03.01.2019 09:54 | PwC Deutschland | Gesundheit / Medizin
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"Struktureller Neustart": PwC fordert Offensive gegen schleichenden Qualitätsverlust im deutschen Gesundheitswesen
Düsseldorf (ots) - PwC-Analyse zeigt: Deutsche Bevölkerung noch
grundsätzlich zufrieden mit medizinischer Versorgung / Kritisiert
werden lange Wartezeiten, steigende Kosten, Unterversorgung in
ländlichen Regionen und schleichender Qualitätsverlust /
Handlungsempfehlungen in fünf Themenfeldern
Wie bewerten die Deutschen ihre medizinische Versorgung? Wo sehen
sie Schwachstellen? Wie stehen sie zu aktuellen Trends im
Gesundheitswesen? Zu diesen und anderen Schwerpunkten hat die
Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers
(PwC) in den vergangenen fünf Jahren fast 15.000 Menschen in
Deutschland befragt. Michael Burkhart, Leiter des Bereichs
Gesundheitswirtschaft bei PwC, hat die Ergebnisse in einer Studie
zusammengefasst - und leitet daraus Handlungsempfehlungen für einen
strukturellen Neustart im Gesundheitswesen ab. "Politische
Reformversuche sehen wir im Gesundheitswesen etwa alle zwei Jahre",
sagt Michael Burkhart. "Dabei bleiben wichtige Grundsatzfragen häufig
unberührt." Um die hohe medizinische Qualität des Gesundheitswesens
für die Zukunft zu sichern, schlägt er Verbesserungen in fünf
Themenfeldern vor.
Monistische statt duale Krankenhausfinanzierung
Die duale Finanzierung der Krankenhäuser durch Krankenkassen und
Bundesländer führt regelmäßig zu Konflikten darüber, wer bestimmte
Leistungen bzw. Investitionen finanzieren muss. Die Folge: Am Ende
zahlt häufig niemand und wichtige Veränderungen bleiben aus.
PwC-Gesundheitsexperte Burkhart schlägt daher eine monistische
Krankenhausfinanzierung durch die Krankenkassen vor, wie sie bereits
in der Altenpflege, der Rehabilitation und der Diagnostik besteht.
Die Gesamtkosten blieben dadurch gleich, doch die eindeutige
Zuständigkeit ermögliche wichtige Entscheidungen. Einzige Ausnahme:
Universitätsklinken und akademische Lehrkrankenhäuser sollten weiter
aus steuerfinanzierten Budgets der Länder betrieben werden.
Qualitätsanreiz durch Pro-Einwohner-Finanzierung
Michael Burkhart schlägt darüber hinaus eine
Krankenhausfinanzierung pro Einwohner vor: Ein Krankenhaus ist für
die Bürgerinnen und Bürger in seinem Umkreis zuständig und erhält für
deren Behandlung ein Budget. Je weniger Menschen behandelt werden
müssen, desto profitabler ist die einzelne Klinik. "Damit würde man
die Kliniken belohnen, die stärker auf Prävention als auf Behandlung
von Krankheiten setzen", sagt Burkhart. Gingen Patienten lieber in
ein anderes als das eigentlich für sie zuständige Krankenhaus, müsste
das "Heimatkrankenhaus" dem behandelnden Krankenhaus einen bestimmten
Betrag bezahlen. "So besteht ein Anreiz für jede Klinik, in ihrem
Zuständigkeitsbereich die beste zu sein", sagt Burkhart.
Systemrelevante und marktwirtschaftliche Kliniken
Welche Kliniken sind "systemrelevant", erbringen also notwendige
Gesundheitsleistungen in einer für die Bevölkerung akzeptablen
Entfernung, welche stehen in ihrer Region mit anderen Anbietern im
Wettbewerb? Die Unterscheidung ist PwC-Experte Michael Burkhart
wichtig, denn: Für "systemrelevante" Kliniken wäre ein
Verlustausgleich trotz monistischer Finanzierung möglich, eine
Schließung ohne Zustimmung des jeweiligen Bundeslandes würde dadurch
verhindert. Und: "Die Verluste marktwirtschaftlich agierender
Einrichtungen dürften dann nicht mehr mit öffentlichen Geldern
ausgeglichen werden."
Größere Anreize für Landärzte
Ländliche Regionen sind medizinisch strukturell unterversorgt. Die
Politik steuert mit der sogenannten Landarztquote gegen, auch
Bundesländer wie Nordrhein-Westfalen wollen mit dem "Masterplan
Medizinstudium 2020" mehr Ärzte für ländliche Regionen gewinnen.
Größte Hindernisse für Ärzte auf dem Land sind wenig familien- und
freizeitfreundliche Arbeitszeiten sowie das unternehmerische Risiko.
