26.07.2019 11:00 | Stiftung Deutsche Sporthilfe | Sport
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#leistungleben - Sporthilfe-Markenkampagne mit Speerwerfer Thomas Röhler (FOTO)
Foto: obs/Stiftung Deutsche Sporthilfe/Foto-Credit: picture alliance
"Weil nicht nur jeder Meter zählt. Sondern auch jeder Euro." - das Motiv mit Speerwerfer Thomas Röhler ist Teil der aktuellen Markenkampagne der Deutschen Sporthilfe. Weiterer Text über ots und www.presseportal.de/nr/51413 / Die Verwendung dieses Bildes ist für redaktionelle Zwecke honorarfrei. Veröffentlichung bitte unter Quellenangabe: "obs/Stiftung Deutsche Sporthilfe/Foto-Credit: picture alliance"
Frankfurt am Main (ots) -
Die Deutsche Sporthilfe setzt ihre neue Markenkampagne
#leistungleben fort. Mit ausdrucksstarken Schwarz-Weiß-Motiven und
plakativen Aussagen will die Sporthilfe auf den Alltag und die
Einstellungen der von ihr unterstützten Athleten aufmerksam machen
sowie die Rolle der Stiftung für die Athletenförderung verdeutlichen.
Rund 25 Motive finden sich auf der Kampagnenwebseite
www.sporthilfe.de/leistungleben. Hinter jedem Motiv steckt eine
Geschichte geförderter Athleten - wie die von Speerwerfer Thomas
Röhler, Olympiaiseger und Student für "Strategy, Management and
Marketing". 2018 kürten ihn Deutsche Sporthilfe und Deutsche Bank zum
"Sport-Stipendiat des Jahres". Der 27-Jährige versteht sich als
internationaler Botschafter der Dualen Karriere von Athleten.
Hinweis an die Redaktionen: Abdruck von Motiv und Text ist
honorarfrei möglich. Quelle: Deutsche Sporthilfe.
____________________________________
Thomas Röhler: "Es ist wichtig, dass sich der Kopf auch in andere
Richtungen bewegt"
Thomas Röhler ist einer der besten Speerwerfer der Gegenwart - und
baut nebenbei für eine erfolgreiche berufliche Zukunft vor. Der
Wirtschaftsstudent und Athletenvertreter im internationalen
Leichtathletik-Verband versteht sich als Botschafter der Dualen
Karriere. Für seine Topleistungen in Sport und Studium ist er mit der
Auszeichnung "Sport-Stipendiat des Jahres" 2018 geehrt worden.
Ob es der großen Hitze im Berliner Olympiastadion geschuldet war?
Kaum hatte Thomas Röhler seinen SpeerwurfSieg bei der
Europameisterschaft unter Dach und Fach gebracht, hüpfte er in den
Wassergraben der Hindernisläufer - wie einst Hammerwerfer Karsten
Kobs 1999 in Sevilla. Er habe einfach "da reingemusst", erklärte
Röhler danach im Interview. Ein seltener Gefühlsausbruch des
sympathischen Olympiasiegers von Rio 2016, der häufig so kontrolliert
wirkt. Wer ihn nicht kennt, würde vielleicht sogar sagen: ein
bisschen verbissen.
Dabei ist Röhler lediglich ein Athlet, der versucht, so wenig wie
möglich dem Zufall zu überlassen - im Sport, aber auch bei seinem
geistigen Ausgleich als Wirtschaftsstudent. Am Tag nach dem Erfolg
bei der Heim-EM stand er ebenso übernächtigt wie glücklich vor den
Fernsehkameras und versuchte, schon wieder deutlich gefasster als am
Vorabend, das Geschehene zu erklären. Eine Menge Druck sei von ihm
abgefallen, gerade, weil die drei deutschen Speerwerfer als Nummer 1,
2 und 3 der Weltrangliste angereist waren und viele eine
Medaillenflut erwartet hatten. Am Ende waren es "nur" zwei. Der
deutsche Meister Andreas Hofmann sicherte sich Silber, Weltmeister
Johannes Vetter wurde Fünfter.
