14.07.2019 21:30 | Westfalen-Blatt | Presseschau
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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Forderung der Hohenzollern
Bielefeld (ots) - Es gibt nicht wenige Menschen, die dem Adel
zutrauen, dass er sich souverän und charakterfest durch die
Zeitläufte bewegt. Andere beargwöhnen eine soziale Schicht, die sich
Privilegien anmaße, die ihr gar nicht zukommen. Und schließlich
spekuliert manch einer auf einen Hauch von Dekadenz - anders ließe
sich die Fülle an Adelsberichten in der Regenbogenpresse auch gar
nicht erklären. Und immer wenn ein Adliger mit Erbangelegenheiten
Schlagzeilen macht, steht die Frage im Raum: Braucht der das? Hat
der nicht schon genug Geld? Das scheint eine plausible Annahme zu
sein, denn wer »Adel« sagt, denkt ja das »Schloss« automatisch mit.
Zweifel aber sind angebracht. Kämpft der Nachbar um das elterliche
Haus oder zieht man selbst wegen Papas Münzsammlung vor Gericht,
stellt man das doch auch nicht unter Generalverdacht. Warum also
sollte jemand auf ein mögliches Erbe verzichten, nur weil er zufällig
Hohenzollernprinz ist? Trotzdem wird eben dies verlangt - was nur
beweist, dass der abgeschaffte Adel in den Köpfen noch immer als
gesellschaftliche Kategorie herumspukt. Die Titel sind weg, die
Vorurteile bleiben. Richtig ist, dass kein Hohenzoller dem
Sozialstaat jemals auf der Tasche liegen wird. Richtig ist auch, dass
mancher Besitz, Schlösser und Wälder zumal, oft mehr Kosten
verursacht, als er einbringt. Wenn aber jetzt der Prinz von Preußen
Gold und Silber zurückfordert, gilt das sicher nicht. Da würde man
dem Ururenkel des letzten Kaisers ein wenig mehr Souveränität
wünschen, denn dass sich die Museen leeren, weil er die schönen
Exponate in London und New York zu verscherbeln gedenkt, kann der
Prinz kaum wollen. Im Übrigen gilt: Der Rechtsstaat wird's schon
richten. Im Fall der Burg Rheinfels hat er das bewiesen. Wenn es
jetzt um Schloss Cecilienhof geht, seit dem Potsdamer Abkommen 1945
ein Hotspot der Weltgeschichte, könnte es ähnlich laufen. Oder aber,
das ist ja nicht verboten, die Richter urteilen, wir geben dir dein
Schloss zurück, und du setzt zumindest wesentliche Trakte instand,
damit sie öffentlich nutzbar werden, und dafür darfst du dann in
einem Seitenflügel wohnen. In England geht so was ja auch. Am Ende
relativiert sich manche Geschichte von ganz allein, ohne dass man
sich erst künstlich aufregen müsste.
Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261
Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell
zutrauen, dass er sich souverän und charakterfest durch die
Zeitläufte bewegt. Andere beargwöhnen eine soziale Schicht, die sich
Privilegien anmaße, die ihr gar nicht zukommen. Und schließlich
spekuliert manch einer auf einen Hauch von Dekadenz - anders ließe
sich die Fülle an Adelsberichten in der Regenbogenpresse auch gar
nicht erklären. Und immer wenn ein Adliger mit Erbangelegenheiten
Schlagzeilen macht, steht die Frage im Raum: Braucht der das? Hat
der nicht schon genug Geld? Das scheint eine plausible Annahme zu
sein, denn wer »Adel« sagt, denkt ja das »Schloss« automatisch mit.
Zweifel aber sind angebracht. Kämpft der Nachbar um das elterliche
Haus oder zieht man selbst wegen Papas Münzsammlung vor Gericht,
stellt man das doch auch nicht unter Generalverdacht. Warum also
sollte jemand auf ein mögliches Erbe verzichten, nur weil er zufällig
Hohenzollernprinz ist? Trotzdem wird eben dies verlangt - was nur
beweist, dass der abgeschaffte Adel in den Köpfen noch immer als
gesellschaftliche Kategorie herumspukt. Die Titel sind weg, die
Vorurteile bleiben. Richtig ist, dass kein Hohenzoller dem
Sozialstaat jemals auf der Tasche liegen wird. Richtig ist auch, dass
mancher Besitz, Schlösser und Wälder zumal, oft mehr Kosten
verursacht, als er einbringt. Wenn aber jetzt der Prinz von Preußen
Gold und Silber zurückfordert, gilt das sicher nicht. Da würde man
dem Ururenkel des letzten Kaisers ein wenig mehr Souveränität
wünschen, denn dass sich die Museen leeren, weil er die schönen
Exponate in London und New York zu verscherbeln gedenkt, kann der
Prinz kaum wollen. Im Übrigen gilt: Der Rechtsstaat wird's schon
richten. Im Fall der Burg Rheinfels hat er das bewiesen. Wenn es
jetzt um Schloss Cecilienhof geht, seit dem Potsdamer Abkommen 1945
ein Hotspot der Weltgeschichte, könnte es ähnlich laufen. Oder aber,
das ist ja nicht verboten, die Richter urteilen, wir geben dir dein
Schloss zurück, und du setzt zumindest wesentliche Trakte instand,
damit sie öffentlich nutzbar werden, und dafür darfst du dann in
einem Seitenflügel wohnen. In England geht so was ja auch. Am Ende
relativiert sich manche Geschichte von ganz allein, ohne dass man
sich erst künstlich aufregen müsste.
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Kultur , Presseschau ,
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