01.08.2019 17:16 | WetterOnline Meteorologische Dienstleistungen GmbH | Panorama
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Unbrauchbarer Hitzerekord in Lingen - WetterOnline erkennt den Rekordwert von 42,6 Grad nicht an (AUDIO)
Bonn (ots) -
Anmoderationsvorschlag: Drei Tage in Folge 40 Grad und mehr: So
eine Hitzewelle wie im letzten Julidrittel hat es seit Beginn der
regelmäßigen Wetteraufzeichnungen noch nicht gegeben. Der alte
Deutschland-Rekord von 40,3 Grad wurde gleich mehrfach übertroffen -
Spitzenreiter war das niedersächsische Lingen mit 42,6 Grad. Diesen
neuen Rekordwert erkennen die WetterOnline-Meteorologen allerdings
nicht an, sagt Jürgen Vollmer, hallo.
Begrüßung: "Ja, hallo!"
1. Herr Vollmer, warum erkennen Sie und Ihre
WetterOnline-Meteorologen die 42,6 Grad von Lingen nicht als neuen
Hitzerekordwert an?
O-Ton 1 (Jürgen Vollmer, 30 Sek.): "Das ist ganz einfach: Um
Messungen miteinander vergleichen zu können, gelten internationale
Standards. Die sind festgelegt von der Weltorganisation für
Meteorologie und die regeln, dass Thermometer an offiziellen
Wetterstationen gut belüftet und vor allen Dingen auch
strahlungsgeschützt sein müssen. Zudem werden da auch noch
Anforderungen an die nähere Umgebung formuliert. So muss zum Beispiel
eine solche Messstelle frei sein von Bebauung, asphaltierten Flächen
oder auch zu starkem Bewuchs. Weil all das könnte die Werte
verfälschen."
2. Das heißt, die Messstation in Lingen erfüllt diese Bedingungen
nicht?
O-Ton 2 (Jürgen Vollmer, 38 Sek.): "Nein, das tut sie tatsächlich
nicht. Wenn man sich nämlich mal Bilder der Station anschaut, dann
fallen doch auf: dichte Hecken und hohe Baumreihen in nächster Nähe
zum Thermometer, also zu dem Messfühler, der genau die Temperatur
misst. Und das führt dann doch dazu, dass sich die Hitze dort richtig
stauen kann. Wenn die Sonne richtig intensiv einstrahlt und wenig
Wind geht, dann ist das da wie in einem Hitzekessel. Mit anderen
Worten: Die Belüftung der Temperatursensoren funktioniert nicht
richtig. Und deshalb werden auch dort immer wieder Extremtemperaturen
gemessen, die von denjenigen der Umgebung deutlich abweichen.
Niederländische Meteorologen nennen dieses Phänomen übrigens
'Garteneffekt'."
3. Wie dramatisch ist dieser Effekt aus Ihrer Sicht?
O-Ton 3 (Jürgen Vollmer, 42 Sek.): "Schon sehr dramatisch. Die in
Lingen gemessenen Werte weichen doch regelmäßig von den umgebenden
Standorten ab - und das immer wieder um mehrere Grad. Das ist keine
Seltenheit, und deshalb sagen wir von WetterOnline auch: Die dort
gemessenen Spitzenwerte, die sind für nationale, aber auch für
internationale Vergleiche einer Hitzewelle schlichtweg unbrauchbar,
weil der Fehler je nach Wetterlage mehrere Grad betragen kann. Kommt
noch hinzu, dass offiziell gemessene Wetterdaten Eingang auch in
Klimaberechnungen finden. Und aus unserer Sicht ist es gerade bei
einem so sensiblen Thema wie dem Klimawandel einfach unumgänglich,
dass akribisch auf die Vergleichbarkeit der herangezogenen
Datenbasis, also auf die Vorgaben der Weltorganisation für
Meteorologie, geachtet wird."
4. Wie lange ist denn schon bekannt, dass in Lingen so fehlerhaft
gemessen wird?