Es sah so leicht aus, wie Röhler den Speer auf 89,47 Meter
schleuderte. Er sagt aber: "Hinter einem weiten Speerwurf steckt viel
mehr." Er meint damit die akribische (und wegen ihrer ungewöhnlichen
Methoden manches Mal kritisch beäugte) Arbeit mit seinem Team in
Jena. Er meint die harte Zeit, die er im Jahr davor gemeinsam mit
seinem schwer erkrankten Trainer Harro Schwuchow meistern musste. Er
meint aber auch die vielen Entbehrungen und Extra-Runden, die er seit
geraumer Zeit auf sich nimmt, um nach der sportlichen Laufbahn gut
abgesichert zu sein. "Speerwerfen ist eine risikoreiche Sportart, bei
der mit jedem Tag Feierabend sein kann", sagt Röhler. Die
vielzitierte Duale Karriere - in der Planung des 27-Jährigen spielt
sie schon seit vielen Jahren die Hauptrolle.
Kurz vor den Olympischen Spielen von Rio schloss er an der
Friedrich-Schiller-Universität in Jena erfolgreich seinen Bachelor in
Sport und Wirtschaftswissenschaften ab, gönnte sich anschließend erst
einmal ein halbes Jahr nur für den Sport. Danach fehlte ihm der
mentale Ausgleich: "Es ist wichtig, dass sich der Kopf auch in andere
Richtungen bewegt. Ähnlich wie im Sport war mein Gedanke: Das kann
noch nicht alles gewesen sein." Also ging es zurück ins
"Studentenparadies", wie sie zur Schiller-Uni in Jena wegen des
Bahnhofs "Paradies" und des gleichnamigen Parks, ganz in der Nähe der
Hochschule, sagen. Dort, an der Saale, hat Röhler schon so manche
Trainingspause mit wissenschaftlicher Fachliteratur verbracht.
Nach dem Bachelor strebt Röhler den Masterstudiengang "Strategy,
Management and Marketing" an - sein Abschluss reichte aber nicht als
Zugangsvoraussetzung für den rein wirtschaftlich fokussierten MBA
aus. Also setzte sich der Athlet mit den Verantwortlichen der
Studiengänge zusammen und definierte mit ihnen vertiefende Module und
Schwerpunkte, die er in den vergangenen beiden Semestern besuchen und
abschließen musste. Einen "erheblichen zeitlichen Mehraufwand" habe
das für ihn neben dem Leistungssport bedeutet, aber einer, der sich
für Röhler dreifach gelohnt hat: Mit der Zugangsvoraussetzung für den
angestrebten Master, der Goldmedaille beim Saisonhöhepunkt in Berlin
und mit der Auszeichnung zum SportStipendiat des Jahres 2018.
Die blaue Bahn im Olympiastadion kannte er bereits von Meetings,
aber auch von früheren Meisterschaften. Vor zehn Jahren trat Röhler,
damals noch Schüler am Sportgymnasium seiner Heimatstadt, bei den
deutschen Jugendmeisterschaften an - im Dreisprung wohlgemerkt. Gegen
Gregor Traber - bei der EM 2018 Fünfter über 110 Meter Hürden - hatte
er klar das Nachsehen. Erst mit 18 wechselte er zum Speerwurf.
"Damals war der Sport ein Stück weit auch Mittel zum Zweck, um das
sehr gute Sportgymnasium in Jena besuchen zu können", sagt Röhler
heute. Gebrannt habe er aber schon früher, noch als Springer und
Mehrkämpfer, nur für das Werfen.
2018 also die Rückkehr ins legendäre Olympiastadion, wo 1936 mit
Gerhard Stöck erstmals ein Deutscher Speerwurf-Olympiasieger wurde.
