29.07.2022 06:58 | Deutsche Aidshilfe | Gesundheit / Medizin
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Eine Million Impfdosen gegen Affenpocken
Berlin (ots) -
Deutsche Aidshilfe: Jetzt Impfangebote für alle Menschen sicherstellen, die sie brauchen - in Deutschland und weltweit.
Während in Deutschland nach einem holprigen Start endlich in allen Bundesländern Impfungen gegen Affenpocken/MPX stattfinden, gilt es nun, den Blick in die nahe Zukunft zu richten.
"Ziel muss sein, die Zahl der Infektionen so schnell wie möglich zu senken und die Epidemie dauerhaft in den Griff zu bekommen. Das ist nur möglich, wenn möglichst viele Menschen, die ein Infektionsrisiko haben, geimpft werden, in Deutschland und in allen anderen betroffenen Ländern", sagt Ulf Kristal vom Vorstand der Deutschen Aidshilfe (DAH).
Der Epidemiologe und Arzt Axel Jeremias Schmidt, Referent für Medizin und Gesundheitspolitik der Deutschen Aidshilfe, erläutert:
"Wir brauchen in Deutschland rund eine Million Impfdosen, um einer halben Million Menschen einen dauerhaften Impfschutz zu bieten. Es darf nicht dazu kommen, dass impfmotivierten schwulen Männern die Impfung verweigert wird. Der Bund sollte so schnell wie möglich bestellen, denn kurzfristige Käufe werden in nächster Zeit kaum möglich sein. Es gilt vorzusorgen."
Bereits gekaufter Impfstoff reicht nicht aus
Die Zahl der homo- und bisexuellen Männer, die Sex mit wechselnden Partnern haben, schätzt der Epidemiologe auf Basis der EMIS-Studie von 2017 auf mehr als 500.000. Nicht alle werden eine Impfung wollen. Aber hinzu kommen nicht wenige Menschen, die sich nur zeitweilig hier aufhalten. Außerdem ist nicht auszuschließen, dass das Affenpocken-Virus (MPXV) demnächst auch andere Bevölkerungsgruppen betrifft.
Bisher hat die Bundesregierung 240.000 Impfstoffdosen bestellt (zuzüglich 5.300 aus EU-Beständen). 40.000 davon sind bereits ausgeliefert, 200.000 sollen bis Ende September folgen. Aber das reicht nicht, so Schmidt:
"Wir gehen nicht davon aus, dass die Epidemie vorbei ist, wenn die bisher verfügbaren Dosen verimpft sind, und müssen für alle Szenarien vorbereitet sein. Entscheidend ist: Solange es Infektionen mit Affenpocken gibt, müssen wir Menschen, die ein Risiko haben, ein Impfangebot machen. Dazu gehören alle schwulen und bisexuellen Männer, die nicht in monogamen Beziehungen leben."
Produktion hochfahren
Doch der Impfstoff gegen MPXV, der nur von einer einzigen Firma hergestellt wird, ist bereits jetzt ein äußerst knappes Gut. Ein Wettbewerb auf dem Weltmarkt, bei dem die reichen Ländern gewinnen, wäre ethisch nicht akzeptabel. UNAIDS hat der Sorge Ausdruck verliehen, dass Vakzine, die in reichen Ländern produziert beziehungsweise noch entwickelt werden, für ärmere Länder unerschwinglich bleiben könnten.
"Die Bundesregierung sollte sich jetzt dafür einsetzen, dass die Produktion massiv ausgebaut wird, sei es zum Beispiel, indem andere Firmen den Impfstoff in Lizenz produzieren, oder vielleicht sogar, indem Patente freigegeben werden", sagt DAH-Vorstand Ulf Kristal. "Wir dürfen die Fehler, die bei Covid gemacht wurden, nicht wiederholen: Alle Menschen weltweit, die ein Risiko haben, müssen Zugang zur Impfung bekommen."
