25.11.2018 19:30 | NDR Norddeutscher Rundfunk | Medien / Kultur
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Das Geheimnis der "Sonnenblumen" - Emil Nolde und der NDR (FOTO)
Foto: obs/NDR Norddeutscher Rundfunk/NDR/Cordula Kropke
NORDDEUTSCHER RUNDFUNK
NDR Intendant Lutz Marmor präsentiert Nolde Gemälde
NDR Intendant Lutz Marmor präsentiert das Gemälde "Sonneblumen" von Emil Nolde. Das Bild war dem NDR 1979 gestohlen worden, ist nach 40 Jahren wieder aufgetaucht und zurück im Besitz des Senders.
© NDR/Cordula Kropke, honorarfrei - Verwendung gemäß der AGB im Rahmen einer engen, unternehmensbezogenen Berichterstattung im NDR-Zusammenhang bei Nennung "Bild: NDR/Cordula Kropke" (S2), NDR Presse und Information/Fotoredaktion, Tel: 040/4156-2306 oder -2305, pressefoto@ndr.de Weiterer Text über ots und www.presseportal.de/nr/6561 / Die Verwendung dieses Bildes ist für redaktionelle Zwecke honorarfrei. Veröffentlichung bitte unter Quellenangabe: "obs/NDR Norddeutscher Rundfunk/NDR/Cordula Kropke"
Hamburg (ots) -
Das jahrzehntelang verschollene Ölbild "Sonnenblumen" des
Expressionisten Emil Nolde (1867 - 1956) ist wieder da. 1979 war das
Gemälde des Malers aus Seebüll (Schleswig-Holstein) aus einem
verschlossenen Raum im Hamburger NDR Funkhaus gestohlen worden. Der
Kriminalpolizei gelang es nicht, den Diebstahl aufzuklären. Das Bild,
das der NDR-Vorläufer Nordwestdeutscher Rundfunk (NWDR) im Jahr 1950
gekauft hatte, blieb bis zum Mai 2017 verschwunden. Dann trat eine
Berliner Witwe über eine Anwältin an den NDR heran: Die Frau sei im
Besitz des 1926 entstandenen Nolde-Werks, das kunsthistorisch als
bedeutsam gilt.
Bis der NDR das Bild wieder in Besitz nehmen konnte, waren noch
Hürden zu nehmen: Nach geltender Rechtslage erlischt der Anspruch des
ursprünglichen Eigentümers auf Herausgabe nach zehn Jahren, sofern
der aktuelle Besitzer gutgläubig ist. Daher, so die juristische
Einschätzung, konnte der NDR nur durch einen Rückkauf wieder an das
Bild kommen. Nachdem Echtheitsprüfungen positiv ausgefallen waren,
erklärte sich der NDR deshalb zur Zahlung eines "Finderlohns" von
20.000 Euro bereit. Daraufhin erhielt der Sender die "Sonnenblumen"
nach fast 40 Jahren wieder zurück.
NDR Intendant Lutz Marmor: "Mit Noldes 'Sonnenblumen' verbindet
den NDR eine besondere Geschichte. Deshalb fiel uns die Entscheidung
leicht: Wir möchten das Bild allen Menschen in Norddeutschland
zugänglich machen. Zusammen mit großen Kunstmuseen im Norden arbeiten
wir an einem Ausstellungskonzept für die 'Sonnenblumen' in allen vier
NDR Ländern. Den Anfang macht im Frühjahr 2019 das Sprengel Museum
Hannover, 2020 folgt die Kunsthalle Hamburg. Ein Jahr darauf wird es
in der Kunsthalle zu Kiel zu sehen sein, und für 2022 hat das
Staatliche Museum Schwerin zugesagt."
Pate bei den Überlegungen zur Präsentation des 72 mal 90 cm großen
Bildes "Sonnenblumen" stand die NDR Kunstausstellung "Weite und
Licht". Sie zeigt seit mehr als 20 Jahren an wechselnden Orten
überall in Norddeutschland Arbeiten aus der Zeit vom Ende des 19.
Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Der Wert der Exponate dieser Sammlung
reicht nicht annähernd an den der "Sonnenblumen" heran, den
Sachverständige von Sotheby's auf einen Betrag zwischen 900.000 und
1,2 Millionen Euro taxieren. Den Grundstock der Wanderausstellung
bildeten Kunstwerke, die in den ersten Nachkriegsjahrzehnten zunächst
der NWDR, dann der NDR erworben hatte. Aus diesem Bestand wurde Ende
der 90er-Jahre eine Sammlung mit dem Titel "Weite und Licht -
Norddeutsche Landschaften" geformt. Der NDR ist der erste Sender, der
auf diese Weise seinen Kunstbesitz der Öffentlichkeit zugänglich
gemacht hat. Bis zum Sonntag, 25. November, war die Ausstellung in
Jesteburg (Landkreis Harburg) in der Kunststätte Bossard zu sehen.