Röhler ist nach Stöck und Klaus Wolfermann 1972 in München erst der
dritte Deutsche, der bei Olympia Gold holte. In Berlin sah es in der
Qualifikation zunächst aber so aus, als würde der Jenaer die HeimEM
verpatzen - die notwendige Weite fürs Finale gelang ihm erst im
letzten Versuch. Im Endkampf leistete er sich auf dem Weg zum ersten
deutschen EM-Titel seit 32 Jahren noch einen unnötigen Fehlversuch
beim ersten Wurf. Der Rest ist Geschichte.
Und zwar eine mit Happy-End. Röhler weiß aber auch: Wäre er in
Berlin schon vorzeitig gescheitert, hätte man ihm womöglich seine
universitäre Doppelbelastung zum Vorwurf gemacht. In Gesprächen
erklärt er oft gebetsmühlenartig, wieso er neben dem Sport überhaupt
studiert, muss sich nicht selten dafür sogar fast entschuldigen. Dass
Athleten auf seinem Niveau ein zweites Standbein benötigen, ist den
meisten gerade in Röhlers ostdeutscher Heimat, wo herausragende
Sportler zu DDR-Zeiten finanziell gut abgesichert waren, nicht
bewusst: "Viele haben einen verzerrten Eindruck von der finanziellen
Situation der Athleten in unserem Land." Sein Team und er selbst sind
davon überzeugt, dass "geistiger Ausgleich nicht nur Sicherheit für
den weiteren Lebensweg bringt, sondern auch Vorteile hinsichtlich
Fokussierung und Leistungsbereitschaft im Sport".
Eine Win-win-Situation also. Deshalb habe er es sich zur Aufgabe
gemacht, mit medialer Unterstützung, aber auch im Austausch mit
Schulen und jungen Talenten, auf internationaler Ebene für die Duale
Karriere zu werben. Für seine Top-Leistungen im Sport und Studium
erhält Röhler von der Deutschen Bank und der Deutschen Sporthilfe die
Auszeichnung als Sport-Stipendiat des Jahres - stellvertretend für
alle studierenden Spitzenathleten.
Nun gehört Röhler als Leichtathlet zu den im Vergleich noch
deutlich besser gestellten Athleten. Anders als etwa Kanuten oder
Turner ist er häufiger in den Medien präsent, hat selten Probleme,
solvente Sponsoren zu finden. Dazu trägt natürlich auch die besondere
Rolle bei, die das Speerwerfen hierzulande derzeit genießt. Mit dem
Olympiasieger und neuerdings auch Europameister Röhler, Weltmeister
Johannes Vetter sowie dem Deutschen Meister Andreas Hofmann dominiert
die deutsche Elite auch die Weltspitze. Neun der zehn weitesten Würfe
2018 vereinten die drei nationalen Konkurrenten auf sich. "Wir pushen
uns gegenseitig, wir helfen uns auch gegenseitig während der gesamten
Saison und den Wettkämpfen", beschreibt Hofmann die spezielle
Situation. Dass sich darüber hinaus alle Athleten und Trainer gut
verstehen und untereinander ihre Trainingsinhalte teilen, führe
letztlich zu dem herausragenden Erfolg.
Aber auch zu Schattenseiten, die Röhler klar benennt: Damit die
deutschen Speerwerfer langfristig international schlagkräftig sein
können, kommt es auch auf den Nachwuchs an. Bei drei so dominanten
Zugpferden und weiteren starken Werfern in der zweiten Reihe ist die
Konkurrenzsituation für die U23-Athleten immens. Ihnen müsse man
Chancen und Motivation für die kommenden Jahre aufzeigen, sagt
Röhler, der den Nachwuchs bei seinem Verein LC Jena selbst ab und zu
trainiert.
