24.09.2018 10:10 | Stiftung Zentrum für Qualität in der Pflege | Gesundheit / Medizin
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Pflegende Arbeitnehmer - oft fehlen Unterstützungskonzepte in Unternehmen
Berlin (ots) - ZQP-Studie: 58 Prozent der befragten Unternehmen
machen keine betriebsinternen Angebote, um pflegende Mitarbeiter zu
entlasten. Die gezielte Unterstützung von Angestellten, die einen
Angehörigen mit Demenz pflegen, spielt für 70 Prozent der Firmen
keine wichtige Rolle.
Deutschland befindet sich im demografischen Wandel. Dabei wächst
unter anderem auch die Zahl älterer, pflegebedürftiger Menschen
erheblich - von heute über 3 Millionen auf voraussichtlich rund 4,5
Millionen im Jahr 2054. Zugleich droht in vielen Branchen
Arbeitskräftemangel, weil Nachwuchs fehlt. Die vorhandenen
Arbeitnehmer sind dabei zunehmend von Pflegebedürftigkeit in ihren
Familien betroffen. Derzeit pflegen geschätzt schon etwa 2,6
Millionen Erwerbstätige auch noch einen Angehörigen - Tendenz
steigend. Die Möglichkeit, Beruf und Pflege gut miteinander
vereinbaren zu können, wird also immer wichtiger. Das Zentrum für
Qualität in der Pflege (ZQP) hat daher Personalverantwortliche in
über 400 Unternehmen ab einer Größe von 26 Mitarbeitern
repräsentativ befragt, wie es in ihren Firmen um die Vereinbarkeit
von Beruf und Pflege bestellt ist.
Die Ergebnisse zeigen, dass betriebliche Maßnahmen zur besseren
Vereinbarkeit von Beruf und Pflege in über der Hälfte der
betreffenden Unternehmen (58 Prozent) weder etabliert noch geplant
sind. Für 43 Prozent der Teilnehmer sind die Umsetzung solcher
Angebote generell eher zu aufwändig und andere Fragen wichtiger; etwa
ein Drittel (34 Prozent) findet entsprechende Maßnahmen zu teuer. Dr.
Ralf Suhr, Vorstandsvorsitzender des ZQP, stellt hierzu fest: "Als
Gesellschaft sind wir dringend auf die Familienarbeit der pflegenden
Angehörigen angewiesen, die für diese häufig sehr belastend ist.
Gleichzeitig können wir nicht auf ihre Arbeitskraft in der Wirtschaft
verzichten. Gute Vereinbarkeit von Beruf und Pflege ist also ein
Gebot der Stunde. Darum sind auch die Unternehmen in der
Verantwortung, ihre Mitarbeiter bei der Bewältigung der Pflege zu
unterstützen."
Personalverantwortliche beklagen indes mangelndes internes Wissen,
das hindern würde, Hilfsangebote zu planen. So fehlen aus Sicht von
62 Prozent der Befragten Informationen, welche Mitarbeiter
tatsächlich Unterstützungsbedarf in der Pflege von Angehörigen haben.
63 Prozent vermissen Kenntnisse, welche Angebote für Betroffene
konkret hilfreich wären. Ralf Suhr dazu: "Es ist wichtig, dass
Unternehmen ihre Führungskräfte für das Thema Pflege sensibilisieren
und eine pflegefreundliche Organisationskultur schaffen. Dazu gehört
zum Beispiel, Mitarbeiter als Lotsen zu schulen. Diese können
einerseits auftretende Bedarfe weitergeben und andererseits Kollegen
über Unterstützungsangebote informieren."
Darüber hinaus weist die Studie darauf hin, dass speziell auch das
Thema Demenz bisher in vielen Unternehmen eher wenig Beachtung
findet. Für 47 Prozent aller Befragten spielt es in Bezug auf die
Vereinbarkeit von Beruf und Pflege in ihrem Unternehmen überhaupt
keine, für 16 Prozent eine weniger wichtige Rolle. "Demenz ist eine
häufige Ursache von Pflegebedürftigkeit, die pflegende Angehörige oft
rund um die Uhr vor ganz erhebliche Herausforderungen stellt. Das
sollten Unternehmen bedenken, wenn sie wirksame betriebsinterne
Angebote zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Pflege anbieten
wollen. Eine Idee ist zum Beispiel, dass sich Firmen in regionalen
Netzwerken zusammenschließen und gemeinsam Kooperationen mit
Tagespflegeeinrichtungen für Angehörige von Mitarbeitern schaffen",
so Suhr weiter.
