16.09.2019 11:02 | Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena) | Politik
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dena und EWI: Klimaschutz braucht integrierten Ansatz / Analyse auf Basis der dena-Leitstudie Integrierte Energiewende bietet Kennzahlen und Leitplanken für die klimapolitische Debatte
Berlin (ots) - Wenige Tage vor der nächsten Sitzung des
Klimakabinetts haben die Deutsche Energie-Agentur (dena) und das
Energiewirtschaftliche Institut an der Universität zu Köln (EWI) dazu
aufgerufen, beim Klimaschutz konsequent einen integrierten Ansatz zu
verfolgen. Der Moment sei günstig wie selten, die Weichen in der
Energie- und Klimapolitik grundlegend neu zu stellen. Dazu gehöre vor
allem die Gestaltung eines neuen ökonomischen Rahmens für die
Energiewende, mit einer konsequenten Bepreisung von CO2-Emissionen
und einer umfassenden Reform der Steuer-, Abgaben- und
Umlagensystematik für die Energieträger.
In ihrer Analyse stützen sich dena und EWI auf die im Sommer 2018
erschienene dena-Leitstudie Integrierte Energiewende und die jüngsten
Entwicklungen in allen energierelevanten Handlungsfeldern, von der
Energiewirtschaft bis zu Verkehr, Gebäuden und Industrie. Die Zahlen
der dena-Leitstudie basieren ursprünglich auf Daten für das Jahr 2015
und wurden im Rahmen der Analyse mit den jüngsten zur Verfügung
stehenden Daten verglichen.
Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der dena-Geschäftsführung: "Die
Politik hat erkannt, dass sie mit neuen Rahmenbedingungen den Weg für
die integrierte Energiewende und den Klimaschutz ebnen kann. Viele
Vorschläge gehen in die richtige Richtung, die Debatte ist weit
fortgeschritten, die gesellschaftliche Aufmerksamkeit ist hoch.
Gleichzeitig besteht immer wieder die Gefahr, dass Teilaspekte und
Symbolmaßnahmen den Blick aufs Ganze verstellen. Die
Erwartungshaltung, dass die Politik für die nächsten zehn bis dreißig
Jahre alles durchregulieren müsse, bringt uns nicht voran. Wichtig
ist vielmehr, dass die Politik einen Rahmen definiert, in dem
klimafreundliche Technologien und Geschäftsmodelle bessere Chancen
haben als klimaschädliche. Das wird verkrustete Strukturen aufbrechen
und eine neue Dynamik für Energiewende und Klimaschutz freisetzen.
Mit unserer Analyse wollen wir alle Kräfte unterstützen, die offen
sind für solch einen integrierten Ansatz."
Max Gierkink, Manager am EWI: "Verschiedene Kennzahlen zeigen,
dass die derzeitigen Rahmenbedingungen nicht die richtigen Anreize
setzen. Für die Szenarien der dena-Leitstudie bedeutet das, dass die
dort abgebildeten Entwicklungen später einsetzen und zukünftig eine
höhere Transformationsgeschwindigkeit nötig ist. In den Sektoren
Verkehr, Industrie und Gebäude ist der Endenergieverbrauch seit 2015
weiter gestiegen. Beispielsweise in der Industrie ist damit bis 2030
ein Rückgang um 32 Terawattstunden notwendig, bei gleichzeitig
steigendem Bruttoinlandsprodukt. Im Gebäudesektor müsste die
Sanierungsrate auf 1,5 Prozent pro Jahr steigen. In der
Energiewirtschaft hat zwar der Anteil der Kohleverstromung
abgenommen, aber beim Ausbau der erneuerbaren Energien zeichnet sich
vor allem bei der Windenergie ein deutlicher Rückgang ab."
Klimaziel 2030: Trends und Kennzahlen
Als weitere Kennzahlen, die den politischen Handlungsbedarf in
Energiewende und Klimaschutz unterstreichen, nennen dena und EWI in
ihrer Analyse unter anderem:
- Der Ausbau der erneuerbaren Energien würde unter den aktuellen
Rahmenbedingungen voraussichtlich auf 1,7 Gigawatt netto pro
Jahr sinken. Notwendig wäre bis 2030 ein Nettozubau von
mindestens 6 Gigawatt pro Jahr.
