28.08.2020 20:20 | Börsen-Zeitung | Presseschau
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Kick-off, Marktkommentar zu grünen Bundesanleihen von Kai Johannsen
Frankfurt (ots) - Der Kick-off für die grüne Bundesanleihe steht an, und das Marktumfeld könnte für das Debüt Deutschlands am Green-Bond-Markt nicht günstiger sein. Angekündigt haben Finanzministerium und die Deutsche Finanzagentur, die die Kapitalmarktaktivitäten des Bundes ausführt, dass das Erstlingswerk in Sachen Green Finance im September kommen soll. Und am Markt stellt man sich darauf ein, dass es bereits in der neuen Handelswoche so weit sein könnte.
Dafür sprechen verschiedene Faktoren. Grüne und nachhaltige Anleiheprodukte finden derzeit am Bondmarkt reißenden Absatz. Regelmäßig sind Green-Bond-Emissionen überzeichnet, von einem Nachfragemangel kann keine Rede sein. In der Covid-19-Krise sind Anleger gerade für diese Produkte noch sensibler geworden. Immer mehr Anleger erkennen die Wichtigkeit solcher Instrumente und nehmen sie nur allzu gern in ihr Portfolio auf.
Die grünen und nachhaltigen Kapitalmarktprodukte zeigten im bisherigen Krisenverlauf eine bessere Performance als ihre nicht grünen oder nicht nachhaltigen Pendants. Auch das stärkt dem Segment den Rücken und treibt selbstredend auch die Nachfrage weiter an. Dieses positive Sentiment am Markt wird auch Jörg Kukies, Staatssekretär im Finanzministerium, der selbst lange aktiv im Kapitalmarktgeschäft war, und natürlich auch Tammo Diemer, Co-Geschäftsführer der Finanzagentur, nicht verborgen geblieben sein. Das werden sie sicher gern nutzen.
Hinzu kommt, dass die sommerliche Emissionsruhe am Markt in diesen Tagen offenkundig zu Ende gegangen ist. Und vor allem ist nun auch noch der Anfangsschwung im Markt. Denn die Urlaubs- und Ferienzeit in Europa neigt sich dem Ende zu, die Investoren kommen zurück. Und damit kommt dann auch der verstärkte Anlagebedarf zurück. Die ersten Emissionen dieser Tage sind doch recht gut gelaufen. Man denke etwa an die konventionelle zehnjährige Anleihe von Finnland, die in der abgelaufenen Woche bereits auf ein Orderbuch von mehr als 27 Mrd. Euro kam. Das spricht für sich. Und auch dieses Marktmomentum werden Kukies und Diemer im Auge haben. Positives Investorensentiment für grüne Anleihen gepaart mit starkem Anlagebedarf der Investoren nach der Sommerflaute: Was will man als Emittent eigentlich noch mehr?
Vorgesehen ist eine zehnjährige Anleihe, die als grüner Zwilling - also mit gleichen Ausstattungsmerkmalen - zu einer nicht grünen Anleihe begeben wird. Angekündigt ist für die Debüt-Emission ein Mindestvolumen von 4 Mrd. Euro. Spekuliert wird am Markt, dass der grüne Zwilling 6 Mrd. Euro schwer werden könnte. Die Finanzagentur wird das Erstlingswerk nicht via Auktion, sondern via Bankensyndikat bringen. Selbstredend, dass auf platzierungsstarke Institute gesetzt wird, um die Emission sicher durchzubringen. Aber bedarf es noch großer Platzierungskraft oder großer Überzeugungsleistung für diese Anleihe? Wohl kaum.
Es kommt ja nicht irgendwer an den Markt, der sich jetzt auch mal mit einer grünen Anleihe versucht. Es ist immerhin der Benchmark-Emittent der Eurozone und zusammen mit den USA der Anbieter der sichersten und liquidesten Staatsanleihen der Welt. Da will doch praktisch jeder mit von der Partie sein. Man muss kein Prophet sein, um vorhersagen zu können, dass das Orderbuch aus allen Nähten platzen wird. Die Investoren werden Schlange stehen, um ihre Zeichnungswünsche abzuliefern. Und weil jeder weiß, dass die Nachfrage hoch sein wird, werden die Orders inflationiert, d.h. man gibt einen höheren Orderbetrag herein, weil man davon ausgehen kann, dass später kräftig rationiert wird. Und selbst wenn einer später mehr bekommt, als er will, ist das kein Problem. Das Papier wird man spielend mit Gewinn am Sekundärmarkt abstoßen können.
Dann darf man nur noch auf die Konditionen gespannt sein, also zu welcher Rendite die Anleihe kommt. Da der grüne Zwilling ausstattungsgleich zum konventionellen Pendant ist, wird die Rendite in gleicher Region liegen. Die zehnjährige Bundesanleihe war am Freitag bei um die minus 0,40 Prozent. Da Investoren für den Faktor Grün - so ist es bei anderen Bonds ablesbar - einen Preisaufschlag akzeptieren, da die Gelder eben grün angelegt werden, ist davon auszugehen, dass der grüne Zwilling in der Rendite unter dem nicht grünen Papier liegen wird. Per Ende der abgelaufenen Woche betrachtet, würde das eine Rendite unter minus 0,40 Prozent implizieren. Nur wie viel sie tiefer liegen wird, ist die spannende Preisfrage.
Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de
Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/30377/4692032
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Original-Content von: Börsen-Zeitung, übermittelt durch news aktuell
Dafür sprechen verschiedene Faktoren. Grüne und nachhaltige Anleiheprodukte finden derzeit am Bondmarkt reißenden Absatz. Regelmäßig sind Green-Bond-Emissionen überzeichnet, von einem Nachfragemangel kann keine Rede sein. In der Covid-19-Krise sind Anleger gerade für diese Produkte noch sensibler geworden. Immer mehr Anleger erkennen die Wichtigkeit solcher Instrumente und nehmen sie nur allzu gern in ihr Portfolio auf.
Die grünen und nachhaltigen Kapitalmarktprodukte zeigten im bisherigen Krisenverlauf eine bessere Performance als ihre nicht grünen oder nicht nachhaltigen Pendants. Auch das stärkt dem Segment den Rücken und treibt selbstredend auch die Nachfrage weiter an. Dieses positive Sentiment am Markt wird auch Jörg Kukies, Staatssekretär im Finanzministerium, der selbst lange aktiv im Kapitalmarktgeschäft war, und natürlich auch Tammo Diemer, Co-Geschäftsführer der Finanzagentur, nicht verborgen geblieben sein. Das werden sie sicher gern nutzen.
Hinzu kommt, dass die sommerliche Emissionsruhe am Markt in diesen Tagen offenkundig zu Ende gegangen ist. Und vor allem ist nun auch noch der Anfangsschwung im Markt. Denn die Urlaubs- und Ferienzeit in Europa neigt sich dem Ende zu, die Investoren kommen zurück. Und damit kommt dann auch der verstärkte Anlagebedarf zurück. Die ersten Emissionen dieser Tage sind doch recht gut gelaufen. Man denke etwa an die konventionelle zehnjährige Anleihe von Finnland, die in der abgelaufenen Woche bereits auf ein Orderbuch von mehr als 27 Mrd. Euro kam. Das spricht für sich. Und auch dieses Marktmomentum werden Kukies und Diemer im Auge haben. Positives Investorensentiment für grüne Anleihen gepaart mit starkem Anlagebedarf der Investoren nach der Sommerflaute: Was will man als Emittent eigentlich noch mehr?
Vorgesehen ist eine zehnjährige Anleihe, die als grüner Zwilling - also mit gleichen Ausstattungsmerkmalen - zu einer nicht grünen Anleihe begeben wird. Angekündigt ist für die Debüt-Emission ein Mindestvolumen von 4 Mrd. Euro. Spekuliert wird am Markt, dass der grüne Zwilling 6 Mrd. Euro schwer werden könnte. Die Finanzagentur wird das Erstlingswerk nicht via Auktion, sondern via Bankensyndikat bringen. Selbstredend, dass auf platzierungsstarke Institute gesetzt wird, um die Emission sicher durchzubringen. Aber bedarf es noch großer Platzierungskraft oder großer Überzeugungsleistung für diese Anleihe? Wohl kaum.
Es kommt ja nicht irgendwer an den Markt, der sich jetzt auch mal mit einer grünen Anleihe versucht. Es ist immerhin der Benchmark-Emittent der Eurozone und zusammen mit den USA der Anbieter der sichersten und liquidesten Staatsanleihen der Welt. Da will doch praktisch jeder mit von der Partie sein. Man muss kein Prophet sein, um vorhersagen zu können, dass das Orderbuch aus allen Nähten platzen wird. Die Investoren werden Schlange stehen, um ihre Zeichnungswünsche abzuliefern. Und weil jeder weiß, dass die Nachfrage hoch sein wird, werden die Orders inflationiert, d.h. man gibt einen höheren Orderbetrag herein, weil man davon ausgehen kann, dass später kräftig rationiert wird. Und selbst wenn einer später mehr bekommt, als er will, ist das kein Problem. Das Papier wird man spielend mit Gewinn am Sekundärmarkt abstoßen können.
Dann darf man nur noch auf die Konditionen gespannt sein, also zu welcher Rendite die Anleihe kommt. Da der grüne Zwilling ausstattungsgleich zum konventionellen Pendant ist, wird die Rendite in gleicher Region liegen. Die zehnjährige Bundesanleihe war am Freitag bei um die minus 0,40 Prozent. Da Investoren für den Faktor Grün - so ist es bei anderen Bonds ablesbar - einen Preisaufschlag akzeptieren, da die Gelder eben grün angelegt werden, ist davon auszugehen, dass der grüne Zwilling in der Rendite unter dem nicht grünen Papier liegen wird. Per Ende der abgelaufenen Woche betrachtet, würde das eine Rendite unter minus 0,40 Prozent implizieren. Nur wie viel sie tiefer liegen wird, ist die spannende Preisfrage.
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