Bis es so weit ist, treibt sich das Triumvirat Röhler, Hoffmann,
Vetter erst einmal weiter gegenseitig zu Höchstleistungen und
Bestweiten. 2017 brach erst Röhler den bis dato 22 Jahre alten
deutschen Rekord von Raymond Hecht. Acht Wochen später übertrumpfte
ihn Johannes Vetter noch einmal. Weiter als die beiden Deutschen warf
überhaupt nur Jan Zelezny. Der dreifache Olympiasieger und dreifache
Weltmeister aus Tschechien trat im Alter von 40 Jahren zurück. Die
Deutschen haben ihre besten Jahre also noch vor sich. Röhler erklärte
vor einiger Zeit die 100-Meter-Marke als langfristiges Ziel. Er habe
damit eine Barriere aufbrechen wollen, die nur mental und nicht
physikalisch bestehe. "Wieso sollten wir eine Grenze setzen, wenn da
keine ist?", fragt der Olympiasieger, Bestweite 93,90 Meter. So
bewusst er seine Sätze wählt, Röhler ist keiner, der mit seiner
Meinung hinter dem Berg hält. Nicht umsonst ist er seit Anfang des
Jahres als erster Deutscher überhaupt Mitglied der
Athleten-Kommission des Internationalen LeichtathletikVerbands IAAF.
Das Amt hat er für vier Jahre inne, bis 2022 geht der Zeithorizont
des 27-jährigen Athleten also auf alle Fälle. Den Masterabschluss
will er bis dahin auch in der Tasche haben. Ob Röhler aber ebenso
lange an den Start gehen wird wie Rekordmann Zelezny, der auch mit
ergrautem Haupthaar noch Medaillen sammelte, lässt er offen.
Definitiv aber will er dem Sport später einmal erhalten bleiben. Aus
ihm spricht der IAAF-Athletensprecher, Meeting-Mitorganisator,
Nachwuchstrainer und Karriere-Botschafter, wenn er sagt: "Ich glaube,
es gibt viel Gutes zu tun in unserem Sportsystem, und da würde ich
gerne helfen."
Pressekontakt:
Stiftung Deutsche Sporthilfe
Florian Dubbel
Otto Fleck-Schneise 8
60528 Frankfurt am Main
Tel: 069/67803 - 500
Fax: 069/67803 - 599
E-Mail: florian.dubbel@sporthilfe.de
Internet: www.sporthilfe.de
Original-Content von: Stiftung Deutsche Sporthilfe, übermittelt durch news aktuell
Die Deutsche Sporthilfe setzt ihre neue Markenkampagne
#leistungleben fort. Mit ausdrucksstarken Schwarz-Weiß-Motiven und
plakativen Aussagen will die Sporthilfe auf den Alltag und die
Einstellungen der von ihr unterstützten Athleten aufmerksam machen
sowie die Rolle der Stiftung für die Athletenförderung verdeutlichen.
Rund 25 Motive finden sich auf der Kampagnenwebseite
www.sporthilfe.de/leistungleben. Hinter jedem Motiv steckt eine
Geschichte geförderter Athleten - wie die von Speerwerfer Thomas
Röhler, Olympiaiseger und Student für "Strategy, Management and
Marketing". 2018 kürten ihn Deutsche Sporthilfe und Deutsche Bank zum
"Sport-Stipendiat des Jahres". Der 27-Jährige versteht sich als
internationaler Botschafter der Dualen Karriere von Athleten.
Hinweis an die Redaktionen: Abdruck von Motiv und Text ist
honorarfrei möglich. Quelle: Deutsche Sporthilfe.
____________________________________
Thomas Röhler: "Es ist wichtig, dass sich der Kopf auch in andere
Richtungen bewegt"
Thomas Röhler ist einer der besten Speerwerfer der Gegenwart - und
baut nebenbei für eine erfolgreiche berufliche Zukunft vor. Der
Wirtschaftsstudent und Athletenvertreter im internationalen
Leichtathletik-Verband versteht sich als Botschafter der Dualen
Karriere. Für seine Topleistungen in Sport und Studium ist er mit der
Auszeichnung "Sport-Stipendiat des Jahres" 2018 geehrt worden.
