26.07.2019 20:30 | Börsen-Zeitung | Presseschau
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Börsen-Zeitung: High Yield rentiert im Minus, Marktkommentar von Kai Johannsen
Frankfurt (ots) - Kennen Sie das noch? Von High Yield (HY) oder
Hochzins war einmal die Rede, wenn Anleiherendite und mithin
Kuponzins 8, 9, 10 und manchmal sogar mehr als 10 Prozent betrugen.
Da riet einem so manches Mal der Anlageberater von einem Kauf ab
unter Verweis auf die Gefahren, die mit so einem Bond verbunden sein
könnten. Womöglich könnte man den Kuponzins gar nicht verdienen, weil
der Emittent vorher die Grätsche macht und dann neben dem Zins auch
noch das eingesetzte Nominal futsch ist. Das war einmal.
Vor einigen Jahren - also vor dem Quantitative Easing (QE) der
Notenbanken - sprach man von High Yield, wenn die Rendite bei 5
Prozent war. Das sackte aber auch alles unter dem Einfluss von QE,
Crowding-out der Investoren in angrenzende Bondsegmente, in denen
noch positive Renditen zu verdienen waren, sowie der seit Jahren zu
beobachtenden Jagd nach Rendite immer mehr gen null.
Und heute? Was hat das für Spuren am Markt hinterlassen? High
Yield ist heute 2 bis 3 Prozent Bond-Rendite, aber High Yield heißt
auch: negative Bondrendite. Wer heute in Hochzinsanleihen Geld
investiert, muss nicht mehr fürchten, dass sein Geld womöglich einmal
weg ist. Nein, er weiß von vornherein, dass er Geld "verlieren" wird,
d.h., dass er welches als eine Art Parkgebühr mitbringen muss. Denn
die High Yielder im besseren Ratingbereich des Ramschniveaus, also
auf der Stufe "BB", rentieren mit negativen Sätzen, werfen wie
Bundesanleihen oder Bonds supranationaler Adressen ebenfalls
Negativzinsen ab. Renditejagd, Null- und Negativzins der Notenbanken
lassen grüßen.
Nun muss man zweifelsohne festhalten, dass dieser Prozess erst am
Anfang steht. Die Analysten der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW)
haben das weltweite HY-Universum untersucht. Vor dem Wochenende lagen
zwölf High Yielder im negativen Renditebereich. Dazu gehörten etwa
zwei Bonds von Fiat Chrysler (Rating "BB+"), die beide in diesem Jahr
auslaufen und bei Renditen von -0,39 Prozent (Fälligkeit: September
2019) bzw. -0,32 Prozent (Oktober 2019) lagen. Aber auch andere
klangvolle Namen wie Telecom Italia oder Nokia gehören dazu. Weitere
High Yielder mit negativen Renditen kommen von Ziggo, Smurfit Kappa,
Ball Corp, Internat. Game Tech oder Leonardo.
"Das Phänomen von High-Yield-Bonds mit negativer Rendite bis zur
Endfälligkeit kann nur in einem Niedrig- bzw. Negativzinsumfeld
auftreten. Hiervon sind derzeit aber nur wenige einzelne Bonds mit
kurzer Restlaufzeit betroffen, deren Emittenten meist über eine
Bonitätseinstufung am oberen Rand der Kategorie HY verfügen, also
etwa mit der Note ,BB+'. Festzuhalten ist auch, dass sich die Spreads
zumeist im positiven Bereich befinden", sagt Matthias Schell, Senior
Credit Analyst bei der LBBW.
Der Markt ist durch QE und Renditejagd an den Punkt gekommen, dass
nun auch die ersten besser benoteten High Yielder, die kurz vor der
Grenze zu Investment Grade stehen, negative Renditen haben. Das kann
durchaus noch andere Formen annehmen. Schell hat analysiert, dass
derzeit 20 Prozent des internationalen Investment-Grade-Spektrums von
Unternehmensanleihen im negativen Bereich liegen. In Anbetracht der
Tatsache, dass sich die Märkte zu noch tieferen negativen Sätzen
bewegen, lässt sich leicht erahnen, wie es hier weitergeht.
"Berücksichtigt man nicht nur die Rendite bis zur Endfälligkeit der
Bonds, sondern auch die Möglichkeit, dass viele HY-Bonds durch
individuelle in der Bond-Dokumentation vereinbarte Call-Rechte - den
sogenannten Make-Whole Call - vorzeitig vom Emittenten gekündigt
werden können, dann findet sich sogar noch ein deutlich größeres
Spektrum an HY-Bonds mit möglicher negativer Rendite", sagt Schell.
Laut dem Experten landen dann weltweit 107 Unternehmensbonds auf
der Liste mit Negativrenditen, davon 68 in Euro denominierte Bonds
und 28 im Dollar. In Europa ist das Phänomen besonders ausgeprägt, da
die Renditen hier besonders niedrig sind. Durch die Call-Rechte tritt
eine Konstellation ein, dass der Bond im Vergleich zum aktuellen
Marktpreis zu geringeren Kursen vom Emittenten zurückgekauft wird. Da
die Europäische Zentralbank in Aussicht gestellt hat, dass nun das
nächste QE-Kapitel aufgeschlagen wird, wird High Yield noch weiter
ins Minus rutschen.
Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de
Original-Content von: Börsen-Zeitung, übermittelt durch news aktuell
Hochzins war einmal die Rede, wenn Anleiherendite und mithin
Kuponzins 8, 9, 10 und manchmal sogar mehr als 10 Prozent betrugen.
Da riet einem so manches Mal der Anlageberater von einem Kauf ab
unter Verweis auf die Gefahren, die mit so einem Bond verbunden sein
könnten. Womöglich könnte man den Kuponzins gar nicht verdienen, weil
der Emittent vorher die Grätsche macht und dann neben dem Zins auch
noch das eingesetzte Nominal futsch ist. Das war einmal.
Vor einigen Jahren - also vor dem Quantitative Easing (QE) der
Notenbanken - sprach man von High Yield, wenn die Rendite bei 5
Prozent war. Das sackte aber auch alles unter dem Einfluss von QE,
Crowding-out der Investoren in angrenzende Bondsegmente, in denen
noch positive Renditen zu verdienen waren, sowie der seit Jahren zu
beobachtenden Jagd nach Rendite immer mehr gen null.
Und heute? Was hat das für Spuren am Markt hinterlassen? High
Yield ist heute 2 bis 3 Prozent Bond-Rendite, aber High Yield heißt
auch: negative Bondrendite. Wer heute in Hochzinsanleihen Geld
investiert, muss nicht mehr fürchten, dass sein Geld womöglich einmal
weg ist. Nein, er weiß von vornherein, dass er Geld "verlieren" wird,
d.h., dass er welches als eine Art Parkgebühr mitbringen muss. Denn
die High Yielder im besseren Ratingbereich des Ramschniveaus, also
auf der Stufe "BB", rentieren mit negativen Sätzen, werfen wie
Bundesanleihen oder Bonds supranationaler Adressen ebenfalls
Negativzinsen ab. Renditejagd, Null- und Negativzins der Notenbanken
lassen grüßen.
Nun muss man zweifelsohne festhalten, dass dieser Prozess erst am
Anfang steht. Die Analysten der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW)
haben das weltweite HY-Universum untersucht. Vor dem Wochenende lagen
zwölf High Yielder im negativen Renditebereich. Dazu gehörten etwa
zwei Bonds von Fiat Chrysler (Rating "BB+"), die beide in diesem Jahr
auslaufen und bei Renditen von -0,39 Prozent (Fälligkeit: September
2019) bzw. -0,32 Prozent (Oktober 2019) lagen. Aber auch andere
klangvolle Namen wie Telecom Italia oder Nokia gehören dazu. Weitere
High Yielder mit negativen Renditen kommen von Ziggo, Smurfit Kappa,
Ball Corp, Internat. Game Tech oder Leonardo.
"Das Phänomen von High-Yield-Bonds mit negativer Rendite bis zur
Endfälligkeit kann nur in einem Niedrig- bzw. Negativzinsumfeld
auftreten. Hiervon sind derzeit aber nur wenige einzelne Bonds mit
kurzer Restlaufzeit betroffen, deren Emittenten meist über eine
Bonitätseinstufung am oberen Rand der Kategorie HY verfügen, also
etwa mit der Note ,BB+'. Festzuhalten ist auch, dass sich die Spreads
zumeist im positiven Bereich befinden", sagt Matthias Schell, Senior
Credit Analyst bei der LBBW.
Der Markt ist durch QE und Renditejagd an den Punkt gekommen, dass
nun auch die ersten besser benoteten High Yielder, die kurz vor der
Grenze zu Investment Grade stehen, negative Renditen haben. Das kann
durchaus noch andere Formen annehmen. Schell hat analysiert, dass
derzeit 20 Prozent des internationalen Investment-Grade-Spektrums von
Unternehmensanleihen im negativen Bereich liegen. In Anbetracht der
Tatsache, dass sich die Märkte zu noch tieferen negativen Sätzen
bewegen, lässt sich leicht erahnen, wie es hier weitergeht.
"Berücksichtigt man nicht nur die Rendite bis zur Endfälligkeit der
Bonds, sondern auch die Möglichkeit, dass viele HY-Bonds durch
individuelle in der Bond-Dokumentation vereinbarte Call-Rechte - den
sogenannten Make-Whole Call - vorzeitig vom Emittenten gekündigt
werden können, dann findet sich sogar noch ein deutlich größeres
Spektrum an HY-Bonds mit möglicher negativer Rendite", sagt Schell.
Laut dem Experten landen dann weltweit 107 Unternehmensbonds auf
der Liste mit Negativrenditen, davon 68 in Euro denominierte Bonds
und 28 im Dollar. In Europa ist das Phänomen besonders ausgeprägt, da
die Renditen hier besonders niedrig sind. Durch die Call-Rechte tritt
eine Konstellation ein, dass der Bond im Vergleich zum aktuellen
Marktpreis zu geringeren Kursen vom Emittenten zurückgekauft wird. Da
die Europäische Zentralbank in Aussicht gestellt hat, dass nun das
nächste QE-Kapitel aufgeschlagen wird, wird High Yield noch weiter
ins Minus rutschen.
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