18.03.2019 10:44 | Hochschule Fulda | Gesundheit / Medizin
0 00,00 0 Bewertung(en) Bewertung schreiben
0 00,00 0 Bewertung(en) Bewertung schreiben
So klingt Arthrose: Schalldiagnostik hat Potenzial frühe Knorpelschäden zu erkennen / Pilotstudie zeigt vielversprechende Ergebnisse
Fulda (ots) - Arthrose ist die häufigste aller Gelenkerkrankungen
in Deutschland: Rund 18 Prozent der Erwachsenen haben eine Arthrose,
bei der die Knorpelschicht eines Gelenks zerstört wird - im
Extremfall bis zur Bewegungsunfähigkeit und Gelenkersatz. Forschungen
der Hochschule Fulda in Kooperation mit der Universitätsmedizin
Charité Berlin, der Universität Ulm und der Technischen Hochschule
Mittelhessen in Gießen haben das Ziel, den Knorpelschaden am Knie mit
einer schonenden Methode zu entdecken - der Schalldiagnostik.
Schalldiagnostik und MRT kommen zum gleichen Ergebnis
Orthopäden wissen es schon längt: Ein kaputtes Gelenk kann knarren
wie eine Tür. Was die Wissenschaftler herausgefunden haben:
Knorpelschäden haben einen ganz eigenen Sound, der für das
menschliche Ohr nicht hörbar ist. Wenn ein Patient mit Knorpelschäden
Kniebeugen macht, entstehen Geräusche, die typisch sind und sich von
anderen Geräuschen abheben - sie lassen sich durch die spezielle
Technik der Schallemissionsanalyse aufzeichnen mit einer Schallkurve.
Eine Pilotstudie, die jetzt im "Journal of Medical Engineering and
Physics" veröffentlicht wurde, zeigt vielversprechende Ergebnisse.
Die Resultate der Schalldiagnostik von 29 Patientinnen und Patienten,
die alle Knieschäden aufwiesen, stimmten mit zuvor angefertigten
MRT-Aufnahmen in 95 Propzent der Fälle überein. Das heißt: Nahezu
alle radiologisch bestätigten Schäden wurden auch mithilfe der
Schalldiagnostik entdeckt.
Die Forscher sehen ein großes Potenzial: "Die Schalldiagnostik
kann möglicherweise auch schon früher als Röntgenaufnahmen oder MRT
einen Gelenkverschleiß bemerken", hofft Prof. Dr. Udo Wolf, Mitautor
der Studie und Professor für Physiotherapie am Fachbereich Pflege und
Gesundheit der Hochschule Fulda. Für diesen Nachweis brauche es
jedoch weitere klinische Studien.
Diagnostik: Frühes Erkennen der Arthrose noch nicht möglich
Hintergrund: Knorpelschäden seien auf Röntgenbildern oder
MRT-Aufnahmen erst in einem späteren Stadium zu sehen, wenn der
Knorpel abgenommen hat und so dünn geworden ist, dass sich der
Gelenkspalt verschmälert hat und Knochen droht, auf Knochen zu
reiben, so Wolf. Meist ist jedoch der Knochen dann schon so
beschädigt, dass als Behandlungsoption oft nur noch das Einsetzen
eines neuen Gelenks infrage kommt. Die Hoffnung der Forscher: "Wenn
wir schon früh herausfinden könnten, dass eine Arthrose beginnt,
könnte man rechtzeitig therapeutisch entgegenwirken, etwa mit
Kompressionsbehandlungen oder Krafttraining", so der Physiotherapeut
Wolf. Die Schallemissionsprüfung hat Vorteile: Sie ist
vergleichsweise preisgünstig und schonend, weil es keine
Strahlenbelastung gibt.
Das zugrunde liegende Verfahren ist nicht neu -
Schallemissionsanalysen werden auch zur Überprüfung der Qualität von
Werkstoffen - etwa in der Autoindustrie - durchgeführt, um zu testen,
ob das verwendete Material einwandfrei ist. Dazu werden die
Materialen verformt - etwa durch mechanische Belastung, die zur
Emission von Schall führt.
