16.07.2019 19:30 | Börsen-Zeitung | Presseschau
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Börsen-Zeitung: Rohkrepierer / Kommentar zum AMS-Rückzug bei Osram von Joachim Herr
Frankfurt (ots) - Gäbe es eine Rangliste der Übernahmeangebote mit
der kürzesten Dauer, dann hätte die M&A-Welt ziemlich sicher einen
neuen Spitzenreiter. Nicht einmal sechs Stunden lagen zwischen den
Ad-hoc-Mitteilungen von Osram und AMS - und aus einem harten
Bieterwettbewerb wurde ein Rohrkrepierer.
Das Vorgehen des österreichischen Halbleiterkonzerns wirkt sehr
unprofessionell. Dessen Management musste doch damit rechnen, dass
Osram die Öffentlichkeit über das erwogene Angebot von 38,50 Euro je
Aktie sofort informiert. Schließlich liegt es 3,50 Euro über der
Offerte von Bain Capital und Carlyle.
Hätte Osram die mit Preisschild ausgestattete
Interessenkundenbekundung von AMS vorerst geheim gehalten, hätte sich
das Münchner Unternehmen der Gefahr von Aktionärsklagen ausgesetzt.
Offenbar erschreckte die von Osram verlangte und erfüllte Offenheit
die Österreicher so sehr, dass sie ihr Projekt noch vor einer Due
Diligence Knall auf Fall abbrachen.
Abenteuerlich erscheint auch der Finanzierungsplan von AMS. Die
Aufnahme von mehr als 4 Mrd. Euro Fremdkapital sollte zum Teil mit
einer Kapitalerhöhung refinanziert werden, über die erst die
Hauptversammlung hätte abstimmen müssen. Auch für die Darlehen hatte
AMS noch keine Zusage. Der Vorstand von Osram konnte in der
Ad-hoc-Meldung, üblicherweise eine sehr sachlich und nüchtern
formulierte Information, seine Zweifel an den Plänen aus Österreich
jedenfalls nicht verbergen.
Ganz nüchtern betrachtet, hätte eine Übernahme von Osram für AMS
durchaus eine Logik. Die Geschäfte beider Unternehmen überschneiden
sich wenig, ergänzen sich vielmehr gut. Auto- und
Smartphonehersteller sind für beide wichtige Kundengruppen. Außer
Synergien im Vertrieb wären auch Verbundvorteile in der Wertschöpfung
möglich: AMS fertigt komplette Module für Sensoren, Osram
Optohalbleiter, also Komponenten für Sensoren. Das klassische
Lichtgeschäft und digitale Anwendungen hätte AMS vermutlich
weiterverkauft.
Doch daraus wird nichts. AMS verpasste Bain Capital und Carlyle
nur eine Schrecksekunde. Der Aktienkurs von Osram bewegte sich am
Dienstag fast nicht und blieb deutlich unter den von den
Finanzinvestoren gebotenen 35 Euro. Das zeigt zweierlei: Der Markt
rechnet nicht damit, dass der - wenn auch missratene - Versuch von
AMS Startschuss für einen Bieterwettbewerb sein könnte. Und zweitens
bleibt die Skepsis groß, dass Bain und Carlyle die noch bei 70%
festgelegte Mindestannahmequote erreichen.
(Börsen-Zeitung, 17.07.2019)
Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de
Original-Content von: Börsen-Zeitung, übermittelt durch news aktuell
der kürzesten Dauer, dann hätte die M&A-Welt ziemlich sicher einen
neuen Spitzenreiter. Nicht einmal sechs Stunden lagen zwischen den
Ad-hoc-Mitteilungen von Osram und AMS - und aus einem harten
Bieterwettbewerb wurde ein Rohrkrepierer.
Das Vorgehen des österreichischen Halbleiterkonzerns wirkt sehr
unprofessionell. Dessen Management musste doch damit rechnen, dass
Osram die Öffentlichkeit über das erwogene Angebot von 38,50 Euro je
Aktie sofort informiert. Schließlich liegt es 3,50 Euro über der
Offerte von Bain Capital und Carlyle.
Hätte Osram die mit Preisschild ausgestattete
Interessenkundenbekundung von AMS vorerst geheim gehalten, hätte sich
das Münchner Unternehmen der Gefahr von Aktionärsklagen ausgesetzt.
Offenbar erschreckte die von Osram verlangte und erfüllte Offenheit
die Österreicher so sehr, dass sie ihr Projekt noch vor einer Due
Diligence Knall auf Fall abbrachen.
Abenteuerlich erscheint auch der Finanzierungsplan von AMS. Die
Aufnahme von mehr als 4 Mrd. Euro Fremdkapital sollte zum Teil mit
einer Kapitalerhöhung refinanziert werden, über die erst die
Hauptversammlung hätte abstimmen müssen. Auch für die Darlehen hatte
AMS noch keine Zusage. Der Vorstand von Osram konnte in der
Ad-hoc-Meldung, üblicherweise eine sehr sachlich und nüchtern
formulierte Information, seine Zweifel an den Plänen aus Österreich
jedenfalls nicht verbergen.
Ganz nüchtern betrachtet, hätte eine Übernahme von Osram für AMS
durchaus eine Logik. Die Geschäfte beider Unternehmen überschneiden
sich wenig, ergänzen sich vielmehr gut. Auto- und
Smartphonehersteller sind für beide wichtige Kundengruppen. Außer
Synergien im Vertrieb wären auch Verbundvorteile in der Wertschöpfung
möglich: AMS fertigt komplette Module für Sensoren, Osram
Optohalbleiter, also Komponenten für Sensoren. Das klassische
Lichtgeschäft und digitale Anwendungen hätte AMS vermutlich
weiterverkauft.
Doch daraus wird nichts. AMS verpasste Bain Capital und Carlyle
nur eine Schrecksekunde. Der Aktienkurs von Osram bewegte sich am
Dienstag fast nicht und blieb deutlich unter den von den
Finanzinvestoren gebotenen 35 Euro. Das zeigt zweierlei: Der Markt
rechnet nicht damit, dass der - wenn auch missratene - Versuch von
AMS Startschuss für einen Bieterwettbewerb sein könnte. Und zweitens
bleibt die Skepsis groß, dass Bain und Carlyle die noch bei 70%
festgelegte Mindestannahmequote erreichen.
(Börsen-Zeitung, 17.07.2019)
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