24.07.2019 11:18 | Deutsche Umwelthilfe e.V. | Auto / Verkehr
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Deutsche Umwelthilfe präsentiert Ergebnisse von Emissionsmessungen an Lkw im Realbetrieb: Abgassystem jedes 5. Lkw manipuliert oder defekt
Berlin (ots) - Deutsche Umwelthilfe präsentiert alarmierende
Ergebnisse von Straßen-Abgasmessungen, durchgeführt von der
Universität Heidelberg in Kooperation mit dem Verband für die
Transportbranche Camion Pro und mit Unterstützung der Verkehrspolizei
Sachsen - Abgasreinigung bei 20 Prozent der 141 gemessenen Fahrzeuge
defekt oder manipuliert - Vor allem Lkws aus Osteuropa auffällig -
Unterbundene Harnstoff-Einspritzung oder abgeschaltete
Abgasrückführung spart Kosten - Fehlende Anordnung sowie technische
und personelle Ausstattung der Kontrollbehörden öffnen Tür und Tor
für betrügerische Manipulation der Lkw-Abgaskatalysatoren - DUH
fordert effektive behördliche Kontrollen mit sofortiger Stilllegung
auffälliger Fahrzeuge und wirkungsvolle Sanktionen
Jeder fünfte Lkw überschreitet die geltenden Abgasstandards für
Stickoxid (NOx). Das ist das erschreckende Ergebnis von
Abgas-Messungen an insgesamt 140 Euro V und VI Lkw im realen Betrieb
auf der Straße. Besonders Lkw aus Osteuropa waren auffällig. Die
Deutsche Umwelthilfe (DUH) hatte das Institut für Umweltphysik der
Universität Heidelberg beauftragt, die NOx-Emissionen von Lkw im
realen Betrieb zu ermitteln. Die Aktion erfolgte in Zusammenarbeit
mit dem Verband für die Transportbranche Camion Pro. Die
Verkehrspolizei Sachsen unterstütze die Messungen an einem Tag.
Die zu hohen NOx-Werte sind nach Ansicht der DUH auf einen Defekt
oder eine Manipulation der Abgasreinigung durch die Nutzer
zurückzuführen. Daher fordert der Umwelt- und
Verbraucherschutzverband deutlich mehr und effektivere Kontrollen
durch die zuständigen Behörden sowie wirkungsvolle Sanktionen gegen
die Betreiber der Fahrzeuge. Auffällige Fahrzeuge mit zu hohen
Schadstoffemissionen sollten sofort stillgelegt und erst nach einer
nachgewiesenen Reparatur der Abgasreinigungsanlage und einer
anschließenden Prüfung durch die Behörden wieder für den Verkehr
freigegeben werden. Denkbar ist ein Entzug der EU-Lizenzen, eine
Nachzahlung der Mautdivergenzen sowie angemessen hohe Strafzahlungen
wie beispielsweise in der Schweiz. Die Fahrzeuge sollten erst wieder
fahren dürfen, wenn die Zahlungen erfolgt sind.
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH: "Verkehrsminister
Scheuer ist nach EU-Recht verpflichtet, die realen Abgasemissionen
von Fahrzeugen stichprobenhaft zu überprüfen und festgestellte
Verstöße zu verfolgen. Fahrzeuge, die mit derart hohen
Schadstoffemissionen, wie von uns gemessen, die Luft vergiften,
müssen sofort aus dem Verkehr gezogen werden. Das gilt gerade auch
für Lkw, die mehrere hunderttausend Kilometer Laufleistung pro Jahr
haben. Unsere verdeckten Abgasmessungen beim Hinterherfahren der Lkw
zeigen, dass nicht nur im Pkw-Bereich, sondern auch bei den Lkw
bezüglich der realen Dieselabgas-Emissionen getrickst und betrogen
wird. Während andere EU-Staaten zumindest rudimentär kontrollieren
und in der Schweiz bei festgestellten Verstößen Lkw mit manipulierten
Abgasanlagen stilllegt werden, findet in Deutschland keine effektive
Abgaskontrolle von Lkw auf der Straße durch die Behörden statt."