Langjährige Forschung und Vorarbeiten
Für die Aufzeichnung der Geräusche von Knorpelschäden haben die
Wissenschaftler in ihrer langjährigen Forschungsarbeit ein spezielles
Mikrofon und Sensoren entwickelt, die diese spezifischen Schallmuster
automatisch ausfiltern. Um herauszufinden, wie ein kranker Knorpel im
Vergleich zum gesunden Knorpel klingt, wurden viele Test gemacht -
unter anderem auch am toten Material - dem Knochen. Die Forscher
setzten hier zum Beispiel definierte Schäden, rieben Knorpel ab oder
bohrten Löcher, um herauszufinden, wie unterschiedlich Gelenkschäden
klingen.
In der Pilotstudie brachten die Wissenschaftler dann am Kniegelenk
der 29 Testpersonen das Aufnahmegerät an und zeichneten die Geräusche
auf, während die Patientinnen und Patienten eine Kniebeuge machten,
wobei durch diese Belastung beim erkrankten Kniegelenk Geräusche
entstehen. Die Wissenschaftler notierten auch die Gradzahl der
Bewegung, bei der die typischen "Schadensgeräusche" auftreten, um
Hinweise auf den Ort der Knorpelschäden zu bekommen.
Dann verglichen sie ihre Resultate aufgrund Schalldiagnostik mit
zuvor angefertigten (ihnen unbekannten) MRT-Aufnahmen der Patienten -
und stellten eine Übereinstimmung in 95 Prozent der Fälle fest.
Ein Teil der Patientinnen und Patienten zeigte zudem auffällige
Schallmuster, obwohl die Röntgendiagnostik unauffällig war. In
weiteren Studien wollen die Forscher nun überprüfen, ob die
Schalldiagnostik sensibler ist und daher bereits kleine Veränderungen
am Knorpel wahrnehmen kann, die über das klassische bildgebende
Verfahren nicht erkennbar sind.
Die Arbeit ist im "Journal of Medical Engineering and Physics"
erschienen.
J. Kiselev ,B, Ziegler, H.J. Schwalbe, R.P. Franke, U. Wolf:
Detection of osteoarthritis using acoustic emission analysis. Journal
of Medical Engineering and Physics. März 2019 (65). S. 57-60
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1350453319300074
Pressekontakt:
Wissenschaftlicher Kontakt:
Prof. Dr. Udo Wolf
Fachbereich Pflege und Gesundheit
Hochschule Fulda
E-Mail: udo.wolf@pg.hs-fulda.de
Pressestelle Hochschule Fulda
Dr. Antje Mohr
Tel.: 0661 9640-1050
E-Mail: antje.mohr@verw.hs-fulda.de
Original-Content von: Hochschule Fulda, übermittelt durch news aktuell
in Deutschland: Rund 18 Prozent der Erwachsenen haben eine Arthrose,
bei der die Knorpelschicht eines Gelenks zerstört wird - im
Extremfall bis zur Bewegungsunfähigkeit und Gelenkersatz. Forschungen
der Hochschule Fulda in Kooperation mit der Universitätsmedizin
Charité Berlin, der Universität Ulm und der Technischen Hochschule
Mittelhessen in Gießen haben das Ziel, den Knorpelschaden am Knie mit
einer schonenden Methode zu entdecken - der Schalldiagnostik.
Schalldiagnostik und MRT kommen zum gleichen Ergebnis
Orthopäden wissen es schon längt: Ein kaputtes Gelenk kann knarren
wie eine Tür. Was die Wissenschaftler herausgefunden haben:
Knorpelschäden haben einen ganz eigenen Sound, der für das
menschliche Ohr nicht hörbar ist. Wenn ein Patient mit Knorpelschäden
Kniebeugen macht, entstehen Geräusche, die typisch sind und sich von
anderen Geräuschen abheben - sie lassen sich durch die spezielle
Technik der Schallemissionsanalyse aufzeichnen mit einer Schallkurve.
Eine Pilotstudie, die jetzt im "Journal of Medical Engineering and
Physics" veröffentlicht wurde, zeigt vielversprechende Ergebnisse.
Die Resultate der Schalldiagnostik von 29 Patientinnen und Patienten,
die alle Knieschäden aufwiesen, stimmten mit zuvor angefertigten
MRT-Aufnahmen in 95 Propzent der Fälle überein. Das heißt: Nahezu
alle radiologisch bestätigten Schäden wurden auch mithilfe der
Schalldiagnostik entdeckt.
