26.08.2018 12:00 | ARD Presse | Medien / Kultur
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Vor dem Pechstein-Urteil: Kritik am Sportgerichtshof CAS weitet sich aus
München (ots) - Der internationale Sportgerichtshof CAS ist das
Schiedsgericht im internationalen Sport und weltweit die letzte
Instanz bei Streitigkeiten im Sport. Der Weg vor staatliche Gerichte
ist ausgeschlossen - ob das so in Ordnung ist, steht jetzt beim
Bundesverfassungsgericht auf dem Prüfstand. Die fünfmalige
Eisschnelllauf-Olympiasiegerin Claudia Pechstein hat dort
Verfassungsbeschwerde eingereicht. Der Vorwurf: Es handele sich beim
CAS um kein unabhängiges Schiedsgericht. Recherchen der
ARD-Radio-Recherche Sport zufolge gibt es weitere Grundsatzkritik an
Arbeitsweise und Strukturen des CAS - von Athletenvertretern,
Anwälten, sogar aus dem Kreis der CAS-Richter selbst. Die ARD
berichtet ab Sonntag, 26. August 2018, bundesweit im Hörfunk, Online
und im Fernsehen über das Thema.
Den ARD-Recherchen zufolge bestehen zum Teil Zweifel an der
Unabhängigkeit der Richter am CAS. Insbesondere kritisieren
Athletenvertreter, dass die Richter von einem Gremium benannt werden,
das überwiegend aus Entsandten großer Sportorganisationen besteht. In
mindestens zwei Fällen hat es den ARD-Recherchen zufolge fragwürdige
Konstellationen mit zumindest potenziellen Interessenskonflikte
gegeben, in denen CAS-Richter zugleich als externe Berater für
Sportverbände tätig waren.
Zudem liegt der ARD-Radio-Recherche Sport exklusiv eine Studie
vor, die zeigt: Am Sportgericht bekam bis zum Jahr 2014 ein enger
Kreis aus nur 17 Richtern etwa die Hälfte der Aufträge, obwohl
mehrere Hundert Richter zur Verfügung stehen. Inzwischen sind es fast
400 Richter. Ein CAS-Richter, der in drei Jahren nur zwei Mal zum
Einsatz kam und der anonym bleiben möchte, berichtet auch von anderen
CAS-Richtern, die jahrelang gar nicht zum Zuge gekommen und deshalb
frustriert seien. Gegenüber der ARD fordert er eine Verteilung der
Fälle nach dem Zufallsprinzip unter allen verfügbaren Richtern.
Nach ARD-Informationen versuchen Anwälte von Athleten immer wieder
vergeblich, für das jeweilige Verfahren bereits benannte Richter
austauschen zu lassen.
Diskutabel ist demnach auch die Rolle des Generalsekretärs, der
vom selben Gremium ernannt wird wie die Richter. Ihm muss jedes
Urteil vor der Veröffentlichung vorgelegt werden. Der Generalsekretär
kann Vorschläge für Änderungen machen und hat dies nach
ARD-Recherchen auch getan.
Eine Regelung, die auch Claudia Pechsteins Anwalt Thomas Summerer
für inakzeptabel hält. "Das wäre so, wie wenn ein staatlicher Richter
am Oberlandesgericht sein Urteil, wenn er es fertig geschrieben hat,
vor Verkündung, einem Abteilungsleiter im Justizministerium vorlegen
müsste", so Summerer gegenüber der ARD.
Der internationale Sportgerichtshof weist auf Anfrage alle
Kritikpunkte zurück. Das Bundesverfassungsgericht will in diesem Jahr
noch im Fall Pechstein entscheiden.
Mehr zum Thema unter
https://br.de/themen/sport/inhalt/recherche/index.html
Steckbrief ARD-Radio-Recherche Sport
ARD-Radio-Recherche Sport ist das Recherche-Team der
Hörfunk-Sportredaktionen aller ARD-Landesrundfunkanstalten. Die
Radioreporter recherchieren zu Hintergrundthemen des Sports und
berichten darüber deutschlandweit in den Sendern der ARD. Die
Koordination liegt beim Bayerischen Rundfunk in München.