Auch für Mitarbeiterschulungen zu Demenz zeigen die meisten
befragten Unternehmen bisher kein Interesse. Zum Beispiel im Sektor
Handel und Dienstleistungen - also auf Geschäftsfeldern, in denen es
häufig zu Kundenkontakt mit Menschen mit Demenz kommen kann - wurden
solche Maßnahmen nur bei 3 bzw. 4 Prozent der Firmen durchgeführt. Im
Gesundheits- und Sozialwesen waren es immerhin 55 Prozent. Dabei
können entsprechende Schulungen dazu beitragen, das Verständnis für
die Lebenssituation von Kollegen zu steigern, die in ihrem privaten
Umfeld von Demenz betroffen sind. Auch ist es für Mitarbeiter mit
Kundenkontakt hilfreich, zu wissen, wie man mit Menschen mit Demenz
richtig umgeht. So können Unsicherheiten - zum Beispiel im Umgang mit
ungewöhnlichen Situationen an der Ladenkasse - abgebaut werden.
Entsprechende Schulungen bietet zum Beispiel die bundesweite
Aufklärungsinitiative "Demenz Partner" an, die von der Deutschen
Alzheimer Gesellschaft koordiniert und vom ZQP unterstützt wird.
Methoden und Vorgehensweise der ZQP-Analyse
Grundgesamtheit der vorliegenden Analyse sind die Unternehmen in
Deutschland mit 26 oder mehr Mitarbeitern (N = 145.582). Die
Stichprobe von n = 401 Personalentscheidern in Unternehmen in
Deutschland ab 26 Mitarbeitern wurde im Rahmen einer
disproportionalen Quotenauswahl nach Anzahl der Mitarbeiter im
Unternehmen über die drei Größenklassen "26 bis 49 Mitarbeiter", "50
bis 249 Mitarbeiter" und "250 oder mehr Mitarbeiter" gezogen.
Teilnehmen konnte nur, wer zur Grundgesamtheit gehörte. Die
computergestützten Telefoninterviews anhand eines strukturierten
Fragebogens wurden in der Zeit vom 6. August bis 4. September 2018
durchgeführt. Die Stichprobe wurde nach der realen Verteilung der
Unternehmen über die genannten Größenklassen nachgewichtet und ist in
diesem Sinne repräsentativ. Die statistische Fehlertoleranz der
Untersuchung in der Gesamtstichprobe liegt bei +/- 5 Prozentpunkten.
Die vollständige Analyse finden Sie unter www.zqp.de.
Pressekontakt:
Torben Lenz
Tel.030-275 93 95 15
E-Mail: torben.lenz@zqp.de
Original-Content von: Stiftung Zentrum für Qualität in der Pflege, übermittelt durch news aktuell
machen keine betriebsinternen Angebote, um pflegende Mitarbeiter zu
entlasten. Die gezielte Unterstützung von Angestellten, die einen
Angehörigen mit Demenz pflegen, spielt für 70 Prozent der Firmen
keine wichtige Rolle.
Deutschland befindet sich im demografischen Wandel. Dabei wächst
unter anderem auch die Zahl älterer, pflegebedürftiger Menschen
erheblich - von heute über 3 Millionen auf voraussichtlich rund 4,5
Millionen im Jahr 2054. Zugleich droht in vielen Branchen
Arbeitskräftemangel, weil Nachwuchs fehlt. Die vorhandenen
Arbeitnehmer sind dabei zunehmend von Pflegebedürftigkeit in ihren
Familien betroffen. Derzeit pflegen geschätzt schon etwa 2,6
Millionen Erwerbstätige auch noch einen Angehörigen - Tendenz
steigend. Die Möglichkeit, Beruf und Pflege gut miteinander
vereinbaren zu können, wird also immer wichtiger. Das Zentrum für
Qualität in der Pflege (ZQP) hat daher Personalverantwortliche in
über 400 Unternehmen ab einer Größe von 26 Mitarbeitern
repräsentativ befragt, wie es in ihren Firmen um die Vereinbarkeit
von Beruf und Pflege bestellt ist.
Die Ergebnisse zeigen, dass betriebliche Maßnahmen zur besseren
Vereinbarkeit von Beruf und Pflege in über der Hälfte der
betreffenden Unternehmen (58 Prozent) weder etabliert noch geplant
sind. Für 43 Prozent der Teilnehmer sind die Umsetzung solcher
Angebote generell eher zu aufwändig und andere Fragen wichtiger; etwa
ein Drittel (34 Prozent) findet entsprechende Maßnahmen zu teuer. Dr.
Ralf Suhr, Vorstandsvorsitzender des ZQP, stellt hierzu fest: "Als
Gesellschaft sind wir dringend auf die Familienarbeit der pflegenden
Angehörigen angewiesen, die für diese häufig sehr belastend ist.
Gleichzeitig können wir nicht auf ihre Arbeitskraft in der Wirtschaft
verzichten. Gute Vereinbarkeit von Beruf und Pflege ist also ein
Gebot der Stunde. Darum sind auch die Unternehmen in der
Verantwortung, ihre Mitarbeiter bei der Bewältigung der Pflege zu
unterstützen."
