14.09.2018 20:45 | Neue Westfälische (Bielefeld) | Presseschau
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Neue Westfälische (Bielefeld): Zehn Jahre nach der Lehman-Pleite Rücksichtslos raffgierig Stefan Schelp
Bielefeld (ots) - Im November 2007 war es, knapp ein Jahr bevor
die Lehman-Bank krachend unterging, da war Matthias Graf von Krockow,
persönlich haftender Gesellschafter der Privatbank Sal. Oppenheim, zu
Gast beim ehrenwerten Industrie- und Handelsclub in Bielefeld. Selten
ist ein Redner derart arrogant aufgetreten, kaum ein Gast erklärte
derart gönnerhaft, wie die Dinge laufen in der Finanzwelt. Niemand
sagte derart deutlich, dass alle anderen keine Ahnung haben.
Deutschland fehle eine Bank von Weltgeltung, referierte Krockow.
Schwächlich seien die deutschen Banken. Irgendwie nicht ambitioniert
genug. Nie hat ein Redner derart falsch gelegen. Nicht nur, dass
"seine" Bank unterging im Strudel der Finanzkrise. Drei Jahre nach
der Bielefeld-Stippvisite nahm die Staatsanwaltschaft Ermittlungen
wegen des Verdachts der Untreue auf. 2015 wurde Matthias Graf von
Krockow nach seinem Geständnis zu zwei Jahren Haft auf Bewährung
verurteilt. Der Banker mit dem Adelstitel ist eines der Gesichter der
Finanzkrise. Er steht für Raffgier, für Rücksichtslosigkeit, für den
Verlust der Werte-Orientierung. Menschen wie Krockow oder der
Ex-Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann tragen eine Mitschuld daran,
dass die Finanzkrise derart verheerende Auswirkungen bekommen konnte.
Und nagen selbst heute nicht am Hungertuch. Damals, vor zehn Jahren,
stand die Welt am Abgrund. Ungezählte Menschen verloren ihr
Erspartes, weil sie in faulige Zertifikate investiert hatten. Spanien
und Portugal stürzten ins Bodenlose, Griechenland steht gerade erst
wieder auf - ziemlich wackligen - eigenen Füßen. Allenthalben sind
Populisten nach oben gespült worden, die ihren Ursprung und ihre
Nahrung darin fanden, dass Banken gerettet wurden, aber die
Steuerzahler dafür blechen mussten. Denen die Nullzins-Politik der
EZB den Boden unter den Füßen weggezogen hat. Was haben wir daraus
gelernt? Gut, die Deutsche Bank wird nun von einem Ostwestfalen
gelenkt, dem man die Bodenständigkeit schon wegen seiner Herkunft
abnimmt. Und die wildesten Finanzmodelle sind per Gesetz verboten.
Aber sonst? Scheffeln die Banken in den Vereinigten Staaten längst
wieder Milliarden. Hat der US-Präsident die Obama-Gesetzgebung
pulverisiert, mit denen die US-Banken wenigstens annähernd im Zaum
gehalten werden sollten. Ist von der viel zitierten neuen Demut der
Finanzwelt rein gar nichts mehr übrig. Ob noch einmal eine
Finanzkrise in derartiger Wucht über uns hereinbrechen kann, wird
zehn Jahre nach der Lehman-Pleite gerne gefragt. Ja, sie kann.
Genauso überraschend. Vielleicht noch heftiger. Jederzeit.
Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de
Original-Content von: Neue Westfälische (Bielefeld), übermittelt durch news aktuell
die Lehman-Bank krachend unterging, da war Matthias Graf von Krockow,
persönlich haftender Gesellschafter der Privatbank Sal. Oppenheim, zu
Gast beim ehrenwerten Industrie- und Handelsclub in Bielefeld. Selten
ist ein Redner derart arrogant aufgetreten, kaum ein Gast erklärte
derart gönnerhaft, wie die Dinge laufen in der Finanzwelt. Niemand
sagte derart deutlich, dass alle anderen keine Ahnung haben.
Deutschland fehle eine Bank von Weltgeltung, referierte Krockow.
Schwächlich seien die deutschen Banken. Irgendwie nicht ambitioniert
genug. Nie hat ein Redner derart falsch gelegen. Nicht nur, dass
"seine" Bank unterging im Strudel der Finanzkrise. Drei Jahre nach
der Bielefeld-Stippvisite nahm die Staatsanwaltschaft Ermittlungen
wegen des Verdachts der Untreue auf. 2015 wurde Matthias Graf von
Krockow nach seinem Geständnis zu zwei Jahren Haft auf Bewährung
verurteilt. Der Banker mit dem Adelstitel ist eines der Gesichter der
Finanzkrise. Er steht für Raffgier, für Rücksichtslosigkeit, für den
Verlust der Werte-Orientierung. Menschen wie Krockow oder der
Ex-Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann tragen eine Mitschuld daran,
dass die Finanzkrise derart verheerende Auswirkungen bekommen konnte.
Und nagen selbst heute nicht am Hungertuch. Damals, vor zehn Jahren,
stand die Welt am Abgrund. Ungezählte Menschen verloren ihr
Erspartes, weil sie in faulige Zertifikate investiert hatten. Spanien
und Portugal stürzten ins Bodenlose, Griechenland steht gerade erst
wieder auf - ziemlich wackligen - eigenen Füßen. Allenthalben sind
Populisten nach oben gespült worden, die ihren Ursprung und ihre
Nahrung darin fanden, dass Banken gerettet wurden, aber die
Steuerzahler dafür blechen mussten. Denen die Nullzins-Politik der
EZB den Boden unter den Füßen weggezogen hat. Was haben wir daraus
gelernt? Gut, die Deutsche Bank wird nun von einem Ostwestfalen
gelenkt, dem man die Bodenständigkeit schon wegen seiner Herkunft
abnimmt. Und die wildesten Finanzmodelle sind per Gesetz verboten.
Aber sonst? Scheffeln die Banken in den Vereinigten Staaten längst
wieder Milliarden. Hat der US-Präsident die Obama-Gesetzgebung
pulverisiert, mit denen die US-Banken wenigstens annähernd im Zaum
gehalten werden sollten. Ist von der viel zitierten neuen Demut der
Finanzwelt rein gar nichts mehr übrig. Ob noch einmal eine
Finanzkrise in derartiger Wucht über uns hereinbrechen kann, wird
zehn Jahre nach der Lehman-Pleite gerne gefragt. Ja, sie kann.
Genauso überraschend. Vielleicht noch heftiger. Jederzeit.
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