- Der Bestand an batterieelektrischen Fahrzeugen hat zwischen 2015
und 2018 um 30.000 zugenommen; der Bestand an Erdgasfahrzeugen
ist in der gleichen Zeit um 6.000 zurückgegangen. Notwendig wäre
bis 2030 ein Zuwachs von durchschnittlich 460.000
beziehungsweise 330.000 Fahrzeugen pro Jahr.
- Der Absatz von Wärmepumpen nimmt zwar zu. 2018 lag er bei 84.000
Stück. Mit Blick auf das Klimaziel 2030 müsste die
Installationsrate aber auf über 200.000 pro Jahr steigen.
Leitplanken für die Debatte
Für die Debatte über Instrumente und Ziele im Klimaschutz schlägt
die dena sechs Leitplanken vor:
- Energiewende braucht einen neuen ökonomischen Rahmen: Das
bedeutet vor allem die Bepreisung von CO2 und eine umfassende
Reform der Steuern, Abgaben und Umlagen. Wichtige Faktoren sind
dabei eine klare Ausrichtung auf die Vermeidung von CO2,
Aufkommensneutralität, soziale Gerechtigkeit, langfristige
Planungssicherheit und Schutz der Industrie vor
Wettbewerbsnachteilen.
- Energiewende steht auf drei Säulen: Energieeffizienz, direkte
Nutzung von erneuerbarem Strom und syntheti-sche, erneuerbare
Kraft-, Brenn- und Grundstoffe (Powerfuels). In allen drei
Säulen muss das Transformationstempo deutlich erhöht werden. Sie
ergänzen sich und dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden.
- Energiewende braucht flexible und intelligente Infrastrukturen:
Ziel der Infrastrukturplanung sollte deshalb sein, zusammen mit
einem weiterentwickelten Marktdesign die Flexibilität zu
erhöhen, innovative Ansätze auf den Weg zu bringen und Synergien
zwischen Netzen, Erzeugern und Verbrauchern besser zu nutzen.
- Energiewende braucht Förderung und Beratung, Information und
Dialog: Ordnungsrecht und CO2-Bepreisung reichen nicht aus, um
Menschen zum Handeln zu bewegen. Die Politik sollte deshalb
nicht nur Druck aufbauen, sondern auch attraktive Angebote und
Anreize schaffen.
- Energiewende muss lernen, mit Restemissionen umzugehen:
Insbesondere im Industriesektor lassen sich aus heutiger Sicht
auch langfristig manche Emissionen nicht ganz vermeiden. Je
ambitionierter die Klimaziele, desto mehr geht es auch darum,
Kohlenstoffe zu binden.
- Energiewende braucht einen integrierten Ansatz, Offenheit und
Innovation: Die Energiesektoren sind im Wandel, Grenzen weichen
auf, die Interaktion steigt. Dieser Wandel lässt sich nicht
langfristig vorausplanen und steuern oder in einem einzigen
großen Schritt bewältigen. Er lässt sich nur im steten Dialog
auf konkrete Schritte und Herausforderungen herunterbrechen, die
sich mit den im jeweiligen Moment verfügbaren Mitteln und
Unterstützern bewältigen lassen. Gleichzeitig gilt es, den Blick
fürs Ganze zu bewahren, globale Allianzen zu schmieden und offen
für Neues zu bleiben.
Das Papier "Impuls zur aktuellen klimapolitischen Debatte.
Einschätzungen auf Basis der dena-Leitstudie Integrierte
Energiewende" ist online verfügbar unter
www.dena.de/integrierte-energiewende.