Die Forscher sehen ein großes Potenzial: "Die Schalldiagnostik
kann möglicherweise auch schon früher als Röntgenaufnahmen oder MRT
einen Gelenkverschleiß bemerken", hofft Prof. Dr. Udo Wolf, Mitautor
der Studie und Professor für Physiotherapie am Fachbereich Pflege und
Gesundheit der Hochschule Fulda. Für diesen Nachweis brauche es
jedoch weitere klinische Studien.
Diagnostik: Frühes Erkennen der Arthrose noch nicht möglich
Hintergrund: Knorpelschäden seien auf Röntgenbildern oder
MRT-Aufnahmen erst in einem späteren Stadium zu sehen, wenn der
Knorpel abgenommen hat und so dünn geworden ist, dass sich der
Gelenkspalt verschmälert hat und Knochen droht, auf Knochen zu
reiben, so Wolf. Meist ist jedoch der Knochen dann schon so
beschädigt, dass als Behandlungsoption oft nur noch das Einsetzen
eines neuen Gelenks infrage kommt. Die Hoffnung der Forscher: "Wenn
wir schon früh herausfinden könnten, dass eine Arthrose beginnt,
könnte man rechtzeitig therapeutisch entgegenwirken, etwa mit
Kompressionsbehandlungen oder Krafttraining", so der Physiotherapeut
Wolf. Die Schallemissionsprüfung hat Vorteile: Sie ist
vergleichsweise preisgünstig und schonend, weil es keine
Strahlenbelastung gibt.
Das zugrunde liegende Verfahren ist nicht neu -
Schallemissionsanalysen werden auch zur Überprüfung der Qualität von
Werkstoffen - etwa in der Autoindustrie - durchgeführt, um zu testen,
ob das verwendete Material einwandfrei ist. Dazu werden die
Materialen verformt - etwa durch mechanische Belastung, die zur
Emission von Schall führt.
Langjährige Forschung und Vorarbeiten
Für die Aufzeichnung der Geräusche von Knorpelschäden haben die
Wissenschaftler in ihrer langjährigen Forschungsarbeit ein spezielles
Mikrofon und Sensoren entwickelt, die diese spezifischen Schallmuster
automatisch ausfiltern. Um herauszufinden, wie ein kranker Knorpel im
Vergleich zum gesunden Knorpel klingt, wurden viele Test gemacht -
unter anderem auch am toten Material - dem Knochen. Die Forscher
setzten hier zum Beispiel definierte Schäden, rieben Knorpel ab oder
bohrten Löcher, um herauszufinden, wie unterschiedlich Gelenkschäden
klingen.
In der Pilotstudie brachten die Wissenschaftler dann am Kniegelenk
der 29 Testpersonen das Aufnahmegerät an und zeichneten die Geräusche
auf, während die Patientinnen und Patienten eine Kniebeuge machten,
wobei durch diese Belastung beim erkrankten Kniegelenk Geräusche
entstehen. Die Wissenschaftler notierten auch die Gradzahl der
Bewegung, bei der die typischen "Schadensgeräusche" auftreten, um
Hinweise auf den Ort der Knorpelschäden zu bekommen.
Dann verglichen sie ihre Resultate aufgrund Schalldiagnostik mit
zuvor angefertigten (ihnen unbekannten) MRT-Aufnahmen der Patienten -
und stellten eine Übereinstimmung in 95 Prozent der Fälle fest.
Ein Teil der Patientinnen und Patienten zeigte zudem auffällige
Schallmuster, obwohl die Röntgendiagnostik unauffällig war. In
weiteren Studien wollen die Forscher nun überprüfen, ob die
Schalldiagnostik sensibler ist und daher bereits kleine Veränderungen
am Knorpel wahrnehmen kann, die über das klassische bildgebende
Verfahren nicht erkennbar sind.
Die Arbeit ist im "Journal of Medical Engineering and Physics"
erschienen.