Ob es der großen Hitze im Berliner Olympiastadion geschuldet war?
Kaum hatte Thomas Röhler seinen SpeerwurfSieg bei der
Europameisterschaft unter Dach und Fach gebracht, hüpfte er in den
Wassergraben der Hindernisläufer - wie einst Hammerwerfer Karsten
Kobs 1999 in Sevilla. Er habe einfach "da reingemusst", erklärte
Röhler danach im Interview. Ein seltener Gefühlsausbruch des
sympathischen Olympiasiegers von Rio 2016, der häufig so kontrolliert
wirkt. Wer ihn nicht kennt, würde vielleicht sogar sagen: ein
bisschen verbissen.
Dabei ist Röhler lediglich ein Athlet, der versucht, so wenig wie
möglich dem Zufall zu überlassen - im Sport, aber auch bei seinem
geistigen Ausgleich als Wirtschaftsstudent. Am Tag nach dem Erfolg
bei der Heim-EM stand er ebenso übernächtigt wie glücklich vor den
Fernsehkameras und versuchte, schon wieder deutlich gefasster als am
Vorabend, das Geschehene zu erklären. Eine Menge Druck sei von ihm
abgefallen, gerade, weil die drei deutschen Speerwerfer als Nummer 1,
2 und 3 der Weltrangliste angereist waren und viele eine
Medaillenflut erwartet hatten. Am Ende waren es "nur" zwei. Der
deutsche Meister Andreas Hofmann sicherte sich Silber, Weltmeister
Johannes Vetter wurde Fünfter.
Es sah so leicht aus, wie Röhler den Speer auf 89,47 Meter
schleuderte. Er sagt aber: "Hinter einem weiten Speerwurf steckt viel
mehr." Er meint damit die akribische (und wegen ihrer ungewöhnlichen
Methoden manches Mal kritisch beäugte) Arbeit mit seinem Team in
Jena. Er meint die harte Zeit, die er im Jahr davor gemeinsam mit
seinem schwer erkrankten Trainer Harro Schwuchow meistern musste. Er
meint aber auch die vielen Entbehrungen und Extra-Runden, die er seit
geraumer Zeit auf sich nimmt, um nach der sportlichen Laufbahn gut
abgesichert zu sein. "Speerwerfen ist eine risikoreiche Sportart, bei
der mit jedem Tag Feierabend sein kann", sagt Röhler. Die
vielzitierte Duale Karriere - in der Planung des 27-Jährigen spielt
sie schon seit vielen Jahren die Hauptrolle.
Kurz vor den Olympischen Spielen von Rio schloss er an der
Friedrich-Schiller-Universität in Jena erfolgreich seinen Bachelor in
Sport und Wirtschaftswissenschaften ab, gönnte sich anschließend erst
einmal ein halbes Jahr nur für den Sport. Danach fehlte ihm der
mentale Ausgleich: "Es ist wichtig, dass sich der Kopf auch in andere
Richtungen bewegt. Ähnlich wie im Sport war mein Gedanke: Das kann
noch nicht alles gewesen sein." Also ging es zurück ins
"Studentenparadies", wie sie zur Schiller-Uni in Jena wegen des
Bahnhofs "Paradies" und des gleichnamigen Parks, ganz in der Nähe der
Hochschule, sagen. Dort, an der Saale, hat Röhler schon so manche
Trainingspause mit wissenschaftlicher Fachliteratur verbracht.