Pressekontakt:
Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena)
Dr. Philipp Prein, Chausseestraße 128 a, 10115 Berlin
Tel: +49 (0)30 66 777-641, Fax: +49 (0)30 66 777-699
E-Mail: presse@dena.de, Internet: www.dena.de
Original-Content von: Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena), übermittelt durch news aktuell
Klimakabinetts haben die Deutsche Energie-Agentur (dena) und das
Energiewirtschaftliche Institut an der Universität zu Köln (EWI) dazu
aufgerufen, beim Klimaschutz konsequent einen integrierten Ansatz zu
verfolgen. Der Moment sei günstig wie selten, die Weichen in der
Energie- und Klimapolitik grundlegend neu zu stellen. Dazu gehöre vor
allem die Gestaltung eines neuen ökonomischen Rahmens für die
Energiewende, mit einer konsequenten Bepreisung von CO2-Emissionen
und einer umfassenden Reform der Steuer-, Abgaben- und
Umlagensystematik für die Energieträger.
In ihrer Analyse stützen sich dena und EWI auf die im Sommer 2018
erschienene dena-Leitstudie Integrierte Energiewende und die jüngsten
Entwicklungen in allen energierelevanten Handlungsfeldern, von der
Energiewirtschaft bis zu Verkehr, Gebäuden und Industrie. Die Zahlen
der dena-Leitstudie basieren ursprünglich auf Daten für das Jahr 2015
und wurden im Rahmen der Analyse mit den jüngsten zur Verfügung
stehenden Daten verglichen.
Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der dena-Geschäftsführung: "Die
Politik hat erkannt, dass sie mit neuen Rahmenbedingungen den Weg für
die integrierte Energiewende und den Klimaschutz ebnen kann. Viele
Vorschläge gehen in die richtige Richtung, die Debatte ist weit
fortgeschritten, die gesellschaftliche Aufmerksamkeit ist hoch.
Gleichzeitig besteht immer wieder die Gefahr, dass Teilaspekte und
Symbolmaßnahmen den Blick aufs Ganze verstellen. Die
Erwartungshaltung, dass die Politik für die nächsten zehn bis dreißig
Jahre alles durchregulieren müsse, bringt uns nicht voran. Wichtig
ist vielmehr, dass die Politik einen Rahmen definiert, in dem
klimafreundliche Technologien und Geschäftsmodelle bessere Chancen
haben als klimaschädliche. Das wird verkrustete Strukturen aufbrechen
und eine neue Dynamik für Energiewende und Klimaschutz freisetzen.
Mit unserer Analyse wollen wir alle Kräfte unterstützen, die offen
sind für solch einen integrierten Ansatz."
Max Gierkink, Manager am EWI: "Verschiedene Kennzahlen zeigen,
dass die derzeitigen Rahmenbedingungen nicht die richtigen Anreize
setzen. Für die Szenarien der dena-Leitstudie bedeutet das, dass die
dort abgebildeten Entwicklungen später einsetzen und zukünftig eine
höhere Transformationsgeschwindigkeit nötig ist. In den Sektoren
Verkehr, Industrie und Gebäude ist der Endenergieverbrauch seit 2015
weiter gestiegen. Beispielsweise in der Industrie ist damit bis 2030
ein Rückgang um 32 Terawattstunden notwendig, bei gleichzeitig
steigendem Bruttoinlandsprodukt. Im Gebäudesektor müsste die
Sanierungsrate auf 1,5 Prozent pro Jahr steigen. In der
Energiewirtschaft hat zwar der Anteil der Kohleverstromung
abgenommen, aber beim Ausbau der erneuerbaren Energien zeichnet sich
vor allem bei der Windenergie ein deutlicher Rückgang ab."
Klimaziel 2030: Trends und Kennzahlen
Als weitere Kennzahlen, die den politischen Handlungsbedarf in
Energiewende und Klimaschutz unterstreichen, nennen dena und EWI in
ihrer Analyse unter anderem:
- Der Ausbau der erneuerbaren Energien würde unter den aktuellen
Rahmenbedingungen voraussichtlich auf 1,7 Gigawatt netto pro
Jahr sinken. Notwendig wäre bis 2030 ein Nettozubau von
mindestens 6 Gigawatt pro Jahr.