Neuen Engpässen vorbeugen
Indem die WHO den internationalen Gesundheitsnotstand ausgerufen hat, mahnt sie, die Situation ernst zu nehmen und alles zu tun, um der Epidemie wirkungsvoll zu begegnen. Auch die Deutsche Aidshilfe unterstreicht die Dringlichkeit:
"Wir sehen gerade, wie fatal es sich auswirkt, wenn der Impfstoff nicht ausreicht. Menschen brauchen eine Impfung, erhalten sie aber noch nicht. MPX-Erkrankungen haben teilweise sehr schmerzhafte Folgen. So eine Notsituation darf sich nirgendwo und für niemanden wiederholen", mahnt Ulf Kristal.
Schwule Gesundheit ist öffentliche Gesundheit
Die Deutsche Aidshilfe hat in den letzten Wochen den Eindruck gewonnen, dass bei Maßnahmen gegen MPX in Deutschland teilweise nicht so schnell und pragmatisch gehandelt wurde wie während der Covid-19-Pandemie, als die gesamte Bevölkerung betroffen war.
Rechnet man die Zahl der MPX-Betroffenen in der schwulen Community auf die Gesamtbevölkerung hoch, hätten sich mehr als 200.000 Menschen infiziert. Wäre das tatsächlich geschehen, würden Impfungen vermutlich mit mehr Nachdruck vorangetrieben.
"Die Gesundheit schwuler und bisexueller Männer muss so ernst genommen werden wie die Gesundheit aller anderen. Auch schwule Gesundheit ist öffentliche Gesundheit", so Kristal.
Informationen der Deutschen Aidshilfe zu Affenpocken (http://www.aidshilfe.de/affenpocken)
Heute beginnt in Montréal die Internationale Aids-Konferenz. Die Deutsche Aidshilfe ist mit einer Delegation vor Ort und informiert auf ihrer Website und in ihren Social-Media-Kanälen über News und das Konferenzgeschehen.
Pressekontakt:
Deutsche Aidshilfe
Holger Wicht - Pressesprecher
Tel. (030) 69 00 87 - 16
presse@dah.aidshilfe.de
www.aidshilfe.de
Original-Content von: Deutsche Aidshilfe, übermittelt durch news aktuell
Deutsche Aidshilfe: Jetzt Impfangebote für alle Menschen sicherstellen, die sie brauchen - in Deutschland und weltweit.
Während in Deutschland nach einem holprigen Start endlich in allen Bundesländern Impfungen gegen Affenpocken/MPX stattfinden, gilt es nun, den Blick in die nahe Zukunft zu richten.
"Ziel muss sein, die Zahl der Infektionen so schnell wie möglich zu senken und die Epidemie dauerhaft in den Griff zu bekommen. Das ist nur möglich, wenn möglichst viele Menschen, die ein Infektionsrisiko haben, geimpft werden, in Deutschland und in allen anderen betroffenen Ländern", sagt Ulf Kristal vom Vorstand der Deutschen Aidshilfe (DAH).
Der Epidemiologe und Arzt Axel Jeremias Schmidt, Referent für Medizin und Gesundheitspolitik der Deutschen Aidshilfe, erläutert:
"Wir brauchen in Deutschland rund eine Million Impfdosen, um einer halben Million Menschen einen dauerhaften Impfschutz zu bieten. Es darf nicht dazu kommen, dass impfmotivierten schwulen Männern die Impfung verweigert wird. Der Bund sollte so schnell wie möglich bestellen, denn kurzfristige Käufe werden in nächster Zeit kaum möglich sein. Es gilt vorzusorgen."
Bereits gekaufter Impfstoff reicht nicht aus
Die Zahl der homo- und bisexuellen Männer, die Sex mit wechselnden Partnern haben, schätzt der Epidemiologe auf Basis der EMIS-Studie von 2017 auf mehr als 500.000. Nicht alle werden eine Impfung wollen. Aber hinzu kommen nicht wenige Menschen, die sich nur zeitweilig hier aufhalten. Außerdem ist nicht auszuschließen, dass das Affenpocken-Virus (MPXV) demnächst auch andere Bevölkerungsgruppen betrifft.