O-Ton 4 (Jürgen Vollmer, 32 Sek.): "Nun, Abweichungen dort sind
schon seit mehreren Jahren bekannt. Die Größenordnung nimmt aber von
Jahr zu Jahr aufgrund stetig weiter wachsender Vegetation von Jahr zu
Jahr weiter zu. Vermutlich auch aus diesem Grund hat der Deutsche
Wetterdienst selbst schon 2014 beschlossen, die Station in Lingen an
einen anderen Standort zu verlegen. Das ist allerdings bis heute noch
nicht geschehen - und auch deshalb ist für uns nicht
nachzuvollziehen, warum er jetzt diese 42,6 Grad so nachdrücklich als
'neuen deutschen Hitzerekord' verteidigt. WetterOnline wird das
jedenfalls nicht mitmachen."
5. Wie fällt denn Ihr Fazit für den Hitzemonat Juli aus - was hat
ihn so besonders gemacht?
O-Ton 5 (Jürgen Vollmer, 34 Sek.): "Zum Ersten natürlich eine
historische Hitzewelle mit absoluten Rekorden, mit den Höchstwerten
in Duisburg und in Tönisvorst mit jeweils 41,2 Grad. Das sind neue
deutsche Hitzerekorde. Außerdem war der Juli viel zu trocken, und
mittlerweile nimmt die Dürre, die ja schon im vergangenen Jahr
begonnen hat, in vielen Regionen Deutschlands dramatische, ja richtig
beängstigende Ausmaße an. Ganze Waldgebiete sind vom Absterben
betroffen, weil sie nicht mehr genug Wasser bekommen. Aber daneben
war der Monat, abseits dieser heißen Tage, durchaus angenehm und auch
mit durchschnittlich viel Sonnenschein gar nicht so auffällig. Nur
die Hitze, die hat es wirklich nach oben geschossen."
WetterOnline-Moderator Jürgen Vollmer über die historische
Hitzewelle im Juli und den Rekordwert, der eigentlich gar keiner ist.
Vielen Dank für das Gespräch!
Verabschiedung: "Gern! Danke, tschüss!"
Abmoderationsvorschlag: Wenn Sie wissen wollen, wie es weitergeht
mit dem Sommerwetter: Aktuelle Temperaturen, Vorhersagen und
Unwetterwarnungen für Ihre Region gibt´s unter www.wetteronline.de
und in der WetterOnline-App.
Pressekontakt:
Matthias Habel
Diplom-Geograph
Leiter Unternehmenskommunikation
T +49 228 55937-929
E matthias.habel@wetteronline.de
WetterOnline
Meteorologische Dienstleistungen GmbH
Karl-Legien-Straße 194a
D-53117 Bonn
Amtsgericht Bonn | HRB Nummer 008664
Umsatzsteuer-Identifikationsnummer: DE205571094
Geschäftsführer: Dr. Joachim Klaßen
https://www.wetteronline.de
Original-Content von: WetterOnline Meteorologische Dienstleistungen GmbH, übermittelt durch news aktuell
Anmoderationsvorschlag: Drei Tage in Folge 40 Grad und mehr: So
eine Hitzewelle wie im letzten Julidrittel hat es seit Beginn der
regelmäßigen Wetteraufzeichnungen noch nicht gegeben. Der alte
Deutschland-Rekord von 40,3 Grad wurde gleich mehrfach übertroffen -
Spitzenreiter war das niedersächsische Lingen mit 42,6 Grad. Diesen
neuen Rekordwert erkennen die WetterOnline-Meteorologen allerdings
nicht an, sagt Jürgen Vollmer, hallo.
Begrüßung: "Ja, hallo!"
1. Herr Vollmer, warum erkennen Sie und Ihre
WetterOnline-Meteorologen die 42,6 Grad von Lingen nicht als neuen
Hitzerekordwert an?
O-Ton 1 (Jürgen Vollmer, 30 Sek.): "Das ist ganz einfach: Um
Messungen miteinander vergleichen zu können, gelten internationale
Standards. Die sind festgelegt von der Weltorganisation für
Meteorologie und die regeln, dass Thermometer an offiziellen
Wetterstationen gut belüftet und vor allen Dingen auch
strahlungsgeschützt sein müssen. Zudem werden da auch noch
Anforderungen an die nähere Umgebung formuliert. So muss zum Beispiel
eine solche Messstelle frei sein von Bebauung, asphaltierten Flächen
oder auch zu starkem Bewuchs. Weil all das könnte die Werte
verfälschen."
2. Das heißt, die Messstation in Lingen erfüllt diese Bedingungen
nicht?
