende Mitverantwortung von Bischöfen,
von Diözesen und Verwaltungen" aufdecken.
Der Jurist Christian Pfeiffer war Direktor des Kriminologischen
Forschungsinstituts Niedersachsen. Als solcher ist er Verfasser
zahlreicher Studien, unter anderem zum Thema Rechtsextremismus, sowie
über den Zusammenhang von Computerspielen und Jugendgewalt, wozu er
im Bundestag auch als Experte angehört wurde. Sein Institut sollte ab
Sommer 2011 den sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche
erforschen. Von 2000 bis 2003 war Pfeiffer für die SPD
niedersächsischer Justizminister. Der Protestant, 75, lebt mit seiner
Frau in Hannover.
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ZEIT Unternehmenskommunikation und Veranstaltungen (Tel.:
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