Personalverantwortliche beklagen indes mangelndes internes Wissen,
das hindern würde, Hilfsangebote zu planen. So fehlen aus Sicht von
62 Prozent der Befragten Informationen, welche Mitarbeiter
tatsächlich Unterstützungsbedarf in der Pflege von Angehörigen haben.
63 Prozent vermissen Kenntnisse, welche Angebote für Betroffene
konkret hilfreich wären. Ralf Suhr dazu: "Es ist wichtig, dass
Unternehmen ihre Führungskräfte für das Thema Pflege sensibilisieren
und eine pflegefreundliche Organisationskultur schaffen. Dazu gehört
zum Beispiel, Mitarbeiter als Lotsen zu schulen. Diese können
einerseits auftretende Bedarfe weitergeben und andererseits Kollegen
über Unterstützungsangebote informieren."
Darüber hinaus weist die Studie darauf hin, dass speziell auch das
Thema Demenz bisher in vielen Unternehmen eher wenig Beachtung
findet. Für 47 Prozent aller Befragten spielt es in Bezug auf die
Vereinbarkeit von Beruf und Pflege in ihrem Unternehmen überhaupt
keine, für 16 Prozent eine weniger wichtige Rolle. "Demenz ist eine
häufige Ursache von Pflegebedürftigkeit, die pflegende Angehörige oft
rund um die Uhr vor ganz erhebliche Herausforderungen stellt. Das
sollten Unternehmen bedenken, wenn sie wirksame betriebsinterne
Angebote zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Pflege anbieten
wollen. Eine Idee ist zum Beispiel, dass sich Firmen in regionalen
Netzwerken zusammenschließen und gemeinsam Kooperationen mit
Tagespflegeeinrichtungen für Angehörige von Mitarbeitern schaffen",
so Suhr weiter.
Auch für Mitarbeiterschulungen zu Demenz zeigen die meisten
befragten Unternehmen bisher kein Interesse. Zum Beispiel im Sektor
Handel und Dienstleistungen - also auf Geschäftsfeldern, in denen es
häufig zu Kundenkontakt mit Menschen mit Demenz kommen kann - wurden
solche Maßnahmen nur bei 3 bzw. 4 Prozent der Firmen durchgeführt. Im
Gesundheits- und Sozialwesen waren es immerhin 55 Prozent. Dabei
können entsprechende Schulungen dazu beitragen, das Verständnis für
die Lebenssituation von Kollegen zu steigern, die in ihrem privaten
Umfeld von Demenz betroffen sind. Auch ist es für Mitarbeiter mit
Kundenkontakt hilfreich, zu wissen, wie man mit Menschen mit Demenz
richtig umgeht. So können Unsicherheiten - zum Beispiel im Umgang mit
ungewöhnlichen Situationen an der Ladenkasse - abgebaut werden.
Entsprechende Schulungen bietet zum Beispiel die bundesweite
Aufklärungsinitiative "Demenz Partner" an, die von der Deutschen
Alzheimer Gesellschaft koordiniert und vom ZQP unterstützt wird.
Methoden und Vorgehensweise der ZQP-Analyse
Grundgesamtheit der vorliegenden Analyse sind die Unternehmen in
Deutschland mit 26 oder mehr Mitarbeitern (N = 145.582). Die
Stichprobe von n = 401 Personalentscheidern in Unternehmen in
Deutschland ab 26 Mitarbeitern wurde im Rahmen einer
disproportionalen Quotenauswahl nach Anzahl der Mitarbeiter im
Unternehmen über die drei Größenklassen "26 bis 49 Mitarbeiter", "50
bis 249 Mitarbeiter" und "250 oder mehr Mitarbeiter" gezogen.
Teilnehmen konnte nur, wer zur Grundgesamtheit gehörte. Die
computergestützten Telefoninterviews anhand eines strukturierten
Fragebogens wurden in der Zeit vom 6. August bis 4. September 2018
durchgeführt. Die Stichprobe wurde nach der realen Verteilung der
Unternehmen über die genannten Größenklassen nachgewichtet und ist in
diesem Sinne repräsentativ. Die statistische Fehlertoleranz der
Untersuchung in der Gesamtstichprobe liegt bei +/- 5 Prozentpunkten.
Die vollständige Analyse finden Sie unter www.zqp.de.
Pressekontakt:
Torben Lenz
Tel.030-275 93 95 15
E-Mail: torben.lenz@zqp.de
Original-Content von: Stiftung Zentrum für Qualität in der Pflege, übermittelt durch news aktuell
Schlagwörter
ZQP-Studie , Politik , Unternehmen , Studie , Arbeit , Soziales , Wirtschaft , Stiftung , Governance , Gesundheit / Medizin , Pflege , Gesundheitspolitik , Gesellschaft , Gesundheit , Demenz , Berlin ,
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