05.08.2019 19:51 | Mittelbayerische Zeitung | Presseschau
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Mittelbayerische Zeitung: El Paso muss ein Weckruf sein Donald Trump spielt mit den Ängsten vieler weißer Amerikaner, er hat Rassismus salonfähig gemacht. Von Thomas Spang
Regensburg (ots) - Dieses Mal richtete sich der Terror nicht gegen
Muslime oder Juden: In dem "mexikanischen Walmart" von El Paso
gerieten Latinos ins Visier eines weißen Rechtsextremisten. Der
Anschlag sei eine Antwort auf die angebliche "Invasion" hispanischer
Zuwanderer aus dem Süden, heißt es in dem Manifest, das der Täter
kurz vor dem Massaker online veröffentlichte. Wenn die Wortwahl
bekannt klingt, dann zurecht. So hetzt auch der Präsident der
Vereinigten Staaten auf Kundgebungen vor seinen Anhängern. Mehr als
einmal gebrauchte er den Begriff einer Invasion, der so falsch wie
dumm ist. Tatsächlich haben Hispanier schon in Texas gelebt, als
dieses noch gar nicht zu den USA gehörte. Der Präsident benutzt wie
selbstverständlich Formulierungen aus dem Wörterbuch eines
Unmenschen. Er vergleicht Flüchtlinge mit Ungeziefer, spricht von
Verseuchung oder empfiehlt nicht-weißen Amerikaner "zurückzugehen".
Ja wohin denn eigentlich? Statt Gebete anzubieten, sollte Trump
lieber auf die Ausfälle gegen Latinos, Muslime und Schwarze
verzichten. Leider sieht wenig danach aus. Denn seine Präsidentschaft
basiert auf einem im Kern rassistischen Appell, in dem die "wahren
Amerikaner" das Opfer sind. Schon als Trump die goldfarbene
Rolltreppe in seinem Wolkenkratzer herunter kam, um seine
Präsidentschaft-Kandidatur zu verkünden, hetzte er gegen Mexikaner
und Muslime. Der Präsident machte vom Tag der Amtseinführung an klar,
dass sein "Make America Great Again"-Slogan eigentlich "Make America
White Again" meint. Im Amt verfolgt er eine Politik der offenen
Diskriminierung. Mauerbau und Muslim-Bann, Flüchtlinge in Käfigen,
von ihren Müttern zwangsweise getrennte Kinder und Jugendliche in
Internierungslagern gehören zur neuen Normalität. Trump spielt mit
den Ängsten vieler weißer Amerikaner, die das Rückgrat seiner
Bewegung ausmachen. Diese fürchten angesichts des demographischen
Wandels schon sehr bald, ihre Privilegien zu verlieren. Das trifft
insbesondere auf ältere weiße Männer zu, die es gewohnt waren, den
Ton anzugeben. 2045 werden nicht-weiße Amerikaner die Mehrheit
stellen. Hier findet sich die Schnittstelle zum weißen Nationalismus,
der sich auf die Verschwörungstheorie stützt, dass die (jüdischen)
Eliten die weiße Bevölkerung aus Profitstreben durch nicht-weiße
ersetzen wollten. In dieser verschrobenen Weltsicht gehören auch die
als Sklaven ins Land gebrachte Schwarzen, Flüchtlinge und Einwanderer
aus allen nicht-europäischen Ländern dazu. Dass Trump Haiti und
einige afrikanische Herkunftsstaaten als "Dreckloch-Staaten"
bezeichnet, und seine Anhänger vier farbigen Kongressabgeordneten
"Geht zurück" entgegen rufen , passt in dieses Weltbild. Wie eben
auch das von Trump so oft auf Kundgebungen gebrauchte Bild einer
"Invasion" aus dem Süden, die gestoppt werden müsse. Verwirrte
Seelen, wie die des Attentäters von El Paso, lassen sich von solchen
Worten inspirieren, verstehen sie als Handlungsanweisung. Mit seiner
Strategie, Flüchtlinge und Einwanderer zu entmenschlichen, trägt
Trump zweifellos eine Mitverantwortung für das Erstarken weißer
Rechtsextremisten in den USA. Er muss sich den Vorwurf gefallen
lassen, den Boden bereitet zu haben, auf dem die Saat der Gewalt
aufgegangen ist. Neu und erschreckend ist die leichte Verfügbarkeit
kriegstauglicher Waffen in Verbindung mit dem Anwachsen einer
gewaltbereiten Szene weißer Rechtsextremisten. Trump ignoriert nicht
nur beide Gefahren, sondern gießt auch noch Öl ins Feuer. Der Terror
von El Paso muss ein Weckruf sein, der die Augen öffnet, bevor es zu
spät ist.
Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de
Original-Content von: Mittelbayerische Zeitung, übermittelt durch news aktuell
Muslime oder Juden: In dem "mexikanischen Walmart" von El Paso
gerieten Latinos ins Visier eines weißen Rechtsextremisten. Der
Anschlag sei eine Antwort auf die angebliche "Invasion" hispanischer
Zuwanderer aus dem Süden, heißt es in dem Manifest, das der Täter
kurz vor dem Massaker online veröffentlichte. Wenn die Wortwahl
bekannt klingt, dann zurecht. So hetzt auch der Präsident der
Vereinigten Staaten auf Kundgebungen vor seinen Anhängern. Mehr als
einmal gebrauchte er den Begriff einer Invasion, der so falsch wie
dumm ist. Tatsächlich haben Hispanier schon in Texas gelebt, als
dieses noch gar nicht zu den USA gehörte. Der Präsident benutzt wie
selbstverständlich Formulierungen aus dem Wörterbuch eines
Unmenschen. Er vergleicht Flüchtlinge mit Ungeziefer, spricht von
Verseuchung oder empfiehlt nicht-weißen Amerikaner "zurückzugehen".
Ja wohin denn eigentlich? Statt Gebete anzubieten, sollte Trump
lieber auf die Ausfälle gegen Latinos, Muslime und Schwarze
verzichten. Leider sieht wenig danach aus. Denn seine Präsidentschaft
basiert auf einem im Kern rassistischen Appell, in dem die "wahren
Amerikaner" das Opfer sind. Schon als Trump die goldfarbene
Rolltreppe in seinem Wolkenkratzer herunter kam, um seine
Präsidentschaft-Kandidatur zu verkünden, hetzte er gegen Mexikaner
und Muslime. Der Präsident machte vom Tag der Amtseinführung an klar,
dass sein "Make America Great Again"-Slogan eigentlich "Make America
White Again" meint. Im Amt verfolgt er eine Politik der offenen
Diskriminierung. Mauerbau und Muslim-Bann, Flüchtlinge in Käfigen,
von ihren Müttern zwangsweise getrennte Kinder und Jugendliche in
Internierungslagern gehören zur neuen Normalität. Trump spielt mit
den Ängsten vieler weißer Amerikaner, die das Rückgrat seiner
Bewegung ausmachen. Diese fürchten angesichts des demographischen
Wandels schon sehr bald, ihre Privilegien zu verlieren. Das trifft
insbesondere auf ältere weiße Männer zu, die es gewohnt waren, den
Ton anzugeben. 2045 werden nicht-weiße Amerikaner die Mehrheit
stellen. Hier findet sich die Schnittstelle zum weißen Nationalismus,
der sich auf die Verschwörungstheorie stützt, dass die (jüdischen)
Eliten die weiße Bevölkerung aus Profitstreben durch nicht-weiße
ersetzen wollten. In dieser verschrobenen Weltsicht gehören auch die
als Sklaven ins Land gebrachte Schwarzen, Flüchtlinge und Einwanderer
aus allen nicht-europäischen Ländern dazu. Dass Trump Haiti und
einige afrikanische Herkunftsstaaten als "Dreckloch-Staaten"
bezeichnet, und seine Anhänger vier farbigen Kongressabgeordneten
"Geht zurück" entgegen rufen , passt in dieses Weltbild. Wie eben
auch das von Trump so oft auf Kundgebungen gebrauchte Bild einer
"Invasion" aus dem Süden, die gestoppt werden müsse. Verwirrte
Seelen, wie die des Attentäters von El Paso, lassen sich von solchen
Worten inspirieren, verstehen sie als Handlungsanweisung. Mit seiner
Strategie, Flüchtlinge und Einwanderer zu entmenschlichen, trägt
Trump zweifellos eine Mitverantwortung für das Erstarken weißer
Rechtsextremisten in den USA. Er muss sich den Vorwurf gefallen
lassen, den Boden bereitet zu haben, auf dem die Saat der Gewalt
aufgegangen ist. Neu und erschreckend ist die leichte Verfügbarkeit
kriegstauglicher Waffen in Verbindung mit dem Anwachsen einer
gewaltbereiten Szene weißer Rechtsextremisten. Trump ignoriert nicht
nur beide Gefahren, sondern gießt auch noch Öl ins Feuer. Der Terror
von El Paso muss ein Weckruf sein, der die Augen öffnet, bevor es zu
spät ist.
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