15.10.2018 12:34 | Deutsche AIDS-Hilfe | Gesundheit / Medizin
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UNAIDS-Vize besucht Drogenkonsumraum in Berlin
Berlin (ots) - "Wir brauchen mehr solche Einrichtungen, um
HIV-Infektionen zu verhindern" - Aktionsbündnis gegen AIDS und
Deutsche AIDS-Hilfe: Drogenkonsumräume auch in den fehlenden neun
Bundesländern schaffen. In Osteuropa können nur solche Angebote zur
Verminderung von Gesundheitsrisiken die HIV-Epidemie stoppen /
Pressefotos verfügbar
Tim Martineau, stellvertretender Direktor von UNAIDS, hat heute in
Berlin einen Drogenkonsumraum und die Konsummobile der
Drogenhilfeeinrichtung Fixpunkt besucht.
Anlässlich des Ortstermins sagte der Vize des HIV/Aids-Programms
der Vereinten Nationen:
"Menschen, die Drogen konsumieren und injizieren haben ein viel
höheres HIV-Risiko, werden jedoch noch immer marginalisiert und haben
oft keinen Zugang zu Gesundheitsversorgung und Hilfsangeboten.
Deutschland kann Neuinfektionen verhindern und Schäden durch
injizierenden Drogenkonsum vermindern: mit einem
menschenrechtsbasierten Ansatz, der sich an der Situation der
Betroffenen orientiert, und indem Drogen injizierende Menschen Zugang
zu Maßnahmen erhalten, die Gesundheitsrisiken reduzieren. Notwendig
sind noch mehr Einrichtungen wie Fixpunkt, damit niemand
ausgeschlossen bleibt."
Ungeliebte Lebensretter
Drogenkonsumräume bieten im Fall einer Überdosis professionelle
Hilfe, ein sicheres Umfeld sowie saubere Spritzen und
Konsumutensilien. Für viele Menschen sind sie die Eintrittspforte ins
Hilfesystem. In Deutschland gibt es solche Anlaufstellen bisher in
sechs Bundesländern. Gerade hat Baden-Württemberg sich entschieden,
den Betrieb rechtlich zu ermöglichen, ein erster Raum soll in
Karlsruhe eröffnen. Doch in neun weiteren Ländern sind die
Einrichtungen nicht erlaubt.
Durchbruch in Baden-Württemberg
Dazu erklärt Sylvia Urban, Mitglied im Vorstand des
Aktionsbündnisses gegen AIDS (AgA) und der Deutschen AIDS-Hilfe
(DAH):
"Die Entscheidung in Baden-Württemberg und Karlsruhe ist
wegweisend. Wir hoffen, dass nun die fehlenden Länder und viele
Städte folgen. Diese Einrichtungen retten Leben und vermeiden
Infektionen. Aus Sicht von Prävention und Gesundheitspolitik gibt es
keinen vernünftigen Grund, weiter auf Drogenkonsumräume zu verzichten
und damit Menschen im Stich zu lassen."
Hoher Bedarf in Süddeutschland und Bremen
Dringend benötigt werden Konsumräume unter anderem in Mannheim,
der deutschen Stadt mit den an der Einwohnerzahl gemessen meisten
Drogentodesfällen, sowie in Stuttgart, in den bayerischen Städten
München, Nürnberg und Augsburg sowie in Bremen. Dort sterben
besonders viele Menschen vermeidbare Drogentode.
In Deutschland machte eine Änderung des Betäubungsmittelgesetzes
im Jahr 2000 den Weg frei für die Einrichtung von Drogenkonsumräumen,
die Länder müssen jedoch entsprechende Rechtsverordnungen erlassen.
Es gibt heute 24 Einrichtungen in Berlin, Hamburg, Niedersachsen,
Hessen, Nordrhein-Westfalen und dem Saarland.
Kapazitäten ausbauen
Häufiges Manko: Es gibt nicht genügend Einrichtungen, keine
Ressourcen für ausreichend lange Öffnungszeiten und die begleitende
Nachbarschafts- und Straßensozialarbeit:
Astrid Leicht, Geschäftsführung der Fixpunkt gGmbH:
"Das große Potenzial der Drogenkonsumräume sollte durch politische
und finanzielle Förderung besser genutzt werden. Für süchtige
Menschen, die auf der Straße leben, sind Drogenkonsumräume ein
überlebensnotwendiger Ort. Diese Menschen haben oft keinen Zugang zu
medizinischen und suchtbezogenen Angeboten und häufig auch keine
rechtlichen Ansprüche auf Sozial- und Gesundheitsleistungen. In den
Einrichtungen können sie Kontakt und Vertrauen aufbauen und erste
Hilfen zur Veränderung ihrer Lebenssituation finden."