Insgesamt fielen bei dem Test 12 von 40 (bzw. 30 Prozent) Euro V
Lkw und 16 von 100 (bzw. 16 Prozent) Euro VI Lkw mit deutlich zu
hohen NOX-Emissionswerten auf. Somit zeigte jedes fünfte gemessene
Fahrzeuge NOx-Emissionswerte deutlich oberhalb des jeweiligen
Grenzwerts auf.
Die Ergebnisse bewertet Axel Friedrich, der als internationaler
Verkehrsexperte und Leiter des Emissions-Kontroll-Instituts der DUH
die Messungen begleitet hat: "Wenn jeder fünfte getestete Lkw die
Abgasstandards nicht einhält, ist das ein Beleg dafür, dass die
Abgasreinigungsanlage defekt oder manipuliert ist. Angesichts der
Herausforderungen, vor der wir mit Blick auf Luftreinhaltung in
Deutschland und Europa stehen, können wir das nicht akzeptieren. Der
Stand der Technik erlaubt, dass Fahrzeuge dieser Abgasstandards
weitgehend sauber unterwegs sind. Das darf nicht durch betrügerisches
Handeln der Betreiber und fehlende Kontrollen unterwandert werden."
Die Abgasreinigung kann über elektronische Module, sogenannte
Emulatoren, sowie Software-Eingriffe manipuliert werden, sodass die
erforderliche Einspritzung von Harnstoff unterbunden oder die
Abgasrückführung reduziert wird. Die bordeigenen Kontrollsysteme
werden ausgetrickst, sodass das Fahrzeug ohne weitere Fehlermeldung
und ohne funktionierende Abgasreinigung weiterfährt.
Der Umwelt- und Verbraucherschutzverband sieht analog zum
Abgasbetrug im Pkw-Bereich einen Skandal ähnlichen Ausmaßes auch bei
Lkw durch die Spediteure. Im Fokus stehen die Halter der Fahrzeuge,
die manipulierend in die Abgasreinigungssysteme eingreifen. Die DUH
fordert die umgehende Durchführung effektiver Kontrollen der realen
Abgasemissionen auch von Lkw im Betrieb auf der Straße durch die
Autobahnpolizei und das Bundesamt für Güterverkehr (BAG). Dazu
benötigt die Autobahnpolizei neben ausreichenden personellen
Kapazitäten die technische Ausstattung, um Fahrzeuge mit zu hohen
Emissionswerten aufdecken zu können.
Die aktuellen NOx-Abgasmessungen durch das Institut für
Umweltphysik fanden an vier Tagen Ende Mai 2019 auf Autobahnen in
Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Hessen, Thüringen und Sachsen
statt. Die Konzentration von NOX und CO2 in der Abgasfahne hinter den
Lkw wurde während der Fahrt nach dem "Plume Chasing" Verfahren
untersucht. Denis Pöhler vom Institut für Umweltphysik der
Universität Heidelberg erläutert: "Die Emissionen in der verdünnten
Abgasfahne von Lkw können mit dem angewandten Plume Chasing
Messverfahren während der Fahrt hinter dem Lkw identifiziert werden.
Durch die Messung über mehrere Minuten an einem Lkw bei konstanter
Fahrt erhält man einen verlässlichen Emissionswert für das Fahrzeug
mit dem sich feststellen lässt, ob die Abgasanlage korrekt arbeitet
oder nicht."
Andreas Mossyrsch Vorstand von Camion Pro: "Ziel der Untersuchung
war es, das Ausmaß der Abgasmanipulationen bei Lkw aufzudecken. Diese
Manipulationen führen nicht nur zu einer hohen Belastung der Umwelt,
sondern auch zu einer existenzbedrohenden Wettbewerbsverzerrung."
Durch den Einsatz der billigen Manipulationssoftware spart der
Betreiber bei einem Lkw bis zu 1.000 Euro pro Jahr - bei einem großen
Fuhrpark eine ausschlaggebende Summe, die zu einem Vorteil gegenüber
denjenigen führt, die sich an die Regeln halten.
Insgesamt wurden 141 Lkw untersucht. Bei 52 handelt es sich um Lkw
mit deutschem Kennzeichen, die verbleibenden 89 Lkw kommen aus
anderen EU-Staaten oder aus Russland, Weißrussland, Serbien oder der
Türkei. 40 der getesteten Lkw hatten die Abgasnorm Euro V, 100 die
Abgasnorm Euro VI, nur einer die Abgasnorm Euro III. Mehr als 25
Prozent der nicht deutschen Lkw waren bei den Tests auffällig.