J. Kiselev ,B, Ziegler, H.J. Schwalbe, R.P. Franke, U. Wolf:
Detection of osteoarthritis using acoustic emission analysis. Journal
of Medical Engineering and Physics. März 2019 (65). S. 57-60
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1350453319300074
Pressekontakt:
Wissenschaftlicher Kontakt:
Prof. Dr. Udo Wolf
Fachbereich Pflege und Gesundheit
Hochschule Fulda
E-Mail: udo.wolf@pg.hs-fulda.de
Pressestelle Hochschule Fulda
Dr. Antje Mohr
Tel.: 0661 9640-1050
E-Mail: antje.mohr@verw.hs-fulda.de
Original-Content von: Hochschule Fulda, übermittelt durch news aktuell
Schlagwörter
Das könnte Sie auch interessieren
RWE plant Gaskraftwerke in NRW und im Süden Deutschlands
Essen (ots) - Für den Bau mehrerer wasserstofffähiger Gaskraftwerke hat der Essener Energiekonzern RWE Standorte in Nordrhein-Westfalen und im Süden Deutschlands im Blick. "Infrage kommen vor allem ...Artikel lesenLandkreistagspräsident Sager widerspricht Innenministerin Faeser: "Keine Trendwende bei Flüchtlingszahlen absehbar" / Integration von Migranten "nicht mehr möglich"
Osnabrück (ots) - Deutschlands Landkreise haben trotz zuletzt rückläufiger Asylbewerberzahlen und dem EU-Beschluss zu Flüchtlingslagern an den Außengrenzen vor einer Verschärfung der Migrationskrise...Artikel lesenLandkreise fordern schnelle Einführung der Bezahlkarte für Asylbewerber / DLT-Präsident Sager: "Wichtiges Signal darf nicht verpuffen" - Allerdings keine abschreckende Wirkung erwartet
Osnabrück (ots) - Nach dem Bundestagsbeschluss zur Bezahlkarte für Asylbewerber haben Deutschlands Landkreise eine schnellstmögliche Einführung gefordert. "Für die Landkreise ist die Geldkarte ein w...Artikel lesenLandkreise wollen keine Flüchtlinge aus der Ukraine mehr aufnehmen / DLT-Präsident Sager: Regierung sollte mit Polen, Brüssel und Kiew über andere sichere Orte sprechen
Osnabrück (ots) - Die Landkreise wollen keine Flüchtlinge aus der Ukraine mehr aufnehmen. "Wir stellen bei aller wichtigen Solidarität mit der Ukraine die Frage, ob so viele Menschen aus dem von Rus...Artikel lesenWohnkosten verschlingen wachsenden Teil des Einkommens: Wagenknecht fordert Mietendeckel / Anteil steigt erstmals seit Jahren wieder über 25 Prozent / Alleinstehende stärker betroffen
Osnabrück (ots) - Haushalte in Deutschland müssen einen wachsenden Teil ihres Einkommens für das Wohnen aufwenden. Im vergangenen Jahr lag der Anteil im Durchschnitt bei 25,7 Prozent - das waren 4,2...Artikel lesenMeistgelesen
- Der goldene Hase in München (FOTO)
- Das Erste: "Verliebt in Kroatien" (FOTO)
- PwC: Authentifizierung per Fingerabdruck ist im Mobile Banking eine Generationenfrage
- DER BESTE EXPORT SEIT LEGO! / Standing Ovations für den LADYDOC aus Dänemark / Sensation beim 14. Internationalen Speaker Slam
- Masters of Dance: Perfekte Harmonie (FOTO)
Meist kommentiert
- Quietschgelber Bienenfutter Automat in Fischbachtal
- Stoppt die Überfischung in der Ostsee: Deutsche Umwelthilfe und Our Fish fordern konsequente Umsetzung der wissenschaftlichen Empfehlungen für 2022
- Der Hund ist, was er isst
- Das Erste: "Und wenn das fünfte Lichtlein brennt" (AT): Weihnachtliche Komödie mit Henning Baum, Elena Uhlig, Meike Droste, Michael Lott, Max von Pufendorf, Daniel Donskoy, Tim Kalkhof u.v.m. im Dreh (FOTO)
- Einzigartiges Quiz-Tainment am Vorabend: Ruth Moschner und Steven Gätjen moderieren neue Quiz-Shows in SAT.1 (FOTO)