19.02.2019 19:15 | Mittelbayerische Zeitung | Presseschau
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Mittelbayerische Zeitung: Leitartikel "Deutschlands große Chance" von Katia Meyer-Tien zur Energiewende
Regensburg (ots) - Skepsis, Hohn und Kritik aus dem In- und
Ausland begleiten die deutsche Energiepolitik seit dem Entschluss,
Atomkraftwerke und bald auch Kohlekraftwerke vollständig durch andere
Energiequellen zu ersetzen. Dass Deutschland es trotz
Milliardeninvestitionen nicht schafft, die selbst gesteckten
Klimaziele bis 2020 zu erreichen, lässt die Kritiker noch lauter
werden. Dabei reicht ein Blick auf die Ereignisse der vergangenen
Wochen, um zu sehen, wie richtig und wichtig die Energiewende ist.
Wenn tausende Schüler Freitag für Freitag für eine bessere
Klimapolitik demonstrieren und Millionen Menschen ein Bürgerbegehren
für mehr Artenschutz unterschreiben, zeigt das, dass Umweltpolitik
längst mehr als ein Nischenanliegen ist. Und wenn die amerikanische
Regierung auf der Münchner Sicherheitskonferenz offen droht, den Bau
der Gaspipeline Nord Stream 2 mit dem Bruch des
Verteidigungsbündnisses zu bestrafen, dann zeigt das, welch gewaltige
Vorteile eine dezentrale, vom Ausland weitgehend unabhängige
Energieversorgung bringen würde. Wenn aber die Unterstützung in der
Bevölkerung für eine zukunftsorientierte Klima- und Energiepolitik so
groß ist, warum formieren sich dann bei nahezu jedem geplanten
Windpark, bei jeder projektierten Stromtrasse oder Photovoltaikanlage
Bürgerinitiativen, die diese verhindern und teils erbittert
bekämpfen? Hier allein das Sankt-Florians-Prinzip - verschon mein
Haus, zünd andere an - zu bemühen, greift zu kurz. Sicher spielt es
eine Rolle, dass im Idealbild einer "schönen Landschaft" weder
schwarze Solarpanels noch rotierende Windkraftanlagen vorgesehen
sind. Und dass sich wohl jeder daran stört, wird ihm das eigene
Naherholungsgebiet oder gar die eigene Aussicht mit Anlagen zur
Stromgewinnung verbaut. Der abstrakte Verweis auf die gigantische
Naturzerstörung durch den Kohleabbau oder die Risiken eines
Kernkraftwerkes in hundert Kilometern Entfernung verfängt da kaum, zu
nah ist sich jeder selbst. Befeuert aber wird der Protest noch
zusätzlich - und unnötig - durch die scheinbare Willkür mancher
Bauprojekte. Warum beispielsweise ein Solarpark auf einer grünen
Wiese gebaut werden muss, wenn noch tausende Quadratmeter Dachflächen
frei von Photovoltaikanlagen sind, ist kaum vermittelbar. Damit
verschenkt Deutschland Chancen. Ohne den Bau von Solaranlagen,
Stromtrassen und Windkraftanlagen auch in bislang intakten
Naturlandschaften wird die Energiewende nicht gelingen. Eine aktive
Energiewendestrategie, die beispielsweise mit einer
Photovoltaikpflicht für Gebäude zunächst die ohnehin vorhandenen
Potenziale ausschöpft, bevor sie Eingriffe in intakte Ökosysteme
genehmigt, würde aber auf deutlich mehr Akzeptanz stoßen. Und die ist
notwendig, denn langwierige Genehmigungs- und Gerichtsverfahren
verzögern und verteuern den Umstieg auf die neuen Energien. Und sie
lenken ab von den Möglichkeiten, die sich durch die Energiewende
ergeben. Auch für die Industrie, die vor allem um die
Versorgungssicherheit und die Bezahlbarkeit des Stromes bangt. Genau
diese Unsicherheit nämlich könnte die Entwicklung jener neuen
Speichertechnologien befördern, die der Schlüssel zum Erfolg der
Energiewende sind: Gelingt es, nicht nur Kernkraft und Kohle
vollständig zu ersetzen, sondern auch die Energie aus Wind und Sonne
zu speichern und jederzeit verfügbar zu machen, wäre die
Versorgungssicherheit der deutschen Haushalte und auch der Industrie
gewährleistet. Deutschland wäre unabhängiger von Gasimporten, sei es
aus Russland, aus Norwegen oder aus den USA. Und deutsche Unternehmen
könnten wieder zum Vorreiter einer echten Zukunftstechnologie werden.
Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de
Original-Content von: Mittelbayerische Zeitung, übermittelt durch news aktuell
Ausland begleiten die deutsche Energiepolitik seit dem Entschluss,
Atomkraftwerke und bald auch Kohlekraftwerke vollständig durch andere
Energiequellen zu ersetzen. Dass Deutschland es trotz
Milliardeninvestitionen nicht schafft, die selbst gesteckten
Klimaziele bis 2020 zu erreichen, lässt die Kritiker noch lauter
werden. Dabei reicht ein Blick auf die Ereignisse der vergangenen
Wochen, um zu sehen, wie richtig und wichtig die Energiewende ist.
Wenn tausende Schüler Freitag für Freitag für eine bessere
Klimapolitik demonstrieren und Millionen Menschen ein Bürgerbegehren
für mehr Artenschutz unterschreiben, zeigt das, dass Umweltpolitik
längst mehr als ein Nischenanliegen ist. Und wenn die amerikanische
Regierung auf der Münchner Sicherheitskonferenz offen droht, den Bau
der Gaspipeline Nord Stream 2 mit dem Bruch des
Verteidigungsbündnisses zu bestrafen, dann zeigt das, welch gewaltige
Vorteile eine dezentrale, vom Ausland weitgehend unabhängige
Energieversorgung bringen würde. Wenn aber die Unterstützung in der
Bevölkerung für eine zukunftsorientierte Klima- und Energiepolitik so
groß ist, warum formieren sich dann bei nahezu jedem geplanten
Windpark, bei jeder projektierten Stromtrasse oder Photovoltaikanlage
Bürgerinitiativen, die diese verhindern und teils erbittert
bekämpfen? Hier allein das Sankt-Florians-Prinzip - verschon mein
Haus, zünd andere an - zu bemühen, greift zu kurz. Sicher spielt es
eine Rolle, dass im Idealbild einer "schönen Landschaft" weder
schwarze Solarpanels noch rotierende Windkraftanlagen vorgesehen
sind. Und dass sich wohl jeder daran stört, wird ihm das eigene
Naherholungsgebiet oder gar die eigene Aussicht mit Anlagen zur
Stromgewinnung verbaut. Der abstrakte Verweis auf die gigantische
Naturzerstörung durch den Kohleabbau oder die Risiken eines
Kernkraftwerkes in hundert Kilometern Entfernung verfängt da kaum, zu
nah ist sich jeder selbst. Befeuert aber wird der Protest noch
zusätzlich - und unnötig - durch die scheinbare Willkür mancher
Bauprojekte. Warum beispielsweise ein Solarpark auf einer grünen
Wiese gebaut werden muss, wenn noch tausende Quadratmeter Dachflächen
frei von Photovoltaikanlagen sind, ist kaum vermittelbar. Damit
verschenkt Deutschland Chancen. Ohne den Bau von Solaranlagen,
Stromtrassen und Windkraftanlagen auch in bislang intakten
Naturlandschaften wird die Energiewende nicht gelingen. Eine aktive
Energiewendestrategie, die beispielsweise mit einer
Photovoltaikpflicht für Gebäude zunächst die ohnehin vorhandenen
Potenziale ausschöpft, bevor sie Eingriffe in intakte Ökosysteme
genehmigt, würde aber auf deutlich mehr Akzeptanz stoßen. Und die ist
notwendig, denn langwierige Genehmigungs- und Gerichtsverfahren
verzögern und verteuern den Umstieg auf die neuen Energien. Und sie
lenken ab von den Möglichkeiten, die sich durch die Energiewende
ergeben. Auch für die Industrie, die vor allem um die
Versorgungssicherheit und die Bezahlbarkeit des Stromes bangt. Genau
diese Unsicherheit nämlich könnte die Entwicklung jener neuen
Speichertechnologien befördern, die der Schlüssel zum Erfolg der
Energiewende sind: Gelingt es, nicht nur Kernkraft und Kohle
vollständig zu ersetzen, sondern auch die Energie aus Wind und Sonne
zu speichern und jederzeit verfügbar zu machen, wäre die
Versorgungssicherheit der deutschen Haushalte und auch der Industrie
gewährleistet. Deutschland wäre unabhängiger von Gasimporten, sei es
aus Russland, aus Norwegen oder aus den USA. Und deutsche Unternehmen
könnten wieder zum Vorreiter einer echten Zukunftstechnologie werden.
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