17.07.2019 11:12 | Verband der leitenden Krankenhausärzte | Gesundheit / Medizin
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Verband der Leitenden Krankenhausärzte Deutschlands e.V. (VLK) wehrt sich gegen die Bertelsmann Studie zur Neuordnung der Krankenhaus-Landschaft: "Unfaire Kampagne gegen Krankenhäuser"
Düsseldorf (ots) - Fast alle im Gesundheitswesen haben in letzter
Zeit signalisiert, dass sie bereit sind, gemeinsam konstruktiv eine
bedarfsgerechte Krankenhauslandschaft zu gestalten. Dabei wird man
auch über die Schließung oder Umwidmung des ein oder anderen
Standortes nachdenken müssen, um einen gesunden Mix an Kliniken zu
realisieren, der einerseits einer wohnortnahen Versorgung einer älter
werdenden Bevölkerung gerecht wird und andererseits komplexe
Eingriffe den Maximal- und Schwerpunktversorgern vorbehält.
Mit diesem Angebot war die Hoffnung verbunden, dass die pauschale
Verunglimpfung kleinerer und mittlerer Krankenhäuser - ohne jeden
Bezug zur Qualität ihrer Arbeit - eingestellt wird.
Warum jetzt dieser erneute Aufschrei nach einem Kahlschlag der
Strukturen? Ist man an einem konstruktiven Dialog nicht interessiert?
Wenn man die von der Bertelsmann Stiftung ausgewählten Experten
sieht, verwundert es nicht, denn sie vertreten diese Thesen gemeinsam
mit den Krankenkassen seit geraumer Zeit. Nach dem Prinzip Aussagen
regelmäßig zu wiederholen, bis die Illusion der Glaubwürdigkeit
entsteht, hat man hier erneut medienwirksam Botschaften lanciert, die
der Fachmann schwer und der Laie gar nicht durchschaut. An Hand von
komplexen Diagnosen wie Operation eines Pankreaskarzinoms,
Herzinfarktbehandlung oder Hüft-Reoperationen, für die kleinere
Krankenhäuser natürlich nicht geeignet sind, wird deren gesamte
Existenzberechtigung hinterfragt. Verschwiegen wird, dass diese ganz
andere Versorgungsaufgaben wie die Behandlung älterer multimorbider
Patienten mit Herzinsuffizienz, Pneumonie oder anderen Erkrankungen
haben, die sie qualitativ hochwertig und wohnortnah erfüllen. Diese
machen aber einen großen Teil unseres Versorgungsbedarfes aus. Dabei
haben sie den großen Vorteil, dass ihre Besetzung mit Pflegekräften
in aller Regel deutlich besser und stabiler ist als die an großen
Zentren. Das kommt den Patienten sehr zu gute.
Es ist ein Irrglaube, dass die Pflegekräfte dieser Häuser, so man
sie schließt, an die großen Zentren wechseln. Sie werden eher ihrem
Beruf aber nicht ihrer Region den Rücken kehren. Dann stehen wir ohne
Versorgungsmöglichkeit da. Die großen Kliniken haben dafür dann erst
recht keinen Platz mehr. Sie sind schon jetzt häufig abgemeldet und
nicht willens solche Patienten aufzunehmen.
Die Diskussion über die Herzinfarktsterblichkeit zeigt, wie
unlauter die Kampagne geführt wird. Akute Herzinfarkte primär in
Kliniken mit einer 24h/7d Herzkatheterbereitschaft einzuliefern,
macht Sinn und rettet Menschenleben. Daraus die Schlussfolgerung zu
ziehen, dass man die anderen ohne Herzkatheter deswegen schließen
sollte, ist Nonsens. Man beruft sich auf die OECD Daten zur
Herzinfarktsterblichkeit, in denen Deutschland einen hinteren Platz
einnimmt, obwohl unsere Kliniken mit Herzkatheterbereitschaft einen
internationalen Spitzenplatz belegen.
Der Grund liegt auch in der unterschiedlichen Eintragung der
Todesursache in den Sterblichkeitsregistern der OECD Länder. Hier
werden Äpfel mit Birnen verglichen. Im Gegensatz dazu belegen die
Zahlen des Deutschen Herzberichtes 2017 eine Halbierung der
Herzinfarktsterblichkeit in deutschen Kliniken seit 1990 ähnlich wie
in Dänemark in den vergangenen Jahren. Hier wird ein Problem
hochstilisiert, dass so gar nicht existiert! Zusätzlich gibt es
enorme Unterschiede in der Sterblichkeit zwischen den einzelnen
Bundesländern, am ehesten durch sozioökonomische Unterschiede
getriggert. Die Situation ist also äußert komplex und schwer zu
interpretieren und es ist unseriös alle diese Faktoren zu
verschweigen und monokausal darzustellen.
Wir brauchen eine seriöse Diskussion, die den enormen
Versorgungsauftrag kleinerer Häuser anerkennt und honoriert, dass in
Zeiten einer immer kritischer werdenden ambulanten Versorgung auf dem
Land nur diese Kliniken ihn noch sicherstellen können. Strukturreform
ja, aber mit Augenmaß. Versorgung der komplexen Eingriffe in Zentren
ja unbedingt, aber der übrigen Fälle wohnortnah und wenn möglich
integrierend sektorenübergreifend. Was wir nicht brauchen ist eine
Kampagne.
Priv. Doz. Dr. Michael A. Weber
Präsident des Verbands der Leitenden Krankenhausärzte Deutschlands
e.V. (VLK)
Wie es gehen kann Krankenhausversorgung gemeinsam besser zu
gestalten, lesen Sie in unserer aktuellen Ausgabe von Arzt und
Krankenhaus unter www.vlk-online.de
Pressekontakt:
Verband der Leitenden Krankenhausärzte Deutschlands e.V.
