12.04.2019 12:35 | Deutsche Bischofskonferenz | Politik
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"Syrien braucht das Zeugnis der Kirche" - Erzbischof Schick und Erzbischof Wojda beenden gemeinsame Syrien-Reise
Bonn (ots) - Heute (12. April 2019) endet die viertägige Reise von
Erzbischof Dr. Ludwig Schick (Bamberg) und Erzbischof Dr. Tadeusz
Wojda SAC (Bialystok/Polen) nach Syrien. Der Vorsitzende der
Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz und der für
internationale Angelegenheit der Polnischen Bischofskonferenz
zuständige Erzbischof waren gemeinsam zu einem Besuch nach Aleppo und
Homs aufgebrochen, um der Kirche in dem durch Krieg und Bürgerkrieg
verwüsteten Land ihre Solidarität zu bezeugen. "Die Katholiken in
Deutschland und Polen stehen vereint an der Seite des leidenden
syrischen Volkes. Gemeinsam bekunden wir unsere Verbundenheit mit der
Kirche in Syrien. Und gemeinsam suchen wir nach Wegen der Hilfe",
erklärte Erzbischof Schick vor dem Rückflug nach Deutschland.
Die beiden Erzbischöfe besuchten mehrere Projekte von Caritas
international, dem Hilfswerk des Deutschen Caritasverbandes, und der
polnischen Caritas, die von den Bischofskonferenzen aus beiden
Ländern unter eine gemeinsame Schirmherrschaft gestellt worden sind.
Zur Reisegruppe gehörten auch der Leiter von Caritas international,
Dr. Oliver Müller, und der Direktor der Caritas Polska, Pfr. Marcin
Izycki. Durch die Hilfsmaßnahmen erhalten Familien im stark
zerstörten Ost-Aleppo Nahrungsmittel und Güter des täglichen Bedarfs.
Kinder, die während der jahrelangen militärischen
Auseinandersetzungen keine Schule besuchen konnten, haben die
Möglichkeit, ergänzenden Unterricht zu besuchen, um Grundkenntnisse
in elementaren Fächern zu erlangen. Ein Mikrokredit-Projekt
vermittelt Darlehen für den Aufbau von Handwerksgewerbebetrieben.
Der Apostolische Nuntius, Kardinal Mario Zenari, unterstrich in
seiner Begegnung mit der Delegation, dass der Entscheidung der
Kirchen, auch bedürftige Muslime zu unterstützen, eine große
gesellschaftliche Bedeutung zukomme. Hilfe für diejenigen, die nicht
der eigenen Religion angehören, zeige der muslimischen
Bevölkerungsmehrheit das Wesen des Christentums und helfe, Vorurteile
abzubauen. "Syrer aus allen Ethnien und Religionen sind Opfer der
Gewalt geworden. Sie alle verdienen Hilfe", betonte der Kardinal. In
den Gesprächen der deutsch-polnischen Gruppe mit den Bischöfen in
Aleppo und Homs wurde zugleich auch der Unterstützungsbedarf der
Kirchen in Syrien deutlich. "Die besondere Nähe zu den christlichen
Brüdern und Schwestern und die universale Solidarität, ein
unverwechselbares Markenzeichen des Christentums, schließen sich
nicht aus, sondern ergänzen einander. Dies ist bereits in der Bibel
grundgelegt und auch heute das Programm der Kirche", erläuterte
Erzbischof Wojda. Zu den Gesprächspartnern der deutsch-polnischen
Delegation gehörten Erzbischof Jean-Clèment Jeanbart, Erzbischof
Boutros Marayati, Erzbischof Denys Antoine Chahda, Erzbischof
Jean-Abdo Arbach und Kardinal Mario Zenari.
Die Situation der Kirche in Syrien ist durch eine hohe Dramatik
gekennzeichnet. Einerseits sind die Christen dankbar, dass der
"Islamische Staat" und andere djihadistische Gruppen inzwischen
weitgehend besiegt sind. Andererseits leiden die Kirchen unter der
massenhaften Vertreibung, Flucht und Auswanderung von Christen
während der Kriegsjahre. Weil überproportional viele Christen das
Land verlassen haben, sind sie in Syrien zu einer kleinen Minderheit
geworden. So leben in der Metropole Aleppo von vormals 150.000
inzwischen nur noch 30.000 Christen - etwa zwei Prozent der
Einwohner. Geblieben sind vor allem die sozial Schwächeren und die
Alten. Dass außer Landes lebende Christen, von denen die meisten gut
ausgebildet sind und der Mittelschicht angehören, nach Syrien
zurückkehren werden, wird von vielen bezweifelt.