Nach dem Bachelor strebt Röhler den Masterstudiengang "Strategy,
Management and Marketing" an - sein Abschluss reichte aber nicht als
Zugangsvoraussetzung für den rein wirtschaftlich fokussierten MBA
aus. Also setzte sich der Athlet mit den Verantwortlichen der
Studiengänge zusammen und definierte mit ihnen vertiefende Module und
Schwerpunkte, die er in den vergangenen beiden Semestern besuchen und
abschließen musste. Einen "erheblichen zeitlichen Mehraufwand" habe
das für ihn neben dem Leistungssport bedeutet, aber einer, der sich
für Röhler dreifach gelohnt hat: Mit der Zugangsvoraussetzung für den
angestrebten Master, der Goldmedaille beim Saisonhöhepunkt in Berlin
und mit der Auszeichnung zum SportStipendiat des Jahres 2018.
Die blaue Bahn im Olympiastadion kannte er bereits von Meetings,
aber auch von früheren Meisterschaften. Vor zehn Jahren trat Röhler,
damals noch Schüler am Sportgymnasium seiner Heimatstadt, bei den
deutschen Jugendmeisterschaften an - im Dreisprung wohlgemerkt. Gegen
Gregor Traber - bei der EM 2018 Fünfter über 110 Meter Hürden - hatte
er klar das Nachsehen. Erst mit 18 wechselte er zum Speerwurf.
"Damals war der Sport ein Stück weit auch Mittel zum Zweck, um das
sehr gute Sportgymnasium in Jena besuchen zu können", sagt Röhler
heute. Gebrannt habe er aber schon früher, noch als Springer und
Mehrkämpfer, nur für das Werfen.
2018 also die Rückkehr ins legendäre Olympiastadion, wo 1936 mit
Gerhard Stöck erstmals ein Deutscher Speerwurf-Olympiasieger wurde.
Röhler ist nach Stöck und Klaus Wolfermann 1972 in München erst der
dritte Deutsche, der bei Olympia Gold holte. In Berlin sah es in der
Qualifikation zunächst aber so aus, als würde der Jenaer die HeimEM
verpatzen - die notwendige Weite fürs Finale gelang ihm erst im
letzten Versuch. Im Endkampf leistete er sich auf dem Weg zum ersten
deutschen EM-Titel seit 32 Jahren noch einen unnötigen Fehlversuch
beim ersten Wurf. Der Rest ist Geschichte.
Und zwar eine mit Happy-End. Röhler weiß aber auch: Wäre er in
Berlin schon vorzeitig gescheitert, hätte man ihm womöglich seine
universitäre Doppelbelastung zum Vorwurf gemacht. In Gesprächen
erklärt er oft gebetsmühlenartig, wieso er neben dem Sport überhaupt
studiert, muss sich nicht selten dafür sogar fast entschuldigen. Dass
Athleten auf seinem Niveau ein zweites Standbein benötigen, ist den
meisten gerade in Röhlers ostdeutscher Heimat, wo herausragende
Sportler zu DDR-Zeiten finanziell gut abgesichert waren, nicht
bewusst: "Viele haben einen verzerrten Eindruck von der finanziellen
Situation der Athleten in unserem Land." Sein Team und er selbst sind
davon überzeugt, dass "geistiger Ausgleich nicht nur Sicherheit für
den weiteren Lebensweg bringt, sondern auch Vorteile hinsichtlich
Fokussierung und Leistungsbereitschaft im Sport".
Eine Win-win-Situation also. Deshalb habe er es sich zur Aufgabe
gemacht, mit medialer Unterstützung, aber auch im Austausch mit
Schulen und jungen Talenten, auf internationaler Ebene für die Duale
Karriere zu werben. Für seine Top-Leistungen im Sport und Studium
erhält Röhler von der Deutschen Bank und der Deutschen Sporthilfe die
Auszeichnung als Sport-Stipendiat des Jahres - stellvertretend für
alle studierenden Spitzenathleten.
