28.09.2022 10:14 | Stiftung Zentrum für Qualität in der Pflege | Gesundheit / Medizin
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Gewalt in der Pflege: Risiken erkennen, akute Krisen entschärfen
Berlin (ots) -
Das Zentrum für Qualität in der Pflege bietet mit verschiedenen kostenlosen Angeboten Angehörigen praktische Tipps, wie sie mit Aggressionen in der Pflege umgehen und Gewalt verhindern können.
Gewaltsames Verhalten gegen ältere pflegebedürftige Menschen ist keine Seltenheit - auch in der Familie, wo die meisten von ihnen versorgt werden. In einer Studie des Zentrums für Qualität in der Pflege (ZQP) berichteten 40 Prozent der befragten pflegenden Angehörigen von eigenem Verhalten, das als Gewalt gegen pflegebedürftige Menschen einzustufen ist. Dabei zählen nicht nur körperliche oder verbale Übergriffe zu Formen von Gewalt, sondern auch zum Beispiel Missachtung, unzureichende Unterstützung, Bevormundung im Alltag oder Freiheitsentzug. Gemeinsame Forschungsergebnisse von ZQP und Charité - Universitätsmedizin Berlin zeigen, dass sich während der Corona-Pandemie Risiken für Gewaltvorkommnisse im Pflegekontext z. T. verschärft haben.
Ein Risikofaktor dafür, Gewalt in der Pflege anzuwenden, ist Überforderung bzw. Überlastung. Häusliche Pflege kann viel Kraft kosten und Angehörige an ihre Grenzen bringen. Dies gilt insbesondere, wenn die pflegebedürftige Person kognitive Probleme hat, z. B. demenziell erkrankt ist. Frust und Aggressionen können aber prinzipiell in jeder Pflegebeziehungen entstehen. Wenn entsprechende Belastungen und Konflikte eskalieren, kann dies u. a. erhebliche gesundheitliche Folgen für alle Beteiligten haben. Denn auch Angehörige können Gewalt durch Pflegebedürftige erfahren: 47 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der ZQP-Studie berichten Entsprechendes. Vor diesem Hintergrund betont PD Dr. Ralf Suhr, Vorstandsvorsitzender des ZQP: "Gewaltprävention im Kontext der häuslichen Versorgung ist von erheblicher Bedeutung. Wir möchten daher mit unseren verschiedenen Informationsangeboten pflegende Angehörige gezielt dabei unterstützen, mit pflegetypischen Belastungen möglichst gut umzugehen, Gewaltrisiken zu erkennen und bewusst vorzubeugen."
Auf seinem Onlineportal www.pflege-gewalt.de informiert das ZQP über Formen und Ursachen von Gewalt in der Pflege und bietet Zugang zu Krisentelefonen, die kostenlose Beratung und Unterstützung für Pflegende zum Thema anbieten. Zudem erfahren Angehörige beispielsweise, wie sie mit ihrer Frustration umgehen, Überlastung erkennen und ihre Gesundheit schützen können. Dazu gehört, sich bewusst Auszeiten von der Pflege zu organisieren - auch wenn es schwerfällt. Pflegende sollten z. B. prüfen, inwieweit sie andere Familienmitglieder oder Freunde auf Unterstützung ansprechen können. Auch sollten sie die Ansprüche der pflegebedürftigen Person auf professionelle Unterstützungsleistungen aus der Pflegeversicherung kennen. Zudem kann Wissen über Pflegetechniken zur Entlastung beitragen.
Das Portal bietet auch praktische Tipps, wie Angehörige akute Aggressionen von pflegebedürftigen Menschen entschärfen können. "Eine Grundregel in angespannten Situationen lautet: Ruhe bewahren, um nicht in eine Eskalationsspirale zu geraten. Gerade bei Menschen mit Demenz sollte man es vermeiden, zu schimpfen oder zu belehren. Das kann deren Aufregung oder Wut noch verstärken. Auch Gesten, Mimik und Köperhaltung sollten nicht bedrohlich wirken. Wichtig ist, ein Gefühl zu vermitteln, dass man die pflegebedürftige Person ernst nimmt und gemeinsam eine Lösung finden wird", erläutert Suhr. Auch kann Ablenkung helfen, etwa durch das Abspielen von Musik, die dem oder der Pflegebedürftigen gefällt.
Zudem erfahren pflegende Angehörige, wie sie mit sehr unruhigem, belastendem Verhalten von Menschen mit Demenz umgehen können, das oftmals zu Überforderung, Wut und gewaltsamem Handeln beiträgt. Hierbei sei es wichtig, die Ursachen dafür herauszufinden. Ist es zum Beispiel Bewegungsdrang, Angst im Dunkeln oder Langeweile? "Wenn sich die Ursachen für das Verhalten aufklären lassen, können Angehörige konstruktiv reagieren, etwa für ausreichend Bewegungsmöglichkeiten sorgen, ein Nachtlicht einschalten oder passende Aktivitäten anbieten", erklärt Suhr.
Das Onlineportal des ZQP bietet darüber hinaus weitere frei zugängliche Angebote rund um das Thema Gewaltprävention. Dazu gehören etwa der neue Erklärfilm "Demenz und Gewaltprävention", der Ratgeber "Gewalt vorbeugen - Praxistipps für den Pflegealltag" sowie der Kurzratgeber "Einblick - Gewalt in der Pflege verhindern". Die Hefte können auf www.zqp.de unentgeltlich bestellt sowie als PDF heruntergeladen werden und sind werbefrei.