Die Erzbischöfe aus Deutschland und Polen konnten sich aber auch
vom Glaubensmut der Kirche in Syrien überzeugen. Projekte der
syrisch-katholischen Kirche (wie die Wiederherrichtung einer im Krieg
teilzerstörten Schule) richten sich in besonderer Weise an die
Jugend. Die Fokolare-Gruppe in Aleppo setzt sich aus Familien von
Angestellten und christlichen Geschäftsleuten zusammen, die sich
bewusst gegen eine Auswanderung entschieden haben. Mit großer
Ehrfurcht verehren die Gläubigen Märtyrer wie den in einem Kloster in
Homs ermordeten Pater Frans van der Lugt SJ, der die Möglichkeit zur
Flucht ausschlug und bis zum Ende bei seinen bedrängten
Glaubensgeschwistern aushielt. Erzbischof Schick und Erzbischof Wojda
erwiesen diesem Glaubenszeugen mit einem Gebet an seinem Grab ihre
Hochachtung. Von den syrischen Christen wird auch mit großer
Anteilnahme das Andenken an die beiden am 22. April 2013 in Aleppo
entführten und seither spurlos verschwundenen Erzbischöfe Mor
Gregorius Yohanna Ibrahim und Boulos Yazigi gepflegt. "Die
Standhaftigkeit der Glaubenszeugen richtet die Christen in Syrien
auf. Sie macht den Gläubigen Mut und gibt ihnen Kraft. Die Märtyrer,
von Alter her als Samen des Christentums bezeichnet, formen die
Identität der Kirche in der Bedrängnis. Dies zeigt sich heute auch in
Syrien", so Erzbischof Schick. Auch eine kleiner gewordene Kirche
könne von großer Bedeutung für die syrische Gesellschaft sein. "Nicht
die Größe ist entscheidend, sondern die kulturelle und soziale
Prägekraft, die aus dem Glauben erwächst." Kardinal Zenari wies
darauf hin, dass Syrien dieses christliche Zeugnis dringend brauche:
"Der Aderlass der Christen ist nicht nur ein schrecklicher Verlust
für die Kirche. Er ist ebenso ein Verlust für die gesellschaftliche
Entwicklung in Syrien."
In den Gesprächen der Delegation wurde deutlich, dass sich eine
politische und gesellschaftliche Erneuerung Syriens auch nach dem
weitgehenden Ende der Kampfhandlungen nicht abzeichnet. Derzeit
verfestige sich sogar die durch den Krieg vertiefte Zersplitterung
des Landes. Die syrischen Bischöfe wiesen in diesem Zusammenhang vor
allem auf die Verantwortung auswärtiger Mächte hin, die das Land
weiterhin als Spielfeld ihrer widerstreitenden Interessen
behandelten. In den Begegnungen wurde aber auch darüber diskutiert,
wie Syrien aus eigener Kraft den Weg zu innerer Versöhnung und zu
einer inklusiveren Gesellschaft finden könne, die allen ethnischen
und religiösen Gruppen einen Platz bietet und die Freiheit aller
stärkt.
Hinweise:
Kostenfreies Fotomaterial der Reise - unter Nennung des Copyrights
- finden Sie zum Herunterladen in der Bildergalerie zur
Pressemitteilung unter www.dbk.de.
Informationen zur Lage der Christen in Syrien und im Nahen Osten
finden Sie auf www.dbk.de auf der Themenseite Lage der Christen im
Nahen Osten (http://ots.de/bMZD8Q).
Caritas international und ihre lokalen Partner leisten der
Situation entsprechend, in erster Linie die Caritas Syrien und
mehrere Ordensgemeinschaften, nach wie vor Nothilfe. Informationen
dazu und die Möglichkeit zu spenden, finden Sie auf der Internetseite
von Caritas international unter www.caritas-international.de unter
http://ots.de/BKSl8q.