Vier Lkw mit auffällig hohen NOX-Emissionen im Realbetrieb wurden
von den Vollzugsbeamten der Verkehrspolizeiinspektion Chemnitz am 27.
Mai 2019 von der Autobahn abgeleitet und einer Kontrolle unterzogen.
Die NOX-Emissionsmessung eines Euro V Lkw des Herstellers MAN
zeigte einen durchschnittlichen Wert von 9539 mg NOx/kWh. Der
Prüfwert inklusive Toleranzmarge liegt bei 3000 mg/kWh. Bei der
Kontrolle durch die Verkehrspolizei ergab das Diagnosegeräte keinen
Rückschluss auf eine Manipulation. Jedoch fielen bei manueller
Überprüfung der Fahrzeugparameter über die
on-Board-Diagnoseschnittstelle viele Unstimmigkeiten auf: Der
Temperatursensor, welcher dazu konzipiert ist, im Fall von extremen
Temperaturen im Abgassystem die Abgasreinigung temporär abzuschalten,
um Schäden an dieser zu verhindern, gab einen Wert von -20 °C aus.
Somit wird die AdBlue Einspritzung unterbunden. Gleichzeitig zeigte
das Fahrzeug eine Außentemperatur von +21,3 °C an. Ein deutlicher
Hinweis für einen manipulierenden Eingriff in die Software.
Einen auffälligen Volvo Lkw Euro VI konnte die Polizei nicht
überprüfen, da das vorhandene Messgerät für diesen Typ nicht geeignet
war. Sven Krahnert, Leiter der Verkehrsüberwachung der
Polizeidirektion Chemnitz, begleitete die Messungen am 27. Mai und
sagt: "Wir benötigen Messtechnik, damit wir bei einem Anfangsverdacht
die Funktion der AdBlue-Anlage unkompliziert überprüfen können."
Die DUH hat bereits seit 2007, viele Jahre vor dem Bekanntwerden
des Abgasbetrugs an Diesel-Pkw, auf die Manipulation der
Abgasreinigungssysteme von Diesel-Pkw durch die Hersteller
hingewiesen. Ebenso hat die DUH in der Vergangenheit auf
betrügerische Machenschaften bei Nachrüstkatalysatoren für Pkw, aber
auch auf illegale Angebote der verbotenen Emulatoren zur Abschaltung
der Harnstoffeinspritzung im Lkw Bereich hingewiesen.
"Am wichtigsten ist der politische Wille, diesem Betrug im
Lkw-Bereich ein Ende zu setzen. Hier sind die Verkehrsminister der
Länder und des Bundes in der Pflicht, den zuständigen Behörden
entsprechende Weisung zu geben. Immerhin handelt es sich nicht um
Kavaliersdelikte. Gerade das Bundesverkehrsministerium und das
Kraftfahrt-Bundesamt spielen hier eine besonders unrühmliche Rolle:
Weder schritten sie gegen von der DUH enttarnte
Betrugs-Nachrüstkatalysatoren oder auch Attrappen von Kats ein, noch
gegen Inverkehrbringer von AbBlue Emulatoren. Die DUH musste jeweils
von ihrem Klagerecht im Rahmen der ökologischen Marktüberwachung
Gebrauch machen und gegen die Firmen vorgehen", so Resch weiter.
Links:
Zum Messbericht: http://l.duh.de/p170724
Pressekontakt:
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer DUH
0171 3649170, resch@duh.de
Dr. Axel Friedrich, Internationaler Verkehrsexperte
0157 71592163, axel.friedrich.berlin@gmail.com
Dr. Denis Pöhler, Institut für Umweltphysik, Universität Heidelberg
06221 546311, 0176 20504718, denis.poehler@iup.uni-heidelberg.de
Andreas Mossyrsch, Vorstand Camion Pro e.V.