Nun gehört Röhler als Leichtathlet zu den im Vergleich noch
deutlich besser gestellten Athleten. Anders als etwa Kanuten oder
Turner ist er häufiger in den Medien präsent, hat selten Probleme,
solvente Sponsoren zu finden. Dazu trägt natürlich auch die besondere
Rolle bei, die das Speerwerfen hierzulande derzeit genießt. Mit dem
Olympiasieger und neuerdings auch Europameister Röhler, Weltmeister
Johannes Vetter sowie dem Deutschen Meister Andreas Hofmann dominiert
die deutsche Elite auch die Weltspitze. Neun der zehn weitesten Würfe
2018 vereinten die drei nationalen Konkurrenten auf sich. "Wir pushen
uns gegenseitig, wir helfen uns auch gegenseitig während der gesamten
Saison und den Wettkämpfen", beschreibt Hofmann die spezielle
Situation. Dass sich darüber hinaus alle Athleten und Trainer gut
verstehen und untereinander ihre Trainingsinhalte teilen, führe
letztlich zu dem herausragenden Erfolg.
Aber auch zu Schattenseiten, die Röhler klar benennt: Damit die
deutschen Speerwerfer langfristig international schlagkräftig sein
können, kommt es auch auf den Nachwuchs an. Bei drei so dominanten
Zugpferden und weiteren starken Werfern in der zweiten Reihe ist die
Konkurrenzsituation für die U23-Athleten immens. Ihnen müsse man
Chancen und Motivation für die kommenden Jahre aufzeigen, sagt
Röhler, der den Nachwuchs bei seinem Verein LC Jena selbst ab und zu
trainiert.
Bis es so weit ist, treibt sich das Triumvirat Röhler, Hoffmann,
Vetter erst einmal weiter gegenseitig zu Höchstleistungen und
Bestweiten. 2017 brach erst Röhler den bis dato 22 Jahre alten
deutschen Rekord von Raymond Hecht. Acht Wochen später übertrumpfte
ihn Johannes Vetter noch einmal. Weiter als die beiden Deutschen warf
überhaupt nur Jan Zelezny. Der dreifache Olympiasieger und dreifache
Weltmeister aus Tschechien trat im Alter von 40 Jahren zurück. Die
Deutschen haben ihre besten Jahre also noch vor sich. Röhler erklärte
vor einiger Zeit die 100-Meter-Marke als langfristiges Ziel. Er habe
damit eine Barriere aufbrechen wollen, die nur mental und nicht
physikalisch bestehe. "Wieso sollten wir eine Grenze setzen, wenn da
keine ist?", fragt der Olympiasieger, Bestweite 93,90 Meter. So
bewusst er seine Sätze wählt, Röhler ist keiner, der mit seiner
Meinung hinter dem Berg hält. Nicht umsonst ist er seit Anfang des
Jahres als erster Deutscher überhaupt Mitglied der
Athleten-Kommission des Internationalen LeichtathletikVerbands IAAF.
Das Amt hat er für vier Jahre inne, bis 2022 geht der Zeithorizont
des 27-jährigen Athleten also auf alle Fälle. Den Masterabschluss
will er bis dahin auch in der Tasche haben. Ob Röhler aber ebenso
lange an den Start gehen wird wie Rekordmann Zelezny, der auch mit
ergrautem Haupthaar noch Medaillen sammelte, lässt er offen.
Definitiv aber will er dem Sport später einmal erhalten bleiben. Aus
ihm spricht der IAAF-Athletensprecher, Meeting-Mitorganisator,
Nachwuchstrainer und Karriere-Botschafter, wenn er sagt: "Ich glaube,
es gibt viel Gutes zu tun in unserem Sportsystem, und da würde ich
gerne helfen."
Pressekontakt:
Stiftung Deutsche Sporthilfe
Florian Dubbel
Otto Fleck-Schneise 8
60528 Frankfurt am Main
Tel: 069/67803 - 500
Fax: 069/67803 - 599
E-Mail: florian.dubbel@sporthilfe.de
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Stiftung , Marketing , Markenkampagne , Thomas Röhler , Speerwurf , #leistungleben , Athletenförderung , Sport ,
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