Bisher hat die Bundesregierung 240.000 Impfstoffdosen bestellt (zuzüglich 5.300 aus EU-Beständen). 40.000 davon sind bereits ausgeliefert, 200.000 sollen bis Ende September folgen. Aber das reicht nicht, so Schmidt:
"Wir gehen nicht davon aus, dass die Epidemie vorbei ist, wenn die bisher verfügbaren Dosen verimpft sind, und müssen für alle Szenarien vorbereitet sein. Entscheidend ist: Solange es Infektionen mit Affenpocken gibt, müssen wir Menschen, die ein Risiko haben, ein Impfangebot machen. Dazu gehören alle schwulen und bisexuellen Männer, die nicht in monogamen Beziehungen leben."
Produktion hochfahren
Doch der Impfstoff gegen MPXV, der nur von einer einzigen Firma hergestellt wird, ist bereits jetzt ein äußerst knappes Gut. Ein Wettbewerb auf dem Weltmarkt, bei dem die reichen Ländern gewinnen, wäre ethisch nicht akzeptabel. UNAIDS hat der Sorge Ausdruck verliehen, dass Vakzine, die in reichen Ländern produziert beziehungsweise noch entwickelt werden, für ärmere Länder unerschwinglich bleiben könnten.
"Die Bundesregierung sollte sich jetzt dafür einsetzen, dass die Produktion massiv ausgebaut wird, sei es zum Beispiel, indem andere Firmen den Impfstoff in Lizenz produzieren, oder vielleicht sogar, indem Patente freigegeben werden", sagt DAH-Vorstand Ulf Kristal. "Wir dürfen die Fehler, die bei Covid gemacht wurden, nicht wiederholen: Alle Menschen weltweit, die ein Risiko haben, müssen Zugang zur Impfung bekommen."
Neuen Engpässen vorbeugen
Indem die WHO den internationalen Gesundheitsnotstand ausgerufen hat, mahnt sie, die Situation ernst zu nehmen und alles zu tun, um der Epidemie wirkungsvoll zu begegnen. Auch die Deutsche Aidshilfe unterstreicht die Dringlichkeit:
"Wir sehen gerade, wie fatal es sich auswirkt, wenn der Impfstoff nicht ausreicht. Menschen brauchen eine Impfung, erhalten sie aber noch nicht. MPX-Erkrankungen haben teilweise sehr schmerzhafte Folgen. So eine Notsituation darf sich nirgendwo und für niemanden wiederholen", mahnt Ulf Kristal.
Schwule Gesundheit ist öffentliche Gesundheit
Die Deutsche Aidshilfe hat in den letzten Wochen den Eindruck gewonnen, dass bei Maßnahmen gegen MPX in Deutschland teilweise nicht so schnell und pragmatisch gehandelt wurde wie während der Covid-19-Pandemie, als die gesamte Bevölkerung betroffen war.
Rechnet man die Zahl der MPX-Betroffenen in der schwulen Community auf die Gesamtbevölkerung hoch, hätten sich mehr als 200.000 Menschen infiziert. Wäre das tatsächlich geschehen, würden Impfungen vermutlich mit mehr Nachdruck vorangetrieben.
"Die Gesundheit schwuler und bisexueller Männer muss so ernst genommen werden wie die Gesundheit aller anderen. Auch schwule Gesundheit ist öffentliche Gesundheit", so Kristal.
Informationen der Deutschen Aidshilfe zu Affenpocken (http://www.aidshilfe.de/affenpocken)
Heute beginnt in Montréal die Internationale Aids-Konferenz. Die Deutsche Aidshilfe ist mit einer Delegation vor Ort und informiert auf ihrer Website und in ihren Social-Media-Kanälen über News und das Konferenzgeschehen.
Pressekontakt:
Deutsche Aidshilfe
Holger Wicht - Pressesprecher
Tel. (030) 69 00 87 - 16
presse@dah.aidshilfe.de
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