Pressekontakt:
Torben Lenz
Tel.: 030 275 93 95 - 15
E-Mail: torben.lenz@zqp.de
Original-Content von: Stiftung Zentrum für Qualität in der Pflege, übermittelt durch news aktuell
Das Zentrum für Qualität in der Pflege bietet mit verschiedenen kostenlosen Angeboten Angehörigen praktische Tipps, wie sie mit Aggressionen in der Pflege umgehen und Gewalt verhindern können.
Gewaltsames Verhalten gegen ältere pflegebedürftige Menschen ist keine Seltenheit - auch in der Familie, wo die meisten von ihnen versorgt werden. In einer Studie des Zentrums für Qualität in der Pflege (ZQP) berichteten 40 Prozent der befragten pflegenden Angehörigen von eigenem Verhalten, das als Gewalt gegen pflegebedürftige Menschen einzustufen ist. Dabei zählen nicht nur körperliche oder verbale Übergriffe zu Formen von Gewalt, sondern auch zum Beispiel Missachtung, unzureichende Unterstützung, Bevormundung im Alltag oder Freiheitsentzug. Gemeinsame Forschungsergebnisse von ZQP und Charité - Universitätsmedizin Berlin zeigen, dass sich während der Corona-Pandemie Risiken für Gewaltvorkommnisse im Pflegekontext z. T. verschärft haben.
Ein Risikofaktor dafür, Gewalt in der Pflege anzuwenden, ist Überforderung bzw. Überlastung. Häusliche Pflege kann viel Kraft kosten und Angehörige an ihre Grenzen bringen. Dies gilt insbesondere, wenn die pflegebedürftige Person kognitive Probleme hat, z. B. demenziell erkrankt ist. Frust und Aggressionen können aber prinzipiell in jeder Pflegebeziehungen entstehen. Wenn entsprechende Belastungen und Konflikte eskalieren, kann dies u. a. erhebliche gesundheitliche Folgen für alle Beteiligten haben. Denn auch Angehörige können Gewalt durch Pflegebedürftige erfahren: 47 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der ZQP-Studie berichten Entsprechendes. Vor diesem Hintergrund betont PD Dr. Ralf Suhr, Vorstandsvorsitzender des ZQP: "Gewaltprävention im Kontext der häuslichen Versorgung ist von erheblicher Bedeutung. Wir möchten daher mit unseren verschiedenen Informationsangeboten pflegende Angehörige gezielt dabei unterstützen, mit pflegetypischen Belastungen möglichst gut umzugehen, Gewaltrisiken zu erkennen und bewusst vorzubeugen."
Auf seinem Onlineportal www.pflege-gewalt.de informiert das ZQP über Formen und Ursachen von Gewalt in der Pflege und bietet Zugang zu Krisentelefonen, die kostenlose Beratung und Unterstützung für Pflegende zum Thema anbieten. Zudem erfahren Angehörige beispielsweise, wie sie mit ihrer Frustration umgehen, Überlastung erkennen und ihre Gesundheit schützen können. Dazu gehört, sich bewusst Auszeiten von der Pflege zu organisieren - auch wenn es schwerfällt. Pflegende sollten z. B. prüfen, inwieweit sie andere Familienmitglieder oder Freunde auf Unterstützung ansprechen können. Auch sollten sie die Ansprüche der pflegebedürftigen Person auf professionelle Unterstützungsleistungen aus der Pflegeversicherung kennen. Zudem kann Wissen über Pflegetechniken zur Entlastung beitragen.
Das Portal bietet auch praktische Tipps, wie Angehörige akute Aggressionen von pflegebedürftigen Menschen entschärfen können. "Eine Grundregel in angespannten Situationen lautet: Ruhe bewahren, um nicht in eine Eskalationsspirale zu geraten. Gerade bei Menschen mit Demenz sollte man es vermeiden, zu schimpfen oder zu belehren. Das kann deren Aufregung oder Wut noch verstärken. Auch Gesten, Mimik und Köperhaltung sollten nicht bedrohlich wirken. Wichtig ist, ein Gefühl zu vermitteln, dass man die pflegebedürftige Person ernst nimmt und gemeinsam eine Lösung finden wird", erläutert Suhr. Auch kann Ablenkung helfen, etwa durch das Abspielen von Musik, die dem oder der Pflegebedürftigen gefällt.
Zudem erfahren pflegende Angehörige, wie sie mit sehr unruhigem, belastendem Verhalten von Menschen mit Demenz umgehen können, das oftmals zu Überforderung, Wut und gewaltsamem Handeln beiträgt. Hierbei sei es wichtig, die Ursachen dafür herauszufinden. Ist es zum Beispiel Bewegungsdrang, Angst im Dunkeln oder Langeweile? "Wenn sich die Ursachen für das Verhalten aufklären lassen, können Angehörige konstruktiv reagieren, etwa für ausreichend Bewegungsmöglichkeiten sorgen, ein Nachtlicht einschalten oder passende Aktivitäten anbieten", erklärt Suhr.
Das Onlineportal des ZQP bietet darüber hinaus weitere frei zugängliche Angebote rund um das Thema Gewaltprävention. Dazu gehören etwa der neue Erklärfilm "Demenz und Gewaltprävention", der Ratgeber "Gewalt vorbeugen - Praxistipps für den Pflegealltag" sowie der Kurzratgeber "Einblick - Gewalt in der Pflege verhindern". Die Hefte können auf www.zqp.de unentgeltlich bestellt sowie als PDF heruntergeladen werden und sind werbefrei.
Pressekontakt:
Torben Lenz
Tel.: 030 275 93 95 - 15
E-Mail: torben.lenz@zqp.de
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