Katastrophale Situation in Osteuropa
Die WHO stuft Drogenkonsumräume als besonders wichtige Maßnahme
ein. In Osteuropa gibt es bisher dennoch keinen einzigen solchen
Anlaufpunkt. In vielen Ländern, vor allem Russland fehlen Angebote
zur Risikominimierung fast völlig, es gibt dort zum Beispiel kaum
Spritzenvergabe, Substitutionstherapien sind sogar illegal. Die
Infektionszahlen sind dort in den letzten Jahren dramatisch
angestiegen.
Dazu AgA- und DAH-Vorstand Sylvia Urban:
"Drogenkonsumräume und Schadensminimierung sind ein
unverzichtbarer Bestandteil von HIV- und Hepatitisprävention. Die
Welt weiß längst, wie sie die Epidemie in den Griff bekommen kann und
verfügt über alle Mittel dazu. Es ist die Politik, die Erfolge
verhindert. Nur mit Angeboten zur Minimierung von Gesundheitsschäden
beim Drogenkonsum lässt sich die HIV-Epidemie stoppen. Dafür gilt es,
Hürden zu beseitigen - gesetzlich, politisch und in den Köpfen."
Darüber hinaus ist es an der Zeit, neue politische Strategien im
Umgang mit Drogen zu erdenken und erproben. Kriminalisierung von
Konsum und Marginalisierung schaden abhängigen Menschen ebenso wie
der Gesellschaft. Zur Lösung könnte zum Beispiel die kontrollierte
Abgabe von pharmazeutischem Heroin an Abhängige übers Medizinsystem
gehören.
"Wir brauchen kluge Modelle, die Schäden vermeiden und Ressourcen
sinnvoll einsetzen. Statt Schwarzmärkte indirekt zu unterstützen,
können wir die Kontrolle zurückgewinnen", so Sylvia Urban.
Pressefotos zum Download: http://ots.de/ygQULJ
www.aidshilfe.de
www.unaids.org
Weitere Informationen:
UNAIDS zur Schadensminimierung: http://ots.de/2TmqBR
Fixpunkt: http://www.fixpunkt-berlin.de/
Informationsseite über Drogenkonsumräume in Deutschland:
https://www.drogenkonsumraum.net/
Grünes Licht für Drogenkonsumraum in Karlsruhe
(Sozialministerium): http://ots.de/t5Mxz1
Schadensmininimierung in Osteuropa: http://ots.de/M5V6Cj
HIV in Osteuropa: http://ots.de/YVhWuk
Pressekontakt:
Deutsche AIDS-Hilfe
Holger Wicht - Pressesprecher
Tel. (030) 69 00 87 - 16
mobil 0171 274 95 11
presse@dah.aidshilfe.de
www.aidshilfe.de
Original-Content von: Deutsche AIDS-Hilfe, übermittelt durch news aktuell
HIV-Infektionen zu verhindern" - Aktionsbündnis gegen AIDS und
Deutsche AIDS-Hilfe: Drogenkonsumräume auch in den fehlenden neun
Bundesländern schaffen. In Osteuropa können nur solche Angebote zur
Verminderung von Gesundheitsrisiken die HIV-Epidemie stoppen /
Pressefotos verfügbar
Tim Martineau, stellvertretender Direktor von UNAIDS, hat heute in
Berlin einen Drogenkonsumraum und die Konsummobile der
Drogenhilfeeinrichtung Fixpunkt besucht.
Anlässlich des Ortstermins sagte der Vize des HIV/Aids-Programms
der Vereinten Nationen:
"Menschen, die Drogen konsumieren und injizieren haben ein viel
höheres HIV-Risiko, werden jedoch noch immer marginalisiert und haben
oft keinen Zugang zu Gesundheitsversorgung und Hilfsangeboten.
Deutschland kann Neuinfektionen verhindern und Schäden durch
injizierenden Drogenkonsum vermindern: mit einem
menschenrechtsbasierten Ansatz, der sich an der Situation der
Betroffenen orientiert, und indem Drogen injizierende Menschen Zugang
zu Maßnahmen erhalten, die Gesundheitsrisiken reduzieren. Notwendig
sind noch mehr Einrichtungen wie Fixpunkt, damit niemand
ausgeschlossen bleibt."
Ungeliebte Lebensretter
Drogenkonsumräume bieten im Fall einer Überdosis professionelle
Hilfe, ein sicheres Umfeld sowie saubere Spritzen und
Konsumutensilien. Für viele Menschen sind sie die Eintrittspforte ins
Hilfesystem. In Deutschland gibt es solche Anlaufstellen bisher in
sechs Bundesländern. Gerade hat Baden-Württemberg sich entschieden,
den Betrieb rechtlich zu ermöglichen, ein erster Raum soll in
Karlsruhe eröffnen. Doch in neun weiteren Ländern sind die
Einrichtungen nicht erlaubt.
Durchbruch in Baden-Württemberg
Dazu erklärt Sylvia Urban, Mitglied im Vorstand des
Aktionsbündnisses gegen AIDS (AgA) und der Deutschen AIDS-Hilfe
(DAH):
"Die Entscheidung in Baden-Württemberg und Karlsruhe ist
wegweisend. Wir hoffen, dass nun die fehlenden Länder und viele
Städte folgen. Diese Einrichtungen retten Leben und vermeiden
Infektionen. Aus Sicht von Prävention und Gesundheitspolitik gibt es
keinen vernünftigen Grund, weiter auf Drogenkonsumräume zu verzichten
und damit Menschen im Stich zu lassen."