"Abhilfe könnten hier Zentren schaffen, in denen sich
gründungswillige Ärzte zusammentun", sagt Burkart. Zu denken sei
dabei an Förderprogramme für Existenzgründungen von Landärzten sowie
günstige oder zinslose Gründungsdarlehen.
Sichere Arzneimittel dank IT-Lösungen
Geschätzte drei bis fünf Prozent der Todesfälle in Europa gehen
auf unerwünschte Neben- oder Wechselwirkungen von Medikamenten
zurück. Etwa zehn bis 15 Prozent dieser Fälle seien vermeidbar. "In
unserer alternden Gesellschaft sind immer mehr Menschen auf
Medikamente angewiesen. Die Überwachung der Arzneimittelsicherheit
wird daher immer wichtiger", meint Michael Burkhart. Ein Risiko
bestehe darin, dass viele Patienten gleichzeitig von verschiedenen
Ärzten Medikamente verordnet bekommen. Mangelnde Absprache der
Behandler erhöhe prinzipiell das Risiko schwerwiegender Neben- oder
Wechselwirkungen. Hier, sagt Burkhart, brauche es E-Health-Systeme,
um die Vielzahl aller möglichen Wirkstoffkombinationen schnell zu
überblicken. Studien zeigen, dass IT-Lösungen Medikationsfehler um
mehr als 80 Prozent verringern können.
"Die PwC-Vorschläge zielen darauf ab, die Gesundheitsversorgung
als wichtigen Teil der Daseinsvorsorge zu erhalten.
Marktwirtschaftliche Anreize halte ich dort für sinnvoll, wo dies
nicht zu Lasten der Qualität geht - oder die Qualität sogar
verbessert", resümiert er.
Weitere Informationen: www.pwc.de/neustartgesundheit
Über PwC:
PwC betrachtet es als seine Aufgabe, gesellschaftliches Vertrauen
aufzubauen und wichtige Probleme zu lösen. Mehr als 250.000
Mitarbeiter in 158 Ländern tragen hierzu mit hochwertigen,
branchenspezifischen Dienstleistungen in den Bereichen
Wirtschaftsprüfung, Steuer- und Unternehmensberatung bei. Die
Bezeichnung PwC bezieht sich auf das PwC-Netzwerk und/oder eine oder
mehrere der rechtlich selbstständigen Netzwerkgesellschaften. Weitere
Details unter www.pwc.com/structure.
Pressekontakt:
Julia Wollschläger
PwC Communications
Tel.: +49 (0) 211 981 - 5095
E-Mail: julia.wollschlaeger@pwc.de
Original-Content von: PwC Deutschland, übermittelt durch news aktuell
grundsätzlich zufrieden mit medizinischer Versorgung / Kritisiert
werden lange Wartezeiten, steigende Kosten, Unterversorgung in
ländlichen Regionen und schleichender Qualitätsverlust /
Handlungsempfehlungen in fünf Themenfeldern
Wie bewerten die Deutschen ihre medizinische Versorgung? Wo sehen
sie Schwachstellen? Wie stehen sie zu aktuellen Trends im
Gesundheitswesen? Zu diesen und anderen Schwerpunkten hat die
Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers
(PwC) in den vergangenen fünf Jahren fast 15.000 Menschen in
Deutschland befragt. Michael Burkhart, Leiter des Bereichs
Gesundheitswirtschaft bei PwC, hat die Ergebnisse in einer Studie
zusammengefasst - und leitet daraus Handlungsempfehlungen für einen
strukturellen Neustart im Gesundheitswesen ab. "Politische
Reformversuche sehen wir im Gesundheitswesen etwa alle zwei Jahre",
sagt Michael Burkhart. "Dabei bleiben wichtige Grundsatzfragen häufig
unberührt." Um die hohe medizinische Qualität des Gesundheitswesens
für die Zukunft zu sichern, schlägt er Verbesserungen in fünf
Themenfeldern vor.
Monistische statt duale Krankenhausfinanzierung
Die duale Finanzierung der Krankenhäuser durch Krankenkassen und
Bundesländer führt regelmäßig zu Konflikten darüber, wer bestimmte
Leistungen bzw. Investitionen finanzieren muss. Die Folge: Am Ende
zahlt häufig niemand und wichtige Veränderungen bleiben aus.
PwC-Gesundheitsexperte Burkhart schlägt daher eine monistische
Krankenhausfinanzierung durch die Krankenkassen vor, wie sie bereits
in der Altenpflege, der Rehabilitation und der Diagnostik besteht.
Die Gesamtkosten blieben dadurch gleich, doch die eindeutige
Zuständigkeit ermögliche wichtige Entscheidungen. Einzige Ausnahme:
Universitätsklinken und akademische Lehrkrankenhäuser sollten weiter
aus steuerfinanzierten Budgets der Länder betrieben werden.