Pressekontakt:
Pressestelle der Deutschen Bischofskonferenz
Kaiserstraße 161 - 53113 Bonn
Tel.: 0228-103 -214
Fax: 0228-103 -254
E-Mail: pressestelle@dbk.de
Home: www.dbk.de
Original-Content von: Deutsche Bischofskonferenz, übermittelt durch news aktuell
Erzbischof Dr. Ludwig Schick (Bamberg) und Erzbischof Dr. Tadeusz
Wojda SAC (Bialystok/Polen) nach Syrien. Der Vorsitzende der
Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz und der für
internationale Angelegenheit der Polnischen Bischofskonferenz
zuständige Erzbischof waren gemeinsam zu einem Besuch nach Aleppo und
Homs aufgebrochen, um der Kirche in dem durch Krieg und Bürgerkrieg
verwüsteten Land ihre Solidarität zu bezeugen. "Die Katholiken in
Deutschland und Polen stehen vereint an der Seite des leidenden
syrischen Volkes. Gemeinsam bekunden wir unsere Verbundenheit mit der
Kirche in Syrien. Und gemeinsam suchen wir nach Wegen der Hilfe",
erklärte Erzbischof Schick vor dem Rückflug nach Deutschland.
Die beiden Erzbischöfe besuchten mehrere Projekte von Caritas
international, dem Hilfswerk des Deutschen Caritasverbandes, und der
polnischen Caritas, die von den Bischofskonferenzen aus beiden
Ländern unter eine gemeinsame Schirmherrschaft gestellt worden sind.
Zur Reisegruppe gehörten auch der Leiter von Caritas international,
Dr. Oliver Müller, und der Direktor der Caritas Polska, Pfr. Marcin
Izycki. Durch die Hilfsmaßnahmen erhalten Familien im stark
zerstörten Ost-Aleppo Nahrungsmittel und Güter des täglichen Bedarfs.
Kinder, die während der jahrelangen militärischen
Auseinandersetzungen keine Schule besuchen konnten, haben die
Möglichkeit, ergänzenden Unterricht zu besuchen, um Grundkenntnisse
in elementaren Fächern zu erlangen. Ein Mikrokredit-Projekt
vermittelt Darlehen für den Aufbau von Handwerksgewerbebetrieben.
Der Apostolische Nuntius, Kardinal Mario Zenari, unterstrich in
seiner Begegnung mit der Delegation, dass der Entscheidung der
Kirchen, auch bedürftige Muslime zu unterstützen, eine große
gesellschaftliche Bedeutung zukomme. Hilfe für diejenigen, die nicht
der eigenen Religion angehören, zeige der muslimischen
Bevölkerungsmehrheit das Wesen des Christentums und helfe, Vorurteile
abzubauen. "Syrer aus allen Ethnien und Religionen sind Opfer der
Gewalt geworden. Sie alle verdienen Hilfe", betonte der Kardinal. In
den Gesprächen der deutsch-polnischen Gruppe mit den Bischöfen in
Aleppo und Homs wurde zugleich auch der Unterstützungsbedarf der
Kirchen in Syrien deutlich. "Die besondere Nähe zu den christlichen
Brüdern und Schwestern und die universale Solidarität, ein
unverwechselbares Markenzeichen des Christentums, schließen sich
nicht aus, sondern ergänzen einander. Dies ist bereits in der Bibel
grundgelegt und auch heute das Programm der Kirche", erläuterte
Erzbischof Wojda. Zu den Gesprächspartnern der deutsch-polnischen
Delegation gehörten Erzbischof Jean-Clèment Jeanbart, Erzbischof
Boutros Marayati, Erzbischof Denys Antoine Chahda, Erzbischof
Jean-Abdo Arbach und Kardinal Mario Zenari.
Die Situation der Kirche in Syrien ist durch eine hohe Dramatik
gekennzeichnet. Einerseits sind die Christen dankbar, dass der
"Islamische Staat" und andere djihadistische Gruppen inzwischen
weitgehend besiegt sind. Andererseits leiden die Kirchen unter der
massenhaften Vertreibung, Flucht und Auswanderung von Christen
während der Kriegsjahre. Weil überproportional viele Christen das
Land verlassen haben, sind sie in Syrien zu einer kleinen Minderheit
geworden. So leben in der Metropole Aleppo von vormals 150.000
inzwischen nur noch 30.000 Christen - etwa zwei Prozent der
Einwohner. Geblieben sind vor allem die sozial Schwächeren und die
Alten. Dass außer Landes lebende Christen, von denen die meisten gut
ausgebildet sind und der Mittelschicht angehören, nach Syrien
zurückkehren werden, wird von vielen bezweifelt.