Die Verbindung des Senders zu Emil Noldes "Sonnenblumen" ist älter
als der NDR selbst. 1950 hatte der NWDR das Gemälde direkt beim
Künstler für das Arbeitszimmer von Adolf Grimme, seines ersten
Generaldirektors, erworben. Damals kostete das Bild 10.000 D-Mark.
Gelegentliche Kunst-Ankäufe waren seinerzeit kein ungewöhnlicher
Vorgang: Der Rundfunk war wie andere öffentliche Institutionen
verpflichtet, auch die bildende Kunst zu unterstützen.
Der Diebstahl des Gemäldes "Sonnenblumen" konnte aufgrund der
Angaben der Berliner Witwe, in deren Besitz sich das Werk zuletzt
befand, zumindest teilweise aufgeklärt werden. Laut ihrer Anwältin,
die sich an NDR Justitiar Dr. Michael Kühn gewandt hatte, hätte der
Ehemann der Frau die "Sonnenblumen" von einem Freund als Geschenk
erhalten. Auf diesen Freund, einen damaligen Produktionsmitarbeiter
des NDR, fällt jetzt ein schwerwiegender Verdacht. Der inzwischen
verstorbene Mann hatte damals offenbar behauptet, das Bild für
"kleines Geld" aus dem Requisitenfundus des NDR erworben zu haben.
Das habe das Berliner Ehepaar geglaubt; erst vor kurzem habe die Frau
durch eigene Nachforschungen herausgefunden, dass das Bild echt ist.
Zusammen mit dem Ölbild "Sonnenblumen" (Nolde-Werkverzeichnis Nr.
1028) war 1979 ein weiteres seiner Werke gestohlen worden: das
kleinere und weniger wertvolle Aquarell "Landschaft mit Bauernhaus",
das der NWDR in den 50er-Jahren für 1000 Mark gekauft hatte. Von
diesem Bild fehlt nach wie vor jede Spur.
Die spannende Geschichte von Emil Noldes "Sonnenblumen" ist Inhalt
einer Fernseh- und einer Hörfunk-Dokumentation. Beide tragen den
Titel "Das Geheimnis der Sonnenblumen - Emil Nolde und der NDR". Sie
erzählen die Geschichte des Gemäldes von der Entstehung 1926 bis zu
seinem überraschenden Wiederauftauchen im vergangenen Jahr, der
Rückgabe an den NDR und den Plänen für die Zukunft. Das NDR Fernsehen
sendet die Dokumentation als "Kulturjournal extra" am Montag, 26.
November, um 22.45 Uhr. Die Dokumentation im Radio auf NDR Kultur ist
zu hören am Dienstag. 27. November, um 20.00 Uhr.
Pressekontakt:
Norddeutscher Rundfunk
Presse und Information
Tel.: 040/4156-2300
Mail: presse@ndr.de
http://www.ndr.de
https://twitter.com/NDRpresse
Original-Content von: NDR Norddeutscher Rundfunk, übermittelt durch news aktuell
Das jahrzehntelang verschollene Ölbild "Sonnenblumen" des
Expressionisten Emil Nolde (1867 - 1956) ist wieder da. 1979 war das
Gemälde des Malers aus Seebüll (Schleswig-Holstein) aus einem
verschlossenen Raum im Hamburger NDR Funkhaus gestohlen worden. Der
Kriminalpolizei gelang es nicht, den Diebstahl aufzuklären. Das Bild,
das der NDR-Vorläufer Nordwestdeutscher Rundfunk (NWDR) im Jahr 1950
gekauft hatte, blieb bis zum Mai 2017 verschwunden. Dann trat eine
Berliner Witwe über eine Anwältin an den NDR heran: Die Frau sei im
Besitz des 1926 entstandenen Nolde-Werks, das kunsthistorisch als
bedeutsam gilt.
Bis der NDR das Bild wieder in Besitz nehmen konnte, waren noch
Hürden zu nehmen: Nach geltender Rechtslage erlischt der Anspruch des
ursprünglichen Eigentümers auf Herausgabe nach zehn Jahren, sofern
der aktuelle Besitzer gutgläubig ist. Daher, so die juristische
Einschätzung, konnte der NDR nur durch einen Rückkauf wieder an das
Bild kommen. Nachdem Echtheitsprüfungen positiv ausgefallen waren,
erklärte sich der NDR deshalb zur Zahlung eines "Finderlohns" von
20.000 Euro bereit. Daraufhin erhielt der Sender die "Sonnenblumen"
nach fast 40 Jahren wieder zurück.