Hoher Bedarf in Süddeutschland und Bremen
Dringend benötigt werden Konsumräume unter anderem in Mannheim,
der deutschen Stadt mit den an der Einwohnerzahl gemessen meisten
Drogentodesfällen, sowie in Stuttgart, in den bayerischen Städten
München, Nürnberg und Augsburg sowie in Bremen. Dort sterben
besonders viele Menschen vermeidbare Drogentode.
In Deutschland machte eine Änderung des Betäubungsmittelgesetzes
im Jahr 2000 den Weg frei für die Einrichtung von Drogenkonsumräumen,
die Länder müssen jedoch entsprechende Rechtsverordnungen erlassen.
Es gibt heute 24 Einrichtungen in Berlin, Hamburg, Niedersachsen,
Hessen, Nordrhein-Westfalen und dem Saarland.
Kapazitäten ausbauen
Häufiges Manko: Es gibt nicht genügend Einrichtungen, keine
Ressourcen für ausreichend lange Öffnungszeiten und die begleitende
Nachbarschafts- und Straßensozialarbeit:
Astrid Leicht, Geschäftsführung der Fixpunkt gGmbH:
"Das große Potenzial der Drogenkonsumräume sollte durch politische
und finanzielle Förderung besser genutzt werden. Für süchtige
Menschen, die auf der Straße leben, sind Drogenkonsumräume ein
überlebensnotwendiger Ort. Diese Menschen haben oft keinen Zugang zu
medizinischen und suchtbezogenen Angeboten und häufig auch keine
rechtlichen Ansprüche auf Sozial- und Gesundheitsleistungen. In den
Einrichtungen können sie Kontakt und Vertrauen aufbauen und erste
Hilfen zur Veränderung ihrer Lebenssituation finden."
Katastrophale Situation in Osteuropa
Die WHO stuft Drogenkonsumräume als besonders wichtige Maßnahme
ein. In Osteuropa gibt es bisher dennoch keinen einzigen solchen
Anlaufpunkt. In vielen Ländern, vor allem Russland fehlen Angebote
zur Risikominimierung fast völlig, es gibt dort zum Beispiel kaum
Spritzenvergabe, Substitutionstherapien sind sogar illegal. Die
Infektionszahlen sind dort in den letzten Jahren dramatisch
angestiegen.
Dazu AgA- und DAH-Vorstand Sylvia Urban:
"Drogenkonsumräume und Schadensminimierung sind ein
unverzichtbarer Bestandteil von HIV- und Hepatitisprävention. Die
Welt weiß längst, wie sie die Epidemie in den Griff bekommen kann und
verfügt über alle Mittel dazu. Es ist die Politik, die Erfolge
verhindert. Nur mit Angeboten zur Minimierung von Gesundheitsschäden
beim Drogenkonsum lässt sich die HIV-Epidemie stoppen. Dafür gilt es,
Hürden zu beseitigen - gesetzlich, politisch und in den Köpfen."
Darüber hinaus ist es an der Zeit, neue politische Strategien im
Umgang mit Drogen zu erdenken und erproben. Kriminalisierung von
Konsum und Marginalisierung schaden abhängigen Menschen ebenso wie
der Gesellschaft. Zur Lösung könnte zum Beispiel die kontrollierte
Abgabe von pharmazeutischem Heroin an Abhängige übers Medizinsystem
gehören.
"Wir brauchen kluge Modelle, die Schäden vermeiden und Ressourcen
sinnvoll einsetzen. Statt Schwarzmärkte indirekt zu unterstützen,
können wir die Kontrolle zurückgewinnen", so Sylvia Urban.
Pressefotos zum Download: http://ots.de/ygQULJ
www.aidshilfe.de
www.unaids.org
Weitere Informationen:
UNAIDS zur Schadensminimierung: http://ots.de/2TmqBR
Fixpunkt: http://www.fixpunkt-berlin.de/
Informationsseite über Drogenkonsumräume in Deutschland:
https://www.drogenkonsumraum.net/
Grünes Licht für Drogenkonsumraum in Karlsruhe
(Sozialministerium): http://ots.de/t5Mxz1
Schadensmininimierung in Osteuropa: http://ots.de/M5V6Cj
HIV in Osteuropa: http://ots.de/YVhWuk
Pressekontakt:
Deutsche AIDS-Hilfe
Holger Wicht - Pressesprecher
Tel. (030) 69 00 87 - 16
mobil 0171 274 95 11
presse@dah.aidshilfe.de
www.aidshilfe.de
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Schlagwörter
Governance , UNAIDS-Vize , Drogenkonsumräume , Gesundheit , Aids , Drogen , Gesundheit / Medizin , Panorama , Soziales ,
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