24.05.2019 21:45 | BERLINER MORGENPOST | Presseschau
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BERLINER MORGENPOST: Europa ist die Zukunft / Leitartikel von Jörg Quoos
Berlin (ots) - Europa hat wieder einmal die Wahl - und diesmal
geht es vielleicht um so viel wie noch nie. Wenn am Wahlsonntag 418
Millionen Europäer in 28 Ländern ihr Kreuz machen dürfen, steht über
allem die Frage: In welche Richtung entwickelt sich Europa weiter?
Wächst es stärker zusammen und findet es zu einer gemeinsamen Stimme
in der Welt? Oder siegen die Kräfte, die Europa spalten und nationale
Zäune wieder hochziehen wollen? Wer geglaubt hat, die Einigung
Europas ist wie ein Zug, den niemand aufhält, hat sich bitter
getäuscht. Noch nie waren die anti-europäischen Kräfte so stark und
das gemeinsame, freiheitliche Europa so gefährdet wie heute. Dass es
so weit kommen konnte, resultiert sicher auch aus einem Versagen der
europäischen Politik. Längst nicht alles, was in Brüssel auf den Weg
gebracht wurde, ist gut gelungen. Beim Thema Flüchtlingspolitik,
Grenzsicherung und bei der gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik
gibt Europa noch immer ein klägliches Bild ab. Und dennoch ist die
Europäische Union eine große Erfolgsgeschichte. Kein Land hat von den
offenen Grenzen so profitiert wie der Export- und Reiseweltmeister
Deutschland. Touristen, Pendler, Waren passieren selbstverständlich
ungehindert Landesgrenzen und haben ganze Regionen belebt und
entwickelt. Wer grenznah wohnt, erlebt schon länger ein ganz neues
Deutschland. Ein Deutschland als Teil einer Euro-Region, bei der es
fast schon egal ist, auf welchem Boden man gerade steht. Hauptsache,
man verdient gutes Geld, fühlt sich sicher und genießt seine
Freiheit. Geht es Europa schlecht, geht es auch uns Deutschen
schlechter. Wird Europa unsicherer, wird auch Deutschland unsicherer.
Das sind Fakten, die auch der schlimmste Populist nicht einfach
wegdiskutieren kann. Deshalb ist es so wichtig, an diesem Sonntag für
stabile Verhältnisse zu sorgen. Denn Europa ist noch lange nicht
fertig. Die digitale Revolution, der Schutz des Klimas, die Sicherung
des Friedens - all das wird ohne ein einiges Europa nicht zu
bewältigen sein. Der Blick zurück auf Fehler muss sein - aber viel
wichtiger ist der Blick nach vorne. Die größten Bewährungsproben
stehen Europa vielleicht erst noch bevor. Die Deutschen sind zu Recht
stolz auf ihr Grundgesetz, das in diesen Tagen Geburtstag feierte. Es
hat uns 70 Jahre lang Frieden, Freiheit und Wohlstand gebracht. Es
gilt zwar nur hierzulande, aber seine Werte sind auch die Grundlage
eines freien, vereinten Europas. Deshalb ist jede Stimme für diese
Werte eine Stimme gegen diejenigen, die Europa spalten und
auseinandertreiben wollen. Es ist erschreckend, wie eine unabhängige
Justiz sowie die Presse- und Meinungsfreiheit in Kerneuropa bereits
unter Druck geraten sind. Daher muss die politische Botschaft des
Wählers am Wahltag lauten: Diese Werte stehen nicht zur Disposition!
"Europa ist unsere Zukunft. Europa ist unser Schicksal", beschwor
Helmut Kohl drei Jahre vor seinem Tod. Der Satz des Historikers und
glühenden Europäers ist heute aktueller denn je. Was Europa-Spalter
anrichten können, ist leider eindrucksvoll bei unseren britischen
Nachbarn zu besichtigen. Nach der Brexit-Entscheidung hat sich im
Vereinigten Königreich wirklich alles zum Schlechteren gewendet.
Währung, Wirtschaft, Stimmung - ein ganzes Land taumelt am Rande der
Regierungsunfähigkeit. Das ist sehr traurig für die Briten, aber ein
abschreckendes Beispiel für den Rest Europas und macht klar:
Nationale Alleingänge nützen niemandem - außer den schlimmsten
Populisten.
Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST
Telefon: 030/887277 - 878
bmcvd@morgenpost.de
Original-Content von: BERLINER MORGENPOST, übermittelt durch news aktuell
geht es vielleicht um so viel wie noch nie. Wenn am Wahlsonntag 418
Millionen Europäer in 28 Ländern ihr Kreuz machen dürfen, steht über
allem die Frage: In welche Richtung entwickelt sich Europa weiter?
Wächst es stärker zusammen und findet es zu einer gemeinsamen Stimme
in der Welt? Oder siegen die Kräfte, die Europa spalten und nationale
Zäune wieder hochziehen wollen? Wer geglaubt hat, die Einigung
Europas ist wie ein Zug, den niemand aufhält, hat sich bitter
getäuscht. Noch nie waren die anti-europäischen Kräfte so stark und
das gemeinsame, freiheitliche Europa so gefährdet wie heute. Dass es
so weit kommen konnte, resultiert sicher auch aus einem Versagen der
europäischen Politik. Längst nicht alles, was in Brüssel auf den Weg
gebracht wurde, ist gut gelungen. Beim Thema Flüchtlingspolitik,
Grenzsicherung und bei der gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik
gibt Europa noch immer ein klägliches Bild ab. Und dennoch ist die
Europäische Union eine große Erfolgsgeschichte. Kein Land hat von den
offenen Grenzen so profitiert wie der Export- und Reiseweltmeister
Deutschland. Touristen, Pendler, Waren passieren selbstverständlich
ungehindert Landesgrenzen und haben ganze Regionen belebt und
entwickelt. Wer grenznah wohnt, erlebt schon länger ein ganz neues
Deutschland. Ein Deutschland als Teil einer Euro-Region, bei der es
fast schon egal ist, auf welchem Boden man gerade steht. Hauptsache,
man verdient gutes Geld, fühlt sich sicher und genießt seine
Freiheit. Geht es Europa schlecht, geht es auch uns Deutschen
schlechter. Wird Europa unsicherer, wird auch Deutschland unsicherer.
Das sind Fakten, die auch der schlimmste Populist nicht einfach
wegdiskutieren kann. Deshalb ist es so wichtig, an diesem Sonntag für
stabile Verhältnisse zu sorgen. Denn Europa ist noch lange nicht
fertig. Die digitale Revolution, der Schutz des Klimas, die Sicherung
des Friedens - all das wird ohne ein einiges Europa nicht zu
bewältigen sein. Der Blick zurück auf Fehler muss sein - aber viel
wichtiger ist der Blick nach vorne. Die größten Bewährungsproben
stehen Europa vielleicht erst noch bevor. Die Deutschen sind zu Recht
stolz auf ihr Grundgesetz, das in diesen Tagen Geburtstag feierte. Es
hat uns 70 Jahre lang Frieden, Freiheit und Wohlstand gebracht. Es
gilt zwar nur hierzulande, aber seine Werte sind auch die Grundlage
eines freien, vereinten Europas. Deshalb ist jede Stimme für diese
Werte eine Stimme gegen diejenigen, die Europa spalten und
auseinandertreiben wollen. Es ist erschreckend, wie eine unabhängige
Justiz sowie die Presse- und Meinungsfreiheit in Kerneuropa bereits
unter Druck geraten sind. Daher muss die politische Botschaft des
Wählers am Wahltag lauten: Diese Werte stehen nicht zur Disposition!
"Europa ist unsere Zukunft. Europa ist unser Schicksal", beschwor
Helmut Kohl drei Jahre vor seinem Tod. Der Satz des Historikers und
glühenden Europäers ist heute aktueller denn je. Was Europa-Spalter
anrichten können, ist leider eindrucksvoll bei unseren britischen
Nachbarn zu besichtigen. Nach der Brexit-Entscheidung hat sich im
Vereinigten Königreich wirklich alles zum Schlechteren gewendet.
Währung, Wirtschaft, Stimmung - ein ganzes Land taumelt am Rande der
Regierungsunfähigkeit. Das ist sehr traurig für die Briten, aber ein
abschreckendes Beispiel für den Rest Europas und macht klar:
Nationale Alleingänge nützen niemandem - außer den schlimmsten
Populisten.
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Politik , Presseschau ,
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