Qualitätsanreiz durch Pro-Einwohner-Finanzierung
Michael Burkhart schlägt darüber hinaus eine
Krankenhausfinanzierung pro Einwohner vor: Ein Krankenhaus ist für
die Bürgerinnen und Bürger in seinem Umkreis zuständig und erhält für
deren Behandlung ein Budget. Je weniger Menschen behandelt werden
müssen, desto profitabler ist die einzelne Klinik. "Damit würde man
die Kliniken belohnen, die stärker auf Prävention als auf Behandlung
von Krankheiten setzen", sagt Burkhart. Gingen Patienten lieber in
ein anderes als das eigentlich für sie zuständige Krankenhaus, müsste
das "Heimatkrankenhaus" dem behandelnden Krankenhaus einen bestimmten
Betrag bezahlen. "So besteht ein Anreiz für jede Klinik, in ihrem
Zuständigkeitsbereich die beste zu sein", sagt Burkhart.
Systemrelevante und marktwirtschaftliche Kliniken
Welche Kliniken sind "systemrelevant", erbringen also notwendige
Gesundheitsleistungen in einer für die Bevölkerung akzeptablen
Entfernung, welche stehen in ihrer Region mit anderen Anbietern im
Wettbewerb? Die Unterscheidung ist PwC-Experte Michael Burkhart
wichtig, denn: Für "systemrelevante" Kliniken wäre ein
Verlustausgleich trotz monistischer Finanzierung möglich, eine
Schließung ohne Zustimmung des jeweiligen Bundeslandes würde dadurch
verhindert. Und: "Die Verluste marktwirtschaftlich agierender
Einrichtungen dürften dann nicht mehr mit öffentlichen Geldern
ausgeglichen werden."
Größere Anreize für Landärzte
Ländliche Regionen sind medizinisch strukturell unterversorgt. Die
Politik steuert mit der sogenannten Landarztquote gegen, auch
Bundesländer wie Nordrhein-Westfalen wollen mit dem "Masterplan
Medizinstudium 2020" mehr Ärzte für ländliche Regionen gewinnen.
Größte Hindernisse für Ärzte auf dem Land sind wenig familien- und
freizeitfreundliche Arbeitszeiten sowie das unternehmerische Risiko.
"Abhilfe könnten hier Zentren schaffen, in denen sich
gründungswillige Ärzte zusammentun", sagt Burkart. Zu denken sei
dabei an Förderprogramme für Existenzgründungen von Landärzten sowie
günstige oder zinslose Gründungsdarlehen.
Sichere Arzneimittel dank IT-Lösungen
Geschätzte drei bis fünf Prozent der Todesfälle in Europa gehen
auf unerwünschte Neben- oder Wechselwirkungen von Medikamenten
zurück. Etwa zehn bis 15 Prozent dieser Fälle seien vermeidbar. "In
unserer alternden Gesellschaft sind immer mehr Menschen auf
Medikamente angewiesen. Die Überwachung der Arzneimittelsicherheit
wird daher immer wichtiger", meint Michael Burkhart. Ein Risiko
bestehe darin, dass viele Patienten gleichzeitig von verschiedenen
Ärzten Medikamente verordnet bekommen. Mangelnde Absprache der
Behandler erhöhe prinzipiell das Risiko schwerwiegender Neben- oder
Wechselwirkungen. Hier, sagt Burkhart, brauche es E-Health-Systeme,
um die Vielzahl aller möglichen Wirkstoffkombinationen schnell zu
überblicken. Studien zeigen, dass IT-Lösungen Medikationsfehler um
mehr als 80 Prozent verringern können.
"Die PwC-Vorschläge zielen darauf ab, die Gesundheitsversorgung
als wichtigen Teil der Daseinsvorsorge zu erhalten.
Marktwirtschaftliche Anreize halte ich dort für sinnvoll, wo dies
nicht zu Lasten der Qualität geht - oder die Qualität sogar
verbessert", resümiert er.
Weitere Informationen: www.pwc.de/neustartgesundheit
Über PwC:
PwC betrachtet es als seine Aufgabe, gesellschaftliches Vertrauen
aufzubauen und wichtige Probleme zu lösen. Mehr als 250.000
Mitarbeiter in 158 Ländern tragen hierzu mit hochwertigen,
branchenspezifischen Dienstleistungen in den Bereichen
Wirtschaftsprüfung, Steuer- und Unternehmensberatung bei. Die
Bezeichnung PwC bezieht sich auf das PwC-Netzwerk und/oder eine oder
mehrere der rechtlich selbstständigen Netzwerkgesellschaften. Weitere
Details unter www.pwc.com/structure.
Pressekontakt:
Julia Wollschläger
PwC Communications
Tel.: +49 (0) 211 981 - 5095
E-Mail: julia.wollschlaeger@pwc.de
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