Pressekontakt:
BR-Pressestelle, Christian Dück, Tel. 0162 / 4311544;
E-Mail: christian.dueck@br.de
Original-Content von: ARD Presse, übermittelt durch news aktuell
Schiedsgericht im internationalen Sport und weltweit die letzte
Instanz bei Streitigkeiten im Sport. Der Weg vor staatliche Gerichte
ist ausgeschlossen - ob das so in Ordnung ist, steht jetzt beim
Bundesverfassungsgericht auf dem Prüfstand. Die fünfmalige
Eisschnelllauf-Olympiasiegerin Claudia Pechstein hat dort
Verfassungsbeschwerde eingereicht. Der Vorwurf: Es handele sich beim
CAS um kein unabhängiges Schiedsgericht. Recherchen der
ARD-Radio-Recherche Sport zufolge gibt es weitere Grundsatzkritik an
Arbeitsweise und Strukturen des CAS - von Athletenvertretern,
Anwälten, sogar aus dem Kreis der CAS-Richter selbst. Die ARD
berichtet ab Sonntag, 26. August 2018, bundesweit im Hörfunk, Online
und im Fernsehen über das Thema.
Den ARD-Recherchen zufolge bestehen zum Teil Zweifel an der
Unabhängigkeit der Richter am CAS. Insbesondere kritisieren
Athletenvertreter, dass die Richter von einem Gremium benannt werden,
das überwiegend aus Entsandten großer Sportorganisationen besteht. In
mindestens zwei Fällen hat es den ARD-Recherchen zufolge fragwürdige
Konstellationen mit zumindest potenziellen Interessenskonflikte
gegeben, in denen CAS-Richter zugleich als externe Berater für
Sportverbände tätig waren.
Zudem liegt der ARD-Radio-Recherche Sport exklusiv eine Studie
vor, die zeigt: Am Sportgericht bekam bis zum Jahr 2014 ein enger
Kreis aus nur 17 Richtern etwa die Hälfte der Aufträge, obwohl
mehrere Hundert Richter zur Verfügung stehen. Inzwischen sind es fast
400 Richter. Ein CAS-Richter, der in drei Jahren nur zwei Mal zum
Einsatz kam und der anonym bleiben möchte, berichtet auch von anderen
CAS-Richtern, die jahrelang gar nicht zum Zuge gekommen und deshalb
frustriert seien. Gegenüber der ARD fordert er eine Verteilung der
Fälle nach dem Zufallsprinzip unter allen verfügbaren Richtern.
Nach ARD-Informationen versuchen Anwälte von Athleten immer wieder
vergeblich, für das jeweilige Verfahren bereits benannte Richter
austauschen zu lassen.
Diskutabel ist demnach auch die Rolle des Generalsekretärs, der
vom selben Gremium ernannt wird wie die Richter. Ihm muss jedes
Urteil vor der Veröffentlichung vorgelegt werden. Der Generalsekretär
kann Vorschläge für Änderungen machen und hat dies nach
ARD-Recherchen auch getan.
Eine Regelung, die auch Claudia Pechsteins Anwalt Thomas Summerer
für inakzeptabel hält. "Das wäre so, wie wenn ein staatlicher Richter
am Oberlandesgericht sein Urteil, wenn er es fertig geschrieben hat,
vor Verkündung, einem Abteilungsleiter im Justizministerium vorlegen
müsste", so Summerer gegenüber der ARD.
Der internationale Sportgerichtshof weist auf Anfrage alle
Kritikpunkte zurück. Das Bundesverfassungsgericht will in diesem Jahr
noch im Fall Pechstein entscheiden.
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Schlagwörter
Sport , Claudia Pechstein , Rechtsprechung , Celebrities , Radio , CAS , Fernsehen , Internet , Pechstein-Urteil , Justiz , TV-Ausblick , Medien / Kultur , München ,
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