Die Erzbischöfe aus Deutschland und Polen konnten sich aber auch
vom Glaubensmut der Kirche in Syrien überzeugen. Projekte der
syrisch-katholischen Kirche (wie die Wiederherrichtung einer im Krieg
teilzerstörten Schule) richten sich in besonderer Weise an die
Jugend. Die Fokolare-Gruppe in Aleppo setzt sich aus Familien von
Angestellten und christlichen Geschäftsleuten zusammen, die sich
bewusst gegen eine Auswanderung entschieden haben. Mit großer
Ehrfurcht verehren die Gläubigen Märtyrer wie den in einem Kloster in
Homs ermordeten Pater Frans van der Lugt SJ, der die Möglichkeit zur
Flucht ausschlug und bis zum Ende bei seinen bedrängten
Glaubensgeschwistern aushielt. Erzbischof Schick und Erzbischof Wojda
erwiesen diesem Glaubenszeugen mit einem Gebet an seinem Grab ihre
Hochachtung. Von den syrischen Christen wird auch mit großer
Anteilnahme das Andenken an die beiden am 22. April 2013 in Aleppo
entführten und seither spurlos verschwundenen Erzbischöfe Mor
Gregorius Yohanna Ibrahim und Boulos Yazigi gepflegt. "Die
Standhaftigkeit der Glaubenszeugen richtet die Christen in Syrien
auf. Sie macht den Gläubigen Mut und gibt ihnen Kraft. Die Märtyrer,
von Alter her als Samen des Christentums bezeichnet, formen die
Identität der Kirche in der Bedrängnis. Dies zeigt sich heute auch in
Syrien", so Erzbischof Schick. Auch eine kleiner gewordene Kirche
könne von großer Bedeutung für die syrische Gesellschaft sein. "Nicht
die Größe ist entscheidend, sondern die kulturelle und soziale
Prägekraft, die aus dem Glauben erwächst." Kardinal Zenari wies
darauf hin, dass Syrien dieses christliche Zeugnis dringend brauche:
"Der Aderlass der Christen ist nicht nur ein schrecklicher Verlust
für die Kirche. Er ist ebenso ein Verlust für die gesellschaftliche
Entwicklung in Syrien."
In den Gesprächen der Delegation wurde deutlich, dass sich eine
politische und gesellschaftliche Erneuerung Syriens auch nach dem
weitgehenden Ende der Kampfhandlungen nicht abzeichnet. Derzeit
verfestige sich sogar die durch den Krieg vertiefte Zersplitterung
des Landes. Die syrischen Bischöfe wiesen in diesem Zusammenhang vor
allem auf die Verantwortung auswärtiger Mächte hin, die das Land
weiterhin als Spielfeld ihrer widerstreitenden Interessen
behandelten. In den Begegnungen wurde aber auch darüber diskutiert,
wie Syrien aus eigener Kraft den Weg zu innerer Versöhnung und zu
einer inklusiveren Gesellschaft finden könne, die allen ethnischen
und religiösen Gruppen einen Platz bietet und die Freiheit aller
stärkt.
Hinweise:
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Pressemitteilung unter www.dbk.de.
Informationen zur Lage der Christen in Syrien und im Nahen Osten
finden Sie auf www.dbk.de auf der Themenseite Lage der Christen im
Nahen Osten (http://ots.de/bMZD8Q).
Caritas international und ihre lokalen Partner leisten der
Situation entsprechend, in erster Linie die Caritas Syrien und
mehrere Ordensgemeinschaften, nach wie vor Nothilfe. Informationen
dazu und die Möglichkeit zu spenden, finden Sie auf der Internetseite
von Caritas international unter www.caritas-international.de unter
http://ots.de/BKSl8q.
Pressekontakt:
Pressestelle der Deutschen Bischofskonferenz
Kaiserstraße 161 - 53113 Bonn
Tel.: 0228-103 -214
Fax: 0228-103 -254
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