NDR Intendant Lutz Marmor: "Mit Noldes 'Sonnenblumen' verbindet
den NDR eine besondere Geschichte. Deshalb fiel uns die Entscheidung
leicht: Wir möchten das Bild allen Menschen in Norddeutschland
zugänglich machen. Zusammen mit großen Kunstmuseen im Norden arbeiten
wir an einem Ausstellungskonzept für die 'Sonnenblumen' in allen vier
NDR Ländern. Den Anfang macht im Frühjahr 2019 das Sprengel Museum
Hannover, 2020 folgt die Kunsthalle Hamburg. Ein Jahr darauf wird es
in der Kunsthalle zu Kiel zu sehen sein, und für 2022 hat das
Staatliche Museum Schwerin zugesagt."
Pate bei den Überlegungen zur Präsentation des 72 mal 90 cm großen
Bildes "Sonnenblumen" stand die NDR Kunstausstellung "Weite und
Licht". Sie zeigt seit mehr als 20 Jahren an wechselnden Orten
überall in Norddeutschland Arbeiten aus der Zeit vom Ende des 19.
Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Der Wert der Exponate dieser Sammlung
reicht nicht annähernd an den der "Sonnenblumen" heran, den
Sachverständige von Sotheby's auf einen Betrag zwischen 900.000 und
1,2 Millionen Euro taxieren. Den Grundstock der Wanderausstellung
bildeten Kunstwerke, die in den ersten Nachkriegsjahrzehnten zunächst
der NWDR, dann der NDR erworben hatte. Aus diesem Bestand wurde Ende
der 90er-Jahre eine Sammlung mit dem Titel "Weite und Licht -
Norddeutsche Landschaften" geformt. Der NDR ist der erste Sender, der
auf diese Weise seinen Kunstbesitz der Öffentlichkeit zugänglich
gemacht hat. Bis zum Sonntag, 25. November, war die Ausstellung in
Jesteburg (Landkreis Harburg) in der Kunststätte Bossard zu sehen.
Die Verbindung des Senders zu Emil Noldes "Sonnenblumen" ist älter
als der NDR selbst. 1950 hatte der NWDR das Gemälde direkt beim
Künstler für das Arbeitszimmer von Adolf Grimme, seines ersten
Generaldirektors, erworben. Damals kostete das Bild 10.000 D-Mark.
Gelegentliche Kunst-Ankäufe waren seinerzeit kein ungewöhnlicher
Vorgang: Der Rundfunk war wie andere öffentliche Institutionen
verpflichtet, auch die bildende Kunst zu unterstützen.
Der Diebstahl des Gemäldes "Sonnenblumen" konnte aufgrund der
Angaben der Berliner Witwe, in deren Besitz sich das Werk zuletzt
befand, zumindest teilweise aufgeklärt werden. Laut ihrer Anwältin,
die sich an NDR Justitiar Dr. Michael Kühn gewandt hatte, hätte der
Ehemann der Frau die "Sonnenblumen" von einem Freund als Geschenk
erhalten. Auf diesen Freund, einen damaligen Produktionsmitarbeiter
des NDR, fällt jetzt ein schwerwiegender Verdacht. Der inzwischen
verstorbene Mann hatte damals offenbar behauptet, das Bild für
"kleines Geld" aus dem Requisitenfundus des NDR erworben zu haben.
Das habe das Berliner Ehepaar geglaubt; erst vor kurzem habe die Frau
durch eigene Nachforschungen herausgefunden, dass das Bild echt ist.
Zusammen mit dem Ölbild "Sonnenblumen" (Nolde-Werkverzeichnis Nr.
1028) war 1979 ein weiteres seiner Werke gestohlen worden: das
kleinere und weniger wertvolle Aquarell "Landschaft mit Bauernhaus",
das der NWDR in den 50er-Jahren für 1000 Mark gekauft hatte. Von
diesem Bild fehlt nach wie vor jede Spur.
Die spannende Geschichte von Emil Noldes "Sonnenblumen" ist Inhalt
einer Fernseh- und einer Hörfunk-Dokumentation. Beide tragen den
Titel "Das Geheimnis der Sonnenblumen - Emil Nolde und der NDR". Sie
erzählen die Geschichte des Gemäldes von der Entstehung 1926 bis zu
seinem überraschenden Wiederauftauchen im vergangenen Jahr, der
Rückgabe an den NDR und den Plänen für die Zukunft. Das NDR Fernsehen
sendet die Dokumentation als "Kulturjournal extra" am Montag, 26.
November, um 22.45 Uhr. Die Dokumentation im Radio auf NDR Kultur ist
zu hören am Dienstag. 27. November, um 20.00 Uhr.
Pressekontakt:
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Mail: presse@ndr.de
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