- Der Bestand an batterieelektrischen Fahrzeugen hat zwischen 2015
und 2018 um 30.000 zugenommen; der Bestand an Erdgasfahrzeugen
ist in der gleichen Zeit um 6.000 zurückgegangen. Notwendig wäre
bis 2030 ein Zuwachs von durchschnittlich 460.000
beziehungsweise 330.000 Fahrzeugen pro Jahr.
- Der Absatz von Wärmepumpen nimmt zwar zu. 2018 lag er bei 84.000
Stück. Mit Blick auf das Klimaziel 2030 müsste die
Installationsrate aber auf über 200.000 pro Jahr steigen.
Leitplanken für die Debatte
Für die Debatte über Instrumente und Ziele im Klimaschutz schlägt
die dena sechs Leitplanken vor:
- Energiewende braucht einen neuen ökonomischen Rahmen: Das
bedeutet vor allem die Bepreisung von CO2 und eine umfassende
Reform der Steuern, Abgaben und Umlagen. Wichtige Faktoren sind
dabei eine klare Ausrichtung auf die Vermeidung von CO2,
Aufkommensneutralität, soziale Gerechtigkeit, langfristige
Planungssicherheit und Schutz der Industrie vor
Wettbewerbsnachteilen.
- Energiewende steht auf drei Säulen: Energieeffizienz, direkte
Nutzung von erneuerbarem Strom und syntheti-sche, erneuerbare
Kraft-, Brenn- und Grundstoffe (Powerfuels). In allen drei
Säulen muss das Transformationstempo deutlich erhöht werden. Sie
ergänzen sich und dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden.
- Energiewende braucht flexible und intelligente Infrastrukturen:
Ziel der Infrastrukturplanung sollte deshalb sein, zusammen mit
einem weiterentwickelten Marktdesign die Flexibilität zu
erhöhen, innovative Ansätze auf den Weg zu bringen und Synergien
zwischen Netzen, Erzeugern und Verbrauchern besser zu nutzen.
- Energiewende braucht Förderung und Beratung, Information und
Dialog: Ordnungsrecht und CO2-Bepreisung reichen nicht aus, um
Menschen zum Handeln zu bewegen. Die Politik sollte deshalb
nicht nur Druck aufbauen, sondern auch attraktive Angebote und
Anreize schaffen.
- Energiewende muss lernen, mit Restemissionen umzugehen:
Insbesondere im Industriesektor lassen sich aus heutiger Sicht
auch langfristig manche Emissionen nicht ganz vermeiden. Je
ambitionierter die Klimaziele, desto mehr geht es auch darum,
Kohlenstoffe zu binden.
- Energiewende braucht einen integrierten Ansatz, Offenheit und
Innovation: Die Energiesektoren sind im Wandel, Grenzen weichen
auf, die Interaktion steigt. Dieser Wandel lässt sich nicht
langfristig vorausplanen und steuern oder in einem einzigen
großen Schritt bewältigen. Er lässt sich nur im steten Dialog
auf konkrete Schritte und Herausforderungen herunterbrechen, die
sich mit den im jeweiligen Moment verfügbaren Mitteln und
Unterstützern bewältigen lassen. Gleichzeitig gilt es, den Blick
fürs Ganze zu bewahren, globale Allianzen zu schmieden und offen
für Neues zu bleiben.
Das Papier "Impuls zur aktuellen klimapolitischen Debatte.
Einschätzungen auf Basis der dena-Leitstudie Integrierte
Energiewende" ist online verfügbar unter
www.dena.de/integrierte-energiewende.
Pressekontakt:
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Dr. Philipp Prein, Chausseestraße 128 a, 10115 Berlin
Tel: +49 (0)30 66 777-641, Fax: +49 (0)30 66 777-699
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Schlagwörter
Klimaschutz , Energiewende , EWI , Studie , Governance , Integrierte Energiewende , Leitstudie , Energie , Umwelt , Politik , Wirtschaft ,
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