Hauptgeschäftsführer Rechtsanwalt Normann J. Schuster
Haus der Ärzteschaft
Tersteegenstraße 9, 40474 Düsseldorf
Fon 0211 45 49 90
Fax 0211 45 49 929
info@vlk-online.de
Original-Content von: Verband der leitenden Krankenhausärzte, übermittelt durch news aktuell
Zeit signalisiert, dass sie bereit sind, gemeinsam konstruktiv eine
bedarfsgerechte Krankenhauslandschaft zu gestalten. Dabei wird man
auch über die Schließung oder Umwidmung des ein oder anderen
Standortes nachdenken müssen, um einen gesunden Mix an Kliniken zu
realisieren, der einerseits einer wohnortnahen Versorgung einer älter
werdenden Bevölkerung gerecht wird und andererseits komplexe
Eingriffe den Maximal- und Schwerpunktversorgern vorbehält.
Mit diesem Angebot war die Hoffnung verbunden, dass die pauschale
Verunglimpfung kleinerer und mittlerer Krankenhäuser - ohne jeden
Bezug zur Qualität ihrer Arbeit - eingestellt wird.
Warum jetzt dieser erneute Aufschrei nach einem Kahlschlag der
Strukturen? Ist man an einem konstruktiven Dialog nicht interessiert?
Wenn man die von der Bertelsmann Stiftung ausgewählten Experten
sieht, verwundert es nicht, denn sie vertreten diese Thesen gemeinsam
mit den Krankenkassen seit geraumer Zeit. Nach dem Prinzip Aussagen
regelmäßig zu wiederholen, bis die Illusion der Glaubwürdigkeit
entsteht, hat man hier erneut medienwirksam Botschaften lanciert, die
der Fachmann schwer und der Laie gar nicht durchschaut. An Hand von
komplexen Diagnosen wie Operation eines Pankreaskarzinoms,
Herzinfarktbehandlung oder Hüft-Reoperationen, für die kleinere
Krankenhäuser natürlich nicht geeignet sind, wird deren gesamte
Existenzberechtigung hinterfragt. Verschwiegen wird, dass diese ganz
andere Versorgungsaufgaben wie die Behandlung älterer multimorbider
Patienten mit Herzinsuffizienz, Pneumonie oder anderen Erkrankungen
haben, die sie qualitativ hochwertig und wohnortnah erfüllen. Diese
machen aber einen großen Teil unseres Versorgungsbedarfes aus. Dabei
haben sie den großen Vorteil, dass ihre Besetzung mit Pflegekräften
in aller Regel deutlich besser und stabiler ist als die an großen
Zentren. Das kommt den Patienten sehr zu gute.
Es ist ein Irrglaube, dass die Pflegekräfte dieser Häuser, so man
sie schließt, an die großen Zentren wechseln. Sie werden eher ihrem
Beruf aber nicht ihrer Region den Rücken kehren. Dann stehen wir ohne
Versorgungsmöglichkeit da. Die großen Kliniken haben dafür dann erst
recht keinen Platz mehr. Sie sind schon jetzt häufig abgemeldet und
nicht willens solche Patienten aufzunehmen.
Die Diskussion über die Herzinfarktsterblichkeit zeigt, wie
unlauter die Kampagne geführt wird. Akute Herzinfarkte primär in
Kliniken mit einer 24h/7d Herzkatheterbereitschaft einzuliefern,
macht Sinn und rettet Menschenleben. Daraus die Schlussfolgerung zu
ziehen, dass man die anderen ohne Herzkatheter deswegen schließen
sollte, ist Nonsens. Man beruft sich auf die OECD Daten zur
Herzinfarktsterblichkeit, in denen Deutschland einen hinteren Platz
einnimmt, obwohl unsere Kliniken mit Herzkatheterbereitschaft einen
internationalen Spitzenplatz belegen.
Der Grund liegt auch in der unterschiedlichen Eintragung der
Todesursache in den Sterblichkeitsregistern der OECD Länder. Hier
werden Äpfel mit Birnen verglichen. Im Gegensatz dazu belegen die
Zahlen des Deutschen Herzberichtes 2017 eine Halbierung der
Herzinfarktsterblichkeit in deutschen Kliniken seit 1990 ähnlich wie
in Dänemark in den vergangenen Jahren. Hier wird ein Problem
hochstilisiert, dass so gar nicht existiert! Zusätzlich gibt es
enorme Unterschiede in der Sterblichkeit zwischen den einzelnen
Bundesländern, am ehesten durch sozioökonomische Unterschiede
getriggert. Die Situation ist also äußert komplex und schwer zu
interpretieren und es ist unseriös alle diese Faktoren zu
verschweigen und monokausal darzustellen.
Wir brauchen eine seriöse Diskussion, die den enormen
Versorgungsauftrag kleinerer Häuser anerkennt und honoriert, dass in
Zeiten einer immer kritischer werdenden ambulanten Versorgung auf dem
Land nur diese Kliniken ihn noch sicherstellen können. Strukturreform
ja, aber mit Augenmaß. Versorgung der komplexen Eingriffe in Zentren
ja unbedingt, aber der übrigen Fälle wohnortnah und wenn möglich
integrierend sektorenübergreifend. Was wir nicht brauchen ist eine
Kampagne.
Priv. Doz. Dr. Michael A. Weber
Präsident des Verbands der Leitenden Krankenhausärzte Deutschlands
e.V. (VLK)
Wie es gehen kann Krankenhausversorgung gemeinsam besser zu
gestalten, lesen Sie in unserer aktuellen Ausgabe von Arzt und
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Hauptgeschäftsführer Rechtsanwalt Normann J. Schuster
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