O-Ton 2 (Jürgen Vollmer, 38 Sek.): "Nein, das tut sie tatsächlich
nicht. Wenn man sich nämlich mal Bilder der Station anschaut, dann
fallen doch auf: dichte Hecken und hohe Baumreihen in nächster Nähe
zum Thermometer, also zu dem Messfühler, der genau die Temperatur
misst. Und das führt dann doch dazu, dass sich die Hitze dort richtig
stauen kann. Wenn die Sonne richtig intensiv einstrahlt und wenig
Wind geht, dann ist das da wie in einem Hitzekessel. Mit anderen
Worten: Die Belüftung der Temperatursensoren funktioniert nicht
richtig. Und deshalb werden auch dort immer wieder Extremtemperaturen
gemessen, die von denjenigen der Umgebung deutlich abweichen.
Niederländische Meteorologen nennen dieses Phänomen übrigens
'Garteneffekt'."
3. Wie dramatisch ist dieser Effekt aus Ihrer Sicht?
O-Ton 3 (Jürgen Vollmer, 42 Sek.): "Schon sehr dramatisch. Die in
Lingen gemessenen Werte weichen doch regelmäßig von den umgebenden
Standorten ab - und das immer wieder um mehrere Grad. Das ist keine
Seltenheit, und deshalb sagen wir von WetterOnline auch: Die dort
gemessenen Spitzenwerte, die sind für nationale, aber auch für
internationale Vergleiche einer Hitzewelle schlichtweg unbrauchbar,
weil der Fehler je nach Wetterlage mehrere Grad betragen kann. Kommt
noch hinzu, dass offiziell gemessene Wetterdaten Eingang auch in
Klimaberechnungen finden. Und aus unserer Sicht ist es gerade bei
einem so sensiblen Thema wie dem Klimawandel einfach unumgänglich,
dass akribisch auf die Vergleichbarkeit der herangezogenen
Datenbasis, also auf die Vorgaben der Weltorganisation für
Meteorologie, geachtet wird."
4. Wie lange ist denn schon bekannt, dass in Lingen so fehlerhaft
gemessen wird?
O-Ton 4 (Jürgen Vollmer, 32 Sek.): "Nun, Abweichungen dort sind
schon seit mehreren Jahren bekannt. Die Größenordnung nimmt aber von
Jahr zu Jahr aufgrund stetig weiter wachsender Vegetation von Jahr zu
Jahr weiter zu. Vermutlich auch aus diesem Grund hat der Deutsche
Wetterdienst selbst schon 2014 beschlossen, die Station in Lingen an
einen anderen Standort zu verlegen. Das ist allerdings bis heute noch
nicht geschehen - und auch deshalb ist für uns nicht
nachzuvollziehen, warum er jetzt diese 42,6 Grad so nachdrücklich als
'neuen deutschen Hitzerekord' verteidigt. WetterOnline wird das
jedenfalls nicht mitmachen."
5. Wie fällt denn Ihr Fazit für den Hitzemonat Juli aus - was hat
ihn so besonders gemacht?
O-Ton 5 (Jürgen Vollmer, 34 Sek.): "Zum Ersten natürlich eine
historische Hitzewelle mit absoluten Rekorden, mit den Höchstwerten
in Duisburg und in Tönisvorst mit jeweils 41,2 Grad. Das sind neue
deutsche Hitzerekorde. Außerdem war der Juli viel zu trocken, und
mittlerweile nimmt die Dürre, die ja schon im vergangenen Jahr
begonnen hat, in vielen Regionen Deutschlands dramatische, ja richtig
beängstigende Ausmaße an. Ganze Waldgebiete sind vom Absterben
betroffen, weil sie nicht mehr genug Wasser bekommen. Aber daneben
war der Monat, abseits dieser heißen Tage, durchaus angenehm und auch
mit durchschnittlich viel Sonnenschein gar nicht so auffällig. Nur
die Hitze, die hat es wirklich nach oben geschossen."
WetterOnline-Moderator Jürgen Vollmer über die historische
Hitzewelle im Juli und den Rekordwert, der eigentlich gar keiner ist.
Vielen Dank für das Gespräch!
Verabschiedung: "Gern! Danke, tschüss!"
Abmoderationsvorschlag: Wenn Sie wissen wollen, wie es weitergeht
mit dem Sommerwetter: Aktuelle Temperaturen, Vorhersagen und
Unwetterwarnungen für Ihre Region gibt´s unter www.wetteronline.de
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