089 3160597-0, info@camionpro.eu
Polizeidirektion Chemnitz, Pressestelle
0371 387-2020, pressestelle.pd-c@polizei.sachsen.de
DUH-Pressestelle:
Ann-Kathrin Marggraf, Marlen Bachmann
030 2400867-20, presse@duh.de
www.duh.de, www.twitter.com/umwelthilfe,
www.facebook.com/umwelthilfe, www.instagram.com/umwelthilfe
Original-Content von: Deutsche Umwelthilfe e.V., übermittelt durch news aktuell
Ergebnisse von Straßen-Abgasmessungen, durchgeführt von der
Universität Heidelberg in Kooperation mit dem Verband für die
Transportbranche Camion Pro und mit Unterstützung der Verkehrspolizei
Sachsen - Abgasreinigung bei 20 Prozent der 141 gemessenen Fahrzeuge
defekt oder manipuliert - Vor allem Lkws aus Osteuropa auffällig -
Unterbundene Harnstoff-Einspritzung oder abgeschaltete
Abgasrückführung spart Kosten - Fehlende Anordnung sowie technische
und personelle Ausstattung der Kontrollbehörden öffnen Tür und Tor
für betrügerische Manipulation der Lkw-Abgaskatalysatoren - DUH
fordert effektive behördliche Kontrollen mit sofortiger Stilllegung
auffälliger Fahrzeuge und wirkungsvolle Sanktionen
Jeder fünfte Lkw überschreitet die geltenden Abgasstandards für
Stickoxid (NOx). Das ist das erschreckende Ergebnis von
Abgas-Messungen an insgesamt 140 Euro V und VI Lkw im realen Betrieb
auf der Straße. Besonders Lkw aus Osteuropa waren auffällig. Die
Deutsche Umwelthilfe (DUH) hatte das Institut für Umweltphysik der
Universität Heidelberg beauftragt, die NOx-Emissionen von Lkw im
realen Betrieb zu ermitteln. Die Aktion erfolgte in Zusammenarbeit
mit dem Verband für die Transportbranche Camion Pro. Die
Verkehrspolizei Sachsen unterstütze die Messungen an einem Tag.
Die zu hohen NOx-Werte sind nach Ansicht der DUH auf einen Defekt
oder eine Manipulation der Abgasreinigung durch die Nutzer
zurückzuführen. Daher fordert der Umwelt- und
Verbraucherschutzverband deutlich mehr und effektivere Kontrollen
durch die zuständigen Behörden sowie wirkungsvolle Sanktionen gegen
die Betreiber der Fahrzeuge. Auffällige Fahrzeuge mit zu hohen
Schadstoffemissionen sollten sofort stillgelegt und erst nach einer
nachgewiesenen Reparatur der Abgasreinigungsanlage und einer
anschließenden Prüfung durch die Behörden wieder für den Verkehr
freigegeben werden. Denkbar ist ein Entzug der EU-Lizenzen, eine
Nachzahlung der Mautdivergenzen sowie angemessen hohe Strafzahlungen
wie beispielsweise in der Schweiz. Die Fahrzeuge sollten erst wieder
fahren dürfen, wenn die Zahlungen erfolgt sind.
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH: "Verkehrsminister
Scheuer ist nach EU-Recht verpflichtet, die realen Abgasemissionen
von Fahrzeugen stichprobenhaft zu überprüfen und festgestellte
Verstöße zu verfolgen. Fahrzeuge, die mit derart hohen
Schadstoffemissionen, wie von uns gemessen, die Luft vergiften,
müssen sofort aus dem Verkehr gezogen werden. Das gilt gerade auch
für Lkw, die mehrere hunderttausend Kilometer Laufleistung pro Jahr
haben. Unsere verdeckten Abgasmessungen beim Hinterherfahren der Lkw
zeigen, dass nicht nur im Pkw-Bereich, sondern auch bei den Lkw
bezüglich der realen Dieselabgas-Emissionen getrickst und betrogen
wird. Während andere EU-Staaten zumindest rudimentär kontrollieren
und in der Schweiz bei festgestellten Verstößen Lkw mit manipulierten
Abgasanlagen stilllegt werden, findet in Deutschland keine effektive
Abgaskontrolle von Lkw auf der Straße durch die Behörden statt."
Insgesamt fielen bei dem Test 12 von 40 (bzw. 30 Prozent) Euro V
Lkw und 16 von 100 (bzw. 16 Prozent) Euro VI Lkw mit deutlich zu
hohen NOX-Emissionswerten auf. Somit zeigte jedes fünfte gemessene
Fahrzeuge NOx-Emissionswerte deutlich oberhalb des jeweiligen
Grenzwerts auf.
Die Ergebnisse bewertet Axel Friedrich, der als internationaler
Verkehrsexperte und Leiter des Emissions-Kontroll-Instituts der DUH
die Messungen begleitet hat: "Wenn jeder fünfte getestete Lkw die
Abgasstandards nicht einhält, ist das ein Beleg dafür, dass die
Abgasreinigungsanlage defekt oder manipuliert ist. Angesichts der
Herausforderungen, vor der wir mit Blick auf Luftreinhaltung in
Deutschland und Europa stehen, können wir das nicht akzeptieren. Der
Stand der Technik erlaubt, dass Fahrzeuge dieser Abgasstandards
weitgehend sauber unterwegs sind. Das darf nicht durch betrügerisches
Handeln der Betreiber und fehlende Kontrollen unterwandert werden."
Die Abgasreinigung kann über elektronische Module, sogenannte
Emulatoren, sowie Software-Eingriffe manipuliert werden, sodass die
erforderliche Einspritzung von Harnstoff unterbunden oder die
Abgasrückführung reduziert wird. Die bordeigenen Kontrollsysteme
werden ausgetrickst, sodass das Fahrzeug ohne weitere Fehlermeldung
und ohne funktionierende Abgasreinigung weiterfährt.
Der Umwelt- und Verbraucherschutzverband sieht analog zum
Abgasbetrug im Pkw-Bereich einen Skandal ähnlichen Ausmaßes auch bei
Lkw durch die Spediteure. Im Fokus stehen die Halter der Fahrzeuge,
die manipulierend in die Abgasreinigungssysteme eingreifen. Die DUH
fordert die umgehende Durchführung effektiver Kontrollen der realen
Abgasemissionen auch von Lkw im Betrieb auf der Straße durch die
Autobahnpolizei und das Bundesamt für Güterverkehr (BAG). Dazu
benötigt die Autobahnpolizei neben ausreichenden personellen
Kapazitäten die technische Ausstattung, um Fahrzeuge mit zu hohen
Emissionswerten aufdecken zu können.
Die aktuellen NOx-Abgasmessungen durch das Institut für
Umweltphysik fanden an vier Tagen Ende Mai 2019 auf Autobahnen in
Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Hessen, Thüringen und Sachsen
statt. Die Konzentration von NOX und CO2 in der Abgasfahne hinter den
Lkw wurde während der Fahrt nach dem "Plume Chasing" Verfahren
untersucht. Denis Pöhler vom Institut für Umweltphysik der
Universität Heidelberg erläutert: "Die Emissionen in der verdünnten
Abgasfahne von Lkw können mit dem angewandten Plume Chasing
Messverfahren während der Fahrt hinter dem Lkw identifiziert werden.
Durch die Messung über mehrere Minuten an einem Lkw bei konstanter
Fahrt erhält man einen verlässlichen Emissionswert für das Fahrzeug
mit dem sich feststellen lässt, ob die Abgasanlage korrekt arbeitet
oder nicht."
Andreas Mossyrsch Vorstand von Camion Pro: "Ziel der Untersuchung
war es, das Ausmaß der Abgasmanipulationen bei Lkw aufzudecken. Diese
Manipulationen führen nicht nur zu einer hohen Belastung der Umwelt,
sondern auch zu einer existenzbedrohenden Wettbewerbsverzerrung."
Durch den Einsatz der billigen Manipulationssoftware spart der
Betreiber bei einem Lkw bis zu 1.000 Euro pro Jahr - bei einem großen
Fuhrpark eine ausschlaggebende Summe, die zu einem Vorteil gegenüber
denjenigen führt, die sich an die Regeln halten.
Insgesamt wurden 141 Lkw untersucht. Bei 52 handelt es sich um Lkw
mit deutschem Kennzeichen, die verbleibenden 89 Lkw kommen aus
anderen EU-Staaten oder aus Russland, Weißrussland, Serbien oder der
Türkei. 40 der getesteten Lkw hatten die Abgasnorm Euro V, 100 die
Abgasnorm Euro VI, nur einer die Abgasnorm Euro III. Mehr als 25
Prozent der nicht deutschen Lkw waren bei den Tests auffällig.
Vier Lkw mit auffällig hohen NOX-Emissionen im Realbetrieb wurden
von den Vollzugsbeamten der Verkehrspolizeiinspektion Chemnitz am 27.
Mai 2019 von der Autobahn abgeleitet und einer Kontrolle unterzogen.
Die NOX-Emissionsmessung eines Euro V Lkw des Herstellers MAN
zeigte einen durchschnittlichen Wert von 9539 mg NOx/kWh. Der
Prüfwert inklusive Toleranzmarge liegt bei 3000 mg/kWh. Bei der
Kontrolle durch die Verkehrspolizei ergab das Diagnosegeräte keinen
Rückschluss auf eine Manipulation. Jedoch fielen bei manueller
Überprüfung der Fahrzeugparameter über die
on-Board-Diagnoseschnittstelle viele Unstimmigkeiten auf: Der
Temperatursensor, welcher dazu konzipiert ist, im Fall von extremen
Temperaturen im Abgassystem die Abgasreinigung temporär abzuschalten,
um Schäden an dieser zu verhindern, gab einen Wert von -20 °C aus.
Somit wird die AdBlue Einspritzung unterbunden. Gleichzeitig zeigte
das Fahrzeug eine Außentemperatur von +21,3 °C an. Ein deutlicher
Hinweis für einen manipulierenden Eingriff in die Software.
Einen auffälligen Volvo Lkw Euro VI konnte die Polizei nicht
überprüfen, da das vorhandene Messgerät für diesen Typ nicht geeignet
war. Sven Krahnert, Leiter der Verkehrsüberwachung der
Polizeidirektion Chemnitz, begleitete die Messungen am 27. Mai und
sagt: "Wir benötigen Messtechnik, damit wir bei einem Anfangsverdacht
die Funktion der AdBlue-Anlage unkompliziert überprüfen können."
Die DUH hat bereits seit 2007, viele Jahre vor dem Bekanntwerden
des Abgasbetrugs an Diesel-Pkw, auf die Manipulation der
Abgasreinigungssysteme von Diesel-Pkw durch die Hersteller
hingewiesen. Ebenso hat die DUH in der Vergangenheit auf
betrügerische Machenschaften bei Nachrüstkatalysatoren für Pkw, aber
auch auf illegale Angebote der verbotenen Emulatoren zur Abschaltung
der Harnstoffeinspritzung im Lkw Bereich hingewiesen.
"Am wichtigsten ist der politische Wille, diesem Betrug im
Lkw-Bereich ein Ende zu setzen. Hier sind die Verkehrsminister der
Länder und des Bundes in der Pflicht, den zuständigen Behörden
entsprechende Weisung zu geben. Immerhin handelt es sich nicht um
Kavaliersdelikte. Gerade das Bundesverkehrsministerium und das
Kraftfahrt-Bundesamt spielen hier eine besonders unrühmliche Rolle:
Weder schritten sie gegen von der DUH enttarnte
Betrugs-Nachrüstkatalysatoren oder auch Attrappen von Kats ein, noch
gegen Inverkehrbringer von AbBlue Emulatoren. Die DUH musste jeweils
von ihrem Klagerecht im Rahmen der ökologischen Marktüberwachung
Gebrauch machen und gegen die Firmen vorgehen", so Resch weiter.
Links:
Zum Messbericht: http://l.duh.de/p170724
Pressekontakt:
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer DUH
0171 3649170, resch@duh.de
Dr. Axel Friedrich, Internationaler Verkehrsexperte
0157 71592163, axel.friedrich.berlin@gmail.com
Dr. Denis Pöhler, Institut für Umweltphysik, Universität Heidelberg
06221 546311, 0176 20504718, denis.poehler@iup.uni-heidelberg.de
Andreas Mossyrsch, Vorstand Camion Pro e.V.
089 3160597-0, info@camionpro.eu
Polizeidirektion Chemnitz, Pressestelle
0371 387-2020, pressestelle.pd-c@polizei.sachsen.de
DUH-Pressestelle:
Ann-Kathrin Marggraf, Marlen Bachmann
030 2400867-20, presse@duh.de
www.duh.de, www.twitter.com/umwelthilfe,
www.facebook.com/umwelthilfe, www.instagram.com/umwelthilfe
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Schlagwörter
Klimaschutz , Verkehr , Transport , Diesel , Auto , Camion Pro , Abgasmessung , Politik , Umwelt